Werder – Schalke 1:1: Absurde VAR-Entscheidung in der 96. Minute bringt Schalke um den Sieg
21. November 2021Durch eine „krasse Fehlentscheidung“, so ein wütender Rouven Schröder nach dem Abpfiff, erzielt Bremen in der 99. Spielminute den Ausgleich. Zuvor hatte sich Simon Terodde mit dem Tor zum 0:1 zum alleinigen Rekordtorschützen der zweiten Bundesliga gekrönt. Knapp 4.000 mitgereiste Schalker Fans haben Schaum vor dem Mund und bauen ihr Team wieder auf…
Das Chaos vor dem Spiel geht zur Abwechslung einmal nicht von Schalke aus; vielmehr treten Werder-Coach Markus Anfang und sein Cotrainer am Morgen des Spieltags aufgrund strafrechtlicher Ermittlungen um mutmaßlich gefälschte Impfpässe zurück. In den königsblauen SocialMedia-Kanälen wird eifrig diskutiert, ob Schalke diese Situation wohl ausnutzen kann…
Ey, wo sind die Fischbrötchen?
Am frühen Abend stehen sich dann im Bremer Nieselregen zahlreiche Blau- und Grünweiße friedlich an den Haltestellen der Shuttlebusse am Hemelinger Hafendamm Seite an Seite die Beine in den Bauch. Die Hoffnung, dass vielleicht aufgrund der Coronapandemie mehr Busse eingesetzt werden, erfüllt sich leider nicht, die Gefährte sind voll wie eh und je. Immerhin: Die Masken bleiben auf und keiner singt.
Am Stadion angekommen gibt’s die nächste große Enttäuschung für die Gäste aus dem Ruhrpott: Die Imbissbuden rund um das Stadion sind verschwunden, die erhofften leckeren Fischbrötchen fallen aus. Der guten Laune der Schalker in den Warteschlangen tut das keinen Abbruch: „Heimspiel in Bremen“, „Alle Bremer stinken weil sie aus der Weeeeser trinken“ und „Wooo ist euer Trainer hin?“ sind unüberhörbar. Dazu kommt jede Menge königsblaues Liedgut wie „Schalke ist die Macht“.
Die 2G-Kontrolle ist akribisch, auch die Personalisierung der Tickets wird gecheckt. Im Stadion zeigt sich, dass nicht nur der Gästebereich voll ist, sondern auch die angrenzenden Blöcke auf der Gegengeraden fest in Ruhrpotthand sind. Gemeinsam wird sich über das Schnick-Schnack-Schnuck-Spiel auf der Anzeigetafel und Markus Anfang amüsiert: „Markus Anfang hat kein‘ Impfpass mehr…“. „Ohne Schalke wär hier gar nix los“ darf natürlich auch bei keinem Auswärtsspiel fehlen.
Antäuschen und abbrechen
Die Torhüter Fraisl und Fährmann werden frenetisch begrüßt, danach folgt die Mannschaft. Die Durchsagen zu den AHA-Regeln und zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes werden allgemein akzeptiert; dass jedoch unser Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“ nur kurz angetäuscht und nach einer halben Strophe wieder abgebrochen wird, führt zu einigen „Uhrensohnverein“-Sprechchören. „Whatever you want” wird dann kurzerhand blauweiß gekapert.
Die Schalker Aufstellung läuft kurz und trocken unter „Besuch“. Dimitrios Grammozis setzt wie bereits gegen Darmstadt auf Fraisl, Thiaw, Itakura, Kaminski, Aydin, Palsson, Ouwejan, Drexler, Latza, Terodde und Bülter; Zalazar muss wieder auf der Bank Platz nehmen. Bei Einblendung der Schiedsrichter beschleichen einige Schalker böse Ahnungen, schließlich haben sowohl Stieler als auch Dingert schon dicke Fehlentscheidungen gegen Schalke verantwortet.
