Schalke-Kader-Check Teil 4: Im Tor ist Nübel gesetzt – aber wie geht es weiter?
13. August 2019Über den Platz im Schalker Tor wird seit einem guten halben Jahr mehr diskutiert als über jede andere sportliche Personalie: Ralf Fährmann war seit Jahren als Nummer 1 gesetzt, wurde aber zu Beginn der Rückrunde von Alexander Nübel verdrängt, der nun seinerseits mit Markus Schubert einen neuen Konkurrenten bekommt. Susanne Hein-Reipen vergleicht die Schalker Keeper.
„Einer mit Handschuhen“ werde im Kasten stehen, ließ Huub Stevens verlauten. Dies ist seit Januar dieses Jahres regelmäßig Alexander Nübel (22). Der frühere Paderborner ist ein Riesentalent mit ausgezeichneten Reflexen und Nerven wie Drahtseilen, der auch mit dem Ball am Fuß etwas anzufangen weiß. David Wagner machte den U 21-Nationalkeeper sogar trotz gerade einmal 20 Bundesligaeinsätzen zum Kapitän – mit der Begründung, Nübel sei sozial kompetent, sportlich anerkannt und verfüge über Erfahrung im Verein.
Außer Nübel könnt Ihr alle geh’n…!
Die große Frage ist, wie und wann sich Nübel, der von zahlreichen Vereinen umworben wird, für die Zeit nach dem Ende seines Vertrages im Sommer 2020 entscheidet. Schalke hat ihm ein Angebot vorgelegt, jedoch ohne Fristsetzung; Nübel bedankte sich artig für die Ehre, die Binde tragen zu dürfen, betonte aber, dass es keine einfache Entscheidung sei und er noch Zeit brauche.
Viele Schalkefans, die Nübel noch nach den Auswärtsspielen in Mainz und Nürnberg mit „Außer Nübel könnt Ihr alle geh’n!“-Gesängen adelten, sehen Nübels forsche Interviews und die offene Kokettierei mit einem Wechsel sehr kritisch, weil sie eine ähnliche Hängepartie wie bei Leon Goretzka befürchten, die Unruhe in die Mannschaft tragen und Schalke letztendlich doch als Verlierer dar stehen lassen könnte.
Schubert fordert seinen Freund heraus
Der neue Herausforderer ist Markus Schubert (21), der ablösefrei von Dynamo Dresden, wo er noch als Teenager den Sprung zum Stammkeeper schaffte, ins Ruhrgebiet wechselte. Mit 1,87 m ist er 6 Zentimeter kleiner als Nübel, ebenso wie dieser aber ein moderner, mitspielender Torwart, der für sein Alter schon über erstaunliche Abgeklärtheit verfügt. Schubert bringt die Erfahrung von immerhin 40 Zweitligapartien und zahlreichen Einsätzen in den DFB-Juniorennationalmannschaften mit.
Wer nun dachte, dass Schubert und Nübel als Konkurrenten um die Nummer 1 sowohl im Verein als auch in der U 21-Nationalmannschaft die Messer wetzen würden, wurde angenehm überrascht: Nübel sei vielmehr sogar ein Grund für seinen Wechsel gewesen, da er ihn aus der U 21 möge und hoffe, dass sie sich gegenseitig zu Höchstleistungen treiben würden, ließ Schubert im Interview verlauten. Sein Vertrag läuft bis Juni 2023.
Fährmann verlässt seine große Liebe
Bis 2023 hat auch Ex-Kapitän Ralf Fährmann (30) verlängert,ließ sich jedoch gleichzeitig für ein Jahr an Norwich City ausleihen. Zu seiner großen Enttäuschung saß „Ralle“ auch dort im ersten Spiel nur auf der Bank, weil Norwich-Coach Daniel Farke seinem Konkurrenten Tim Krul den Vorzug gab.
Ralf Fährmann ist ein „klassischer Torwart alter Schule“, der insbesondere auf der Linie und im 1:1 seine Stärken hat und ein gefürchteter Elfmeterkiller ist. Noch in der Rückrunde 2017 stufte ihn die kicker-Rangliste in die „internationale Klasse“ ein, die Bundesligaprofis wählten ihn zum besten Keeper. Seine enorme Beliebtheit bei den Schalkefans beruht jedoch nicht nur auf diesen sportlichen Verdiensten; Fährmann, der als Teenager aus Chemnitz in die Knappenschmiede wechselte, machte nie einen Hehl daraus, dass Schalke fußballerisch seine große Liebe ist. Bei seinem vorübergehenden Wechsel zur Frankfurter Eintracht ließ er sich eine Ausstiegsklause für Schalke in den Vertrag schreiben und kehrte mit fliegenden Fahnen zurück, als Manuel Neuer zu Bayern München wechselte.
Fährmann bleibt die Nummer 1
Interessant ist: Fährmann behält trotz der Leihe symbolisch die Rückennummer 1, Nübel die 35, Schubert erhält die 23, Michael Langer die 34. Der 34jährige ist seit zwei Jahren die Schalker Nummer 3 und durfte in den Vorbereitungsspielen nach Fährmanns Abgang, als Nübel und Schubert noch im verlängerten U 21-Urlaub weilten, endlich einmal zeigen, dass er nicht nur ein sympathischer und mannschaftsdienlicher Bankwärmer ist, sondern auch hervorragende Reflexe hat.
Wie geht es nächstes Jahr weiter?
Wie es im Sommer 2020 weitergeht, hängt maßgeblich von Alexander Nübels Entscheidung ab: Bleibt er auf Schalke, ist mit Fährmann und Schubert einer zu viel an Bord. Optionen können dann je nach Fährmanns „Schicksal“ in England sein, dass dieser ganz auf die Insel wechselt oder als Nummer 2 zurückkehrt und Schubert verliehen wird, um Spielpraxis zu sammeln. Wenn Nübel sich zu einem Wechsel entscheidet, werden die Karten zwischen Schubert und Fährmann neu gemischt, wobei sich dann weiter die Gretchenfrage zwischen „klassischem“ und „modernem“ Torwart, Schalker Urgestein und ambitionierten Jungspund stellt.
Zusätzliche Unwägbarkeiten sind Verletzungen – und die Möglichkeit, dass der ehrgeizige Schubert, der gerne von den exzellenten „Perspektiven“ auf Schalke schwärmt, Nübel bereits in dieser Saison sportlich überholt. Für Spannung im Schalker Kasten ist also weiterhin gesorgt…
Ich bin immer noch ein Fan von Ralle. Alex ist ein guter Torwart , aber nach 20 Einsätzen letzte Saison, kann ich noch kein großes Vertrauen in Ihm ,haben. Das muss Er sich erstmal erspielen.
Glück auf