Schalke – Hertha 1:2: Königsblau verspielt erneut leichtfertig Führung und Punkte
12. Mai 2021Der FC Schalke 04 kann einfach nicht mehr gewinnen: Trotz einer frühen Führung sorgen individuelle Fehler und mangelnde Offensivbemühungen für eine weitere Heimniederlage gegen ersatzgeschwächte und nach einer gelb-roten Karte dezimierte Berliner. Susanne Hein-Reipen schiebt Frust…
Schalke gegen Hertha, das bedeutet in normalen Zeiten eine einseitige Erzfeindschaft, ein paar fiese Sprüche und einen Heimsieg für Königsblau. Die Zeiten sind aber alles andere als normal, Schalke ist abgestiegen, Hertha kämpft trotz enormer Investitionen ebenfalls noch gegen den Gang in Liga 2.
Spieler Nummer 40
Drei Corona-Fälle und vier weitere Spieler in Kontakt-Quarantäne schränken Grammozis‘ Handlungsspielraum zusätzlich zu den fehlenden Langzeitverletzten ein, so dass die Startelf wieder einmal durcheinandergewirbelt werden muss. Mit Blendi Idrizi von den Schalker Amateuren startet nicht nur ein weiterer Bundesliga-Debütant, sondern auch der