Die Lautsprecheranlage plärrt „Der Meiiiiiister von der Weser“, dazu gibt es die Aufstellung des „Teams“, von den Gästefans natürlich alle verbal in die Familie der Enddarmausgänge einsortiert. Zum Einlaufen der Mannschaften zeigt die Osttribüne eine grün-weiße Choreo, die von „Magico Werder“ zu „Infamous Youth 15“ wechselt: „Our will is unbreakable!“
Umkämpfte erste Halbzeit
Beide Mannschaften gehen motiviert zur Sache, ohne dass dabei in den ersten Minuten auf dem nassen Rasen echte Torchancen bei herumkämen. Angefeuert mit „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ holt Bülter nach sieben Minuten die erste Ecke raus, diese bringt jedoch nichts ein. Die erste gute Chance hat dann Torjäger Terodde, doch sein Schuss von der rechten Strafraumgrenze geht haarscharf am langen Pfosten vorbei (11.).
Beide Kurven unterstützen ihre Jungs; „Nur der SVW“, „Vorwärts FC Schalke, schieß ein Tor für uns“, ein Wechselgesang Werder! – Bremen! und die asozialen Schalker wechseln sich ab. Zwei weitere Ecken für Schalke bringen nichts ein; Aydin sieht für eine herzhafte Grätsche gegen Bittencourt die erste gelbe Karte der Partie, was sofort wieder zu einigen Anleihen auf dem Bauernhof führt. Der folgende Freistoß landet zwar durchaus gefährlich im Schalker Strafraum, wird aber nicht verwertet.
Gelb, gelb, gelb
Bei einem Zweikampf prallen Drexler und Agu mit den Köpfen zusammen und müssen behandelt werden, können aber beide mit Brummschädel weiterspielen. Kurze Zeit drauf schnappt sich Terodde einen Ballverlust von Groß, trifft das Leder aber nicht richtig. Im Gegenzug gibt es die erste dicke Chance für Werder über Bittencourt, Schmid, Ducksch und Füllkrug, aber Palsson kann auf der Linie klären (32.).
Auch Kapitän Latza wird verwarnt, weil er Gruev umschubst. Der Gästeblock ist derweil bei den Ruhrpottkanaken und „Kohle unter unsren Füßen“ angelangt; gegenüber gehen Transparente hoch „Fight Fortress Europe – Refugees welcome“. Auf dem Rasen geraten derweil Palsson und Toprak aneinander, weil der Schalker seinen Gegner weggrätscht. Für ihn gibt es dunkelgelb, im folgenden Rudel holt sich auch noch Füllkrug eine Verwarnung ab. Toprak kann nach kurzer Behandlung weitermachen. Zwei kleine Vorstöße von Werder später geht es mit einem leistungsgerechten 0:0 in die Kabinen.
Terodde knackt den Rekord
Die Pausendiskussionen drehen sich mehrheitlich um „hoffentlich holt Grammozis die gelbbelasteten Spieler schnell vom Platz und wartet nicht wieder bis zur 85. Minute“ und siehe da, der Wunsch wird zumindest teilweise erfüllt: Bei Wiederanpfiff kommt Zalazar für Palsson. Das Spiel geht nach wie vor hauptsächlich zwischen den beiden Strafräumen hin und her, Ecken auf beiden Seiten führen nicht zu dem ersehnten Treffer. Am aussichtsreichsten setzt sich noch Füllkrug in Szene, doch sein Aufsetzer geht über die Querlatte (58.).
Die Fans sind derweil nicht untätig, der Gästeblock feiert Oppa Pritschikowski mit allen drei Strophen ab, „Nur der SVW“ hält dagegen. Ein weiteres Transparent mahnt „Fight Anti-Transgender Violence“. Das folgende große Banner „Weserstadion unantastbar“ kennen auch die Schalker bereits von früheren Besuchen, offenbar hat man in Bremen den Verkauf des Stadionnamens an Wohninvest noch nicht ganz verknust. Ein kurzes erstes Gastspiel des VAR wegen eines möglichen Handspiels wird von beiden Kurven einträchtig mit „Schei** DFB!“ kommentiert. Hinter dem Gästeblock explodiert zudem ein fetter Kanonenschlag und lässt alle zusammenzucken.
