Schalke – Leipzig 0:5: Einzigartige Reaktion der Nordkurve auf die höchste Heimniederlage seit fast 40 Jahren
23. Februar 2020Fußball für Vereine und Fans statt für Konzerne und Kunden
Mit „Immer wieder S 04“ geht es pünktlich in die Pause. Auch wenn die meisten Fans erkannt haben, dass Leipzig offensiv heute deutlich gefährlicher ist: Die Hoffnung auf den Ausgleich lebt…
Für die Abteilung Fanbelange blickt Thomas Kirschner auf die barrierefreie Auswärtsfahrt nach Mainz zurück. Interessierte Schalke können sich zudem für ein Kabinengespräch mit Alexander Jobst am 11. März und/oder den Plausch „Anne Theke“ mit Michael Reschke 12. März bewerben. Auch die Zeiten für den Entlastungszug zum nächsten Auswärtsspiel in Köln stehen fest: Los geht’s um 14.20 Uhr auf Gleis 25 des Gelsenkirchener Hauptbahnhofs, zurück um 21.41 Uhr ab Köln-Deutz.
Pünktlich zu Beginn der zweiten Halbzeit erscheinen in der
Nordkurve zwei große Transparente „IHR WERDET SEHEN, DA WIRD RB UNTERGEHEN“ und
„FUSSBALL FÜR VEREINE UND FANS, STATT FÜR KONZERNE UND KUNDEN!“, der K-Block
schickt noch „F*ck Red Bull* hinterher. David Wagner hat unterdessen Erbarmen
mit Rabbi Matondo und ersetzt ihn durch Ahmed Kutucu.
Das Verhängnis nimmt seinen Lauf
Die erste Viertelstunde nach dem Seitenwechsel sieht aus
Schalker Sicht gar nicht sooo übel aus, Torchancen bleiben dennoch Mangelware. „Zu
„Schalke, nur Du alleine“ kommt Alessandro Schöpf für den ausgepowerten
McKennie auf das Feld. Die Nordkurve intoniert „Schalke 04 für jetzt und alle
Zeit“ und „Hier regiert der S 04“ – nun ja, vielleicht sollte er seine
Regentschaft dann etwas aktiver gestalten…?
Doch daraus wird nichts, denn ausgerechnet Timo Werner hat nach Vorarbeit von Nkunku
alle Zeit und Platz der Welt, sich den Ball zurechtzulegen und abzuziehen. Das 0:2
in der 61. Minute, ist das bereits die Vorentscheidung…?
Die Kurve pfeift auf den Spielstand und schickt einen „Mythos vom Schalker Markt“ und „Blau und Weiß ein Leben lang“ zu der nach wie vor unhörbaren Gästekurve hinüber – angeblich sollen knapp 2.000 der 61.433 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Arena Gästefans sein…?
Eine halbe Stunde des Grauens
Leipzig lässt trotz des dürftigen Supports und der immer wieder aufflammenden Beschimpfungen nicht locker: Nübel rettet gegen Poulsen, Kabak gegen Werner, gegen Halstenberg rettet keiner mehr. In der 68. Minute köpft er eine Nkunku-Ecke zum 0:3 in die Maschen.
Auf den Sitzplatztribünen setzt eine große Abwanderungswelle ein, die Nordkurve hingegen intoniert „Wir sind die Fans, die auch zu Dir steh’n, wenn Du verlierst, Du bist mehr als nur ein Club, Schalke meine Sucht“, eher ein Zeichen für Vereinsliebe als für Hoffnung auf die Wende. Gregoritsch kommt für Serdar, der sich nach nur wenigen Tagen im Training noch vergleichsweise gut geschlagen hat. Upamecano kassiert nach rüdem Einsteigen gegen Raman nur Gelb.
Erneut Nkunku leitet den nächsten Treffer ein, Angelino vollendet, wobei Jonjoe Kenny keine gute Figur abgibt. 0:4 (80.), eigentlich eine beliebte Zahlenkombination, aber bitte nicht so…
Die Nordkurve startet jetzt eine Dauerschleife von „S 04, wir sind hier, wir sind da, jedes Spiel, ist doch klar, ob ganz unten, oder oben, scheißegal, wir sind da…“, und lässt sich dabei weder vom 0:5 durch Forsberg nach Nkunku-Vorlage (89.) noch dem pünktlichen Schlusspfiff stören. Aus.
Das kann man nicht erklären, das ist Schalke!
Das 0:5 ist nicht weniger als die höchste Bundesliga-Heimniederlage seit Mai 1981 (damals gab es ein 0:6 gegen den VfL Bochum) und die verbliebenen Zuschauer in der Arena fühlen sich reichlich besch…eiden. Ein unbefangener Beobachter hingegen sähe eine Auswärtsmannschaft, die 30 Sekunden halbherzig in ihre Kurve winkt – und eine Heimmannschaft, der minutenlang „wir sind da, jedes Spiel, ist doch klar, ob ganz unten, oder oben, scheißegal, wir sind da…“ und diverse gebrüllte Aufmunterungen entgegenschallen. Keine Pfiffe, keine Vorwürfe. Das kann man nicht erklären, das ist Schalke!
Die Nordkurve beweist damit einmal mehr enormes Fingerspitzengefühl, denn Beschimpfungen und Pfiffe haben seltenst eine verunsicherte Mannschaft besser gemacht. Die sportliche Führung muss sich dennoch fragen, wie solch ein unterirdischer Auftritt zustande kommen kann und warum die Mannschaft plötzlich die Tugenden der Vorrunde und des Sieges gegen Gladbach nicht mehr „auf die Straße bringen“ kann. 3:24 Torschüsse in einem Heimspiel sind bitter; auch, dass Leipzig trotz des CL-Spiels unter der Woche 6,5 Kilometer mehr gelaufen ist, muss nachdenklich stimmen. Nächste Woche in Köln muss buchstäblich der Bock umgestoßen werden, damit Schalke nicht die Nerven auch der treuesten Anhänger überstrapaziert und aus den europäischen Rängen rutscht…
[…] wurde erkennbar, wie unterschiedlich die Zuschauer in der Veltins-Arena mit der sich abzeichnenden Klatsche gegen den ungeliebten Brauseclub umgehen: Auf den Sitzplatztribünen setze eine massive […]