Schalke – Kaiserslautern 3:0: Fans bejubeln Sieg über neun Lauterer
6. August 2023Der FC Schalke 04 gewinnt das erste Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern letztlich verdient mit 3:0 (1:0) und profitiert dabei von zwei Platzverweisen gegen die Gäste. Die Fans bejubeln die ersten drei Punkte ausgelassen. Susanne Hein-Reipen über einen unterhaltsamen Abend.
Schon bei der Anreise sehen etliche Schalker Rot und es wird klar: Trotz Mistwetter haben sich sehr viele „Teufel“ aus der Pfalz auf den Weg in den Ruhrpott gemacht. Über 6.000 von den insgesamt 61.801 Zuschauern werden es am Ende, die ihr Team über die volle Distanz supporten und damit klar zu den besten Auswärtsfans der letzten Jahre in der Veltins-Arena gehören.
Das „Vorglühen“ an den einschlägigen Treffpunkten leidet unter gelegentlichen Regenschauern, trotzdem sind Wiedersehensfreude und Vorfreude groß. Beim Einlass in die Arena gibt es trotz etlicher Lautsprecherdurchsagen, dass sich die Fans mit Nordkurvenkarten bitte an den gekennzeichneten Drehkreuzen anstellen mögen, zunächst ein leichtes Chaos, denn weder der Info des Vereins noch den Durchsagen ist zu entnehmen, dass an diesen Kreuzen auch an den Eingängen hinter Haupttribüne und Gegengerade NUR Stehplatzinhaber reinkommen, was zu deutlich längeren Schlangen für die erheblich zahlreicheren Sitzer führt.
Choreoverbot führt zu Unmut
An den Aufgängen verteilen die Ultras Gelsenkirchen Flyer, auf denen sie das von Polizei und Feuerwehr Gelsenkirchen verhängte Choreoverbot scharf kritisieren. Das erste Heimspiel, dazu Topspiel am Samstagabend hätte den perfekten Rahmen für eine geplante Choreo geboten, doch diese wurde wegen des dabei kurzfristig zugehängten Fensters der Sicherheitszentrale in der Nordkurve nicht genehmigt – was in den vergangenen zwanzig Jahren nie problematisch war… Die Ultras fordern, die „Schikanen“ und den „Kleinkrieg“ der Sicherheitsbehörden, die sich bereits in der vergangenen Saison nach der aufsehenerregenden Choreo mit dem von Rauch blaugefärbten Trikot gezeigt haben, umgehend zu beenden.
Auf dem neuen Rasen begrüßen Quatscher Dirk und Maskottchen Erwin zunächst die „Emsland Outlaws“ und die „Schalke Freunde Damme“ zum Fanspiel, weiter geht es unter anderem mit Olaf Thon, den ersten lebenslangen Mitgliedern und dem Veltins-Generalbevollmächtigtem Erwin Huber, der für eine launige Rede und die „Rettung in der Not“ des Trikotsponsors lautstarken Applaus und „Schalke 04“-Sprechchöre erntet.
Debüts für Tempelmann und Baumgartl
Der FCK kommt als erstes zum Warmmachen auf den Rasen, die Schalker folgen, angeführt von Kapitän Terodde. Die Statistiken sprechen für Königsblau, das auch das letzte Aufeinandertreffen im März 2012 mit 4:1 gewann.
Auf die Aufstellung der Gäste folgen das Steigerlied und akustische Grüße nach Enschede und „Schalke und der FCN“, dann tauschen die beiden Kurven Höflichkeiten à la „Lautern-Schweine“ und „Auswärtssieg!“ aus. Beim Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“ gehen Schals, Fahnen und Doppelhalter in die Höhe, endlich wieder!!!
Chefcoach Thomas Reis setzt als Startelf auf Müller, Brunner, Baumgartl, Kaminski, Ouwejan, Schallenberg, Tempelmann, Ouédraogo, Drexler, Karaman und Terodde. Zum Einlaufen der Mannschaften erscheint in der Nordkurve ein Banner mit der Aufschrift „Choreoverbot aufheben! Sofort!“, im Oberrang der Gegengeraden hängt ein weiteres Spruchband „Nur ein Ziel, sonst keins: Schalke zurück in Liga 1!“ Der Gästeblock zeigt eine Auswärtschoreo; aus „Betze-Fans Kaiserlautern“ wird „Nur nach vorne Kaiserslautern, dazu gibt’s im Unterrang rote Fahnen und Rauchtöpfe im Dutzend billiger. Um den wabernden Qualm besser abziehen zu lassen, wird das zuvor geschlossene Arenadach einen Spalt geöffnet.
Terodde mit dem nächsten Zweitligarekord
Die Nordkurve startet schwungvoll mit dem Wechselgesang Schalke! – Nullvier! und „Eine Stadt erstrahlt in Blau“, auch der Lauterer Anhang mischt lautstark mit. Auf dem Spielfeld bemüht sich Schalke ebenfalls, die tonangebende Mannschaft zu sein, doch die ersten Möglichkeiten gehen an die Gäste, aber Müller ist gegen den Distanzschuss von Ritter (4.) und einer schönen Flanke von Puchacz (7.) auf dem Posten.
Die ersten Ecken für beide Teams bringen nichts ein, die Nordkurve fordert „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ und „Für Deine Farben leben und sterben wir“. Nach einem Foul von Raschl an Karaman an der linken Strafraumgrenze gibt es einen Freistoß, den Ouwejan gekonnt in den Fünfer schnibbelt, wo Terodde seinem Bewacher entwischt und per Kopf zum 1:0 (13.) einnickt. Ein Leben laaaaaaang…! Damit hat der Zweitligarekordtorschütze saisonübergreifend in neun aufeinanderfolgenden Spielen mindestens einen Treffer erzielt.
Luthe sieht Rot
In der Folgezeit entwickelt sich ein hitziges und unterhaltsames Spiel, aber weder Terodde (15.) und Ouwejan (23.) noch Ritter (19.) und Zimmer (20.) können sich entscheidend durchsetzen. Beide Lager supporten lautstark weiter, die Nordkurve mit „Stadion geh’n, im Pappbecher Bier“ und „Schalke ist die Macht“. Nach einem Foul von Tomiak an Tempelmann entwickelt sich ein Wortgefecht zwischen Niehues und Terodde. Schiedsrichter Osmers belässt es bei Ermahnungen an alle Beteiligte, von der Nordkurve quittiert mit „Wir singen Schei** Kaiserslautern!“.
Kurz darauf muss Müller wieder seine exzellente Form zeigen: Ritter leitet einen Querpass weiter auf Raschl, der sich elegant um die eigene Achse dreht und abzieht, Müller lenkt den Ball mit einer kleinen Flugeinlage an den rechten Pfosten (31.). Auch die beiden folgenden Ecken der Gäste werden sichere Beute des Schalker Keepers, der dabei einen unsanften Bodycheck von Tomiak kassiert. Kaminski stellt den „Übeltäter“ etwas zu heftig zur Rede, was beiden Gelb einträgt.
Akustisch geht es mit „Wir lieben alle nur den FC Schalke“ und „Auf geht’s Schalke kämpfen und siegen“ weiter, dann schlagen die Wogen wieder höher: Ein weiter Abschlag von Müller landet bei Ouwejan, der im Gegensatz zu drei königsblauen Kollegen nicht im Abseits steht und der kompletten FCK-Defensive davonlaufen will. Luthe holt ihn dabei als letzter Mann unsanft von den Beinen und darf folgerichtig mit glatt Rot wegen Notbremse vorzeitig duschen gehen (39.). Gästecoach Dirk Schuster bringt daraufhin Ersatzkeeper Krahl für Puchacz, der Karaman den fälligen Freistoß wegschnappen kann. Die dreiminütige Nachspielzeit ergibt mehrere Schalker Ecken in Folge, jedoch kein Tor.
Da war’n es nur noch Neun…
Die Halbzeitführung wird beim Pausenbier auf Schalker Seite allseits gutgelaunt begrüßt, spielerisch darf da aber gerne noch etwas mehr kommen. Die Schalker in der Fanbox geben stimmlich alles, letztes Hemd inklusive. Für das Team Fanbelange plaudert Thomas Kirschner unter anderem über MitGEredet mit André Hechelmann und die beiden anstehenden Auswärtsspiele in Braunschweig.
Zum Wiederanpfiff kommt Seguin für den mit der robusten Lauterer Gangart etwas überforderten Ouédraogo; der Gästeblock lässt pyrotechnisch die Muskeln spielen und feuert neben zahlreichen Bengalos etliche Raketen ab. Die Nordkurve setzt weiter auf Stimmkraft und intoniert „Hier regiert der S 04“ und „Immer wieder S 04“.
Schalkes Vorstöße über Seguin (46.) und Ouwejan (53.) führen nicht zu Toren. Als nächstes marschiert Brunner an Tomiak vorbei, der ihn regelwidrig am Trikot bremsen will und dafür von Osmers die Ampelkarte sieht (57.) und unter höhnischen „Auf Wiederseh’n!“-Rufen der Schalker Fans vom Platz schleicht. Der anschließende Freistoß von Ouwejan landet in den Armen von Krahl.
Schalke tut sich schwer, schaukelt die drei Punkte aber nach Hause
Mit nunmehr zwei Mann Überzahl fordert die Nordkurve „Auf geht’s Schalke schieß ein Tor“, doch Lautern denkt immer noch nicht daran, sich zum Sterben hinzulegen und kommt durch Ache vor das Tor von Müller (60.). Danach schicken beide Trainer mit Lasme für Tempelmann sowie Zuck für Ritter und Opoku für Redondo frisches Personal auf das Spielfeld.
In der 65. Minute spielt sich Karaman schön frei und hat das 2:0 auf dem Fuß, aber Krahl taucht rechtzeitig ab. Die Gäste erkämpfen sich, frenetisch angefeuert von ihrer Kurve, zwei weitere Ecken, dann bricht der Bann: Lasme setzt sich auf rechts durch und bringt eine Flanke nach innen, Krahl rutscht weg und Karaman staubt zum 2:0 ins leere Tor ab (70.). Na endlich!
Erleichtert wird weiteres Schalker Liedgut von „Geh‘n mit Dir auf jede Reise“ über „Steht auf“ bis zum „Mythos vom Schalker Markt“ und „Schalke ist der geilste Club der Welt“ ausgepackt; mit Polter für Terodde und Latza für Drexler dürfen sich weitere Spieler auf dem Spielberichtsbogen verewigen, wenig später kommt noch Matriciani für Ouwejan. Auch beim FCK dürfen Boyd und Hanslik noch für Ache und Niehues ran, Boyd bereitet denn auch direkt einen Abschluss von Opoku vor.
Lasme setzt den Schlusspunkt
Schalke versucht es mit Polter (79.) und Matriciani (85., 90+2.), Lautern sendet durch Boyd (87., 89.) weitere Lebenszeichen. Endgültig den Deckel drauf macht dann Lasme in der zweiten Minute der Nachspielzeit, der nach Vorarbeit von Karaman aus spitzem Winkel draufballert und den Ball zum 3:0 unter die Latte setzt (90+2.). Jawoll!
Der Torschütze rutscht jubelnd Richtung Eckfahne, die gratulierenden Mannschaftskameraden folgen, die erleichterte Nordkurve stimmt euphorisch „Uns‘re Fahnen weh‘n im Wind/weil wir deutscher Meister sind/und wir holen den DFB-Pokal/Eurofighter International“ an und begrüßt die Sieger freudig. Auch den Spielern ist die Erleichterung bei der Welle deutlich anzusehen, die ersten drei Heimpunkte können auf der Habenseite verbucht werden!
Schalke springt durch diesen Sieg mit nunmehr 6:5 Toren und 3 Punkten auf Platz 8; Thomas Reis freut sich ebenfalls über den Dreier und die Atmosphäre in der Arena, bemängelt aber das Überzahlspiel und kündigt an „Wir nehmen einiges aus diesem Spiel mit, was wir besser machen müssen!“ Davon können sich die treuen Fans am nächsten Freitag (11.8., 20:45 Uhr, live im ZDF) beim Pokalspiel in Braunschweig überzeugen…