Es folgen Chancen für Ducksch (63.) und Aydin f(66.), dann wechseln beide Trainer mehrfach: Bei Schalke kommen Pieringer für Bülter, Latza für Flick und wenig später Idrizi für Drexler, bei Werder ersetzen Schönfelder und Dinkci Schmid und Bittencourt.
Die nächste dicke Möglichkeit hat Thiaw, doch sein schulmäßiger Kopfball nach Ouwejan-Freistoß verfehlt das Tor knapp. Aber dann: Zalazar wemst aus 25 Metern Entfernung aufs Tor, Pavlenka kann nur nach vorne abklatschen, dort steht aber Terodde und macht mit dem Kopf das 0:1 (82.) – sein 154. Zweitligator insgesamt, das ist der alleinige Rekord! Begeisterung und Erleichterung im Gästeblock schlagen hohe Wellen, das Bier fliegt tief. Die Mannschaft stürmt vor den Block und feiert ihren Rekordmann, „der FC Schalke wird deutscher Meister und wir holen den Pokal“ schallt begeistert zurück.
Unfassbare Fehlentscheidung – Dummheit oder Absicht?
Die Stimmung in den Gästeblöcken ist prima, auch wenn Werder noch einmal alles nach vorne wirft, denn die königsblaue Abwehr steht jetzt wieder sicher. Matriciani kommt für Aydin ins Spiel, Weiser und Assalé ersetzen Agu und Mbom. Die Stadionsprecherin bittet, nach dem Spiel zunächst die Besucher im Unterrang das Stadion verlassen zu lassen, damit das Gedränge auf den Treppen nicht zu groß wird.
Die Nachspielzeit wird mit vier Minuten angesetzt; Pieringer sieht gelb. Dann der absolute Aufreger des Tages: Als alle Schalker schon den Abpfiff fordern, kommt Assalé bei einem Laufduell mit Matriciani zu Fall – und Stieler lässt zunächst zu Recht weiterlaufen, schaut sich die Szene nach einem Anruf des Kölner Kellers aber noch einmal an und entscheidet zum allgemeinen Unverständnis in der 90+6. Minute auf Foulelfmeter, obwohl Matriciani Assalé nicht berührt und dieser vorher sogar noch den Ball mit dem Unterarm mitgenommen hat. Eine krasse Fehlentscheidung, ist das noch Dummheit oder schon Absicht? Auch Coach Grammozis regt sich so lautstark auf, dass er direkt auch noch Gelb bekommt.
Füllkrug lässt sich diese Chance nicht entgehen und verwandelt den Elfer in der 90+9. Minute (!) sicher zum 1:1-Endstand. Die Bremer jubeln; die Schalker Mannschaft ist beim Gang vor die Kurve noch sichtlich geschockt, bekommt dort aber deutliche verbale Streicheleinheiten, auch Terodde wird gefeiert. Alle eint das Gefühl „zusammen gegen den Rest der Welt und die Fußballmafia“.
Schröder und Grammozis wütend
In der folgenden Pressekonferenz nehmen dann auch Rouven Schröder und Dimitrios Grammozis kein Blatt vor den Mund: „Einfach unglaublich. Der Elfmeter war heute eine absolute Frechheit, wie ich sie noch nie erlebt habe.“ (Grammozis) und „Wenn er ihn gleich pfeift, verstehe ich es. Wenn er dann rausgeht, und sich nach längerem Zuschauen so sicher ist, ist das eine der krassesten Fehlentscheidungen, die ich jemals gesehen habe!“ (Schröder) lautet das vernichtende Urteil – endlich einmal Klartext gegenüber einer ganzen Serie von Fehlentscheidungen gegen Schalke.
Durch diese zwei gestohlenen Punkte fällt Schalke in der Tabelle auf Rang 7. Dass der DFB die absurde Entscheidung revidiert, ist nicht zu erwarten, aber Schalke sollte alles dransetzen, dass diese beiden Schiedsrichter nicht mehr bei Spielen mit Schalker Beteiligung pfeifen oder auf den Videoschirm gucken dürfen!!!