Schalke-Kader-Check Teil 2: Wer wird der Chef im Mittelfeld?
9. August 2019Vor dem Saisonstart soll der Fokus auf Schalke wieder zunehmend auf das sportliche Geschehen gerichtet werden. Susanne Hein-Reipen wirft deshalb einen gründlichen Blick auf die Optionen im Mittelfeld.
Hier geht es zu Teil 1: Der Sturm ist eine Baustelle
Das Personal im Mittelfeld
Im Mittelfeld gab es bislang außer dem Abgang von Sebastian Rudy zur TSG Hoffenheim keinerlei personellen Veränderungen, allerdings wird auch Nabil Bentaleb kein Spiel mehr für die Knappen bestreiten. Der bereits mehrfach suspendierte Franko-Algerier ist auf der Suche nach einem neuen Verein. Mit weiteren Zu- oder Abgängen ist derzeit nicht zu rechnen.
Chefcoach David Wagner, der gerne mit zwei defensiven Mittelfeldspielern hinter einer Dreierkette agieren lässt, stehen somit als „gelernte“ Mittelfeldspieler Omar Mascarell (26), Suat Serdar (22), Weston McKennie (20), Nassim Boujellab (20), Daniel Caligiuri (31), Alessandro Schöpf (25) und Amine Harit (22) zur Verfügung. Auch Benjamin Stambouli (28), der in der Vorsaison unter Domenico Tedesco und Huub Stevens meistens rechts oder zentral in der Dreierkette agierte, kann auf der Sechs spielen.
Mascarell ist ein Gewinner der Vorbereitung
Die Testspiele lassen im Mittelfeld nur sehr bedingt einen Rückschluss auf Wagners Pläne zu: Bedingt durch die turnier- bzw. verletzungsbedingte Abwesenheit von McKennie, Serdar, Schöpf und Caligiuri musste der Kader hier regelmäßig durch Perspektivspieler aus der Knappenschmiede aufgefüllt werden. Insbesondere Münir Levent Mercan, aber auch Marcel Langer, Berkan Firat und Defensivmann Sandro Plechaty zeigten dabei großen Einsatz, dürften aber in dieser Saison außer in personellen Engpässen in der Bundesliga (noch) keine Rolle spielen.
Zu erkennen war jedoch, nicht nur an der Benennung als zweiter Vizekapitän, dass David Wagner deutlich größere Stücke auf Omar Mascarell (Vertrag bis 2022) hält als sein Vorgänger. Der Spanier stand in allen ernstzunehmenden Testspielen gegen Norwich, Enschede, Bologna und Villareal als Sechser in der Startelf. Anders als in der Vorsaison, die ihm nur 14 Teilzeit-Bundesligaeinsätze bescherte, konnte Mascarell dabei seine defensiven Stärken vor der Viererkette deutlich besser ausspielen. Wenn sich diese Eindrücke in den ersten Pflichtspielen bestätigen, dürfte Mascarell im defensiven Mittelfeld gesetzt sein.
Serdar und/oder McKennie?
An seiner Seite stand in den letzten Testspielen meistens Suat Serdar (Vertrag bis 2022). Der U21-Vize-Europameister hatte sich bereits in der Vorsaison nach etwas holprigem Start zunehmend in die Mannschaft gekämpft und es auf immerhin 26 Ligaspiele gebracht. Wenn er es schafft, mehr Konstanz in sein Spiel reinzubringen und von unüberlegten Aktionen, die ihm diverse gelbe, eine gelb-rote und – im Spiel gegen den SC Freiburg nach einem mehr als überharten Tritt gegen Frantz – eine rote Karte eintrugen, absieht, ist er ebenfalls ein klarer Kandidat für die Stammelf.
Gleiches gilt für Weston McKennie, dessen Vertragsverlängerung bis 2024 auf der Mitgliederversammlung mit tosendem Applaus begrüßt wurde. Die Schalkefans lieben den US-Boy für seinen unermüdlichen Einsatz und die unerschütterlich gute Laune – und auch sportlich hat der Allrounder, der von Domenico Tedesco auf so ziemlich jeder Position außer Torhüter eingesetzt wurde, einen riesigen Sprung nach vorne gemacht. Zuletzt durfte er sogar das us-amerikanische Nationalteam beim Finale des Gold-Cups als Kapitän aufs Feld führen. Seine besten Spiele für Schalke lieferte der Dauerrenner als 8er ab, weil dort seine Dynamik am besten zur Geltung kommt.
Behauptet Caligiuri seinen Stammplatz?
Absoluter Stammspieler und nahezu alternativlos war in den vergangenen beiden Spielzeiten auch Daniel Caligiuri (Vertrag bis 2020), der sich sowohl auf der rechten Abwehrseite als auch im rechten Mittelfeld wohl fühlt und nach dem Weggang von Nabil Bentaleb auch erster königsblauer Elfmeterschütze ist, der nicht nur beim Derby Strafstöße in der der Regel eiskalt versenkt. Für die rechte Defensivseite wurde nunmehr mit Jonjoe Kenny allerdings ein deutlich jüngerer Konkurrent ausgeliehen, so dass abzuwarten bleibt, ob der älteste Schalker Feldspieler seine Position behaupten kann.
Eine „Wundertüte“ ist derzeit Alessandro Schöpf (Vertrag bis 2021), der nach dem Horrorfoul von Karim Rekik die komplette Rückrunde und Teile der Sommervorbereitung wegen eines Außenbandrisses verpasste, bereits seine zweite schwere Verletzung nach dem Kreuzbandriss im Sommer 2017. Wenn der sympathische Österreicher, der regelmäßig laufstärkster Schalker war, wieder vollständig fit wird, ist er im Mittelfeld durchaus variabel einsetzbar; auch als Außenverteidiger hat er bereits sowohl links als auch rechts ausgeholfen. Bis dahin ist es jedoch noch ein anstrengender Weg, wie der holprige Kurzeinsatz gegen den FC Bologna gezeigt hat.
Zu beobachten bleibt auch, wie sich Nassim Boujellab (Vertrag bis 2022) weiterentwickelt. Der junge Deutsch-Marokkaner, seit 2014 für die Knappenschmiede am Ball, wurde in der Endphase der gruseligen Vorsaison unter Interimscoach Huub Stevens als variabel einsetzbarer „Notnagel“ ins kalte Wasser geworfen und überzeugte dermaßen, dass er einen Profivertrag bis 2022 bekam.
Wie geht es mit Harit weiter?
Eine extrem durchwachsene Saison liegt hinter Amine Harit (Vertrag bis 2021). Der schwere Unfall in der vergangenen Sommerpause und mangelnde Professionalität führten dazu, dass sich der Edeltechniker im Vergleich zum Debütjahr eher zurückentwickelte. Bereits unter Huub Stevens, der Harit anders als die suspendierten Bentaleb und Mendyl nicht verloren geben wollte, gelobte er jedoch reuig Besserung. Privat spielt nunmehr sein Töchterchen die Hauptrolle; unter Wagner ist er mit Feuereifer bei der Sache und profitiert davon, mit Kutucu und Matondo schnelle Mitspieler zu haben. Wenn ihn zudem künftig Mascarell – ähnlich wie er es in Frankfurt mit Kevin-Prince Boateng getan hat – nach hinten absichert und er mehr Räume für seine Dribblings bekommt, könnte er der ersehnte kreative Kopf werden.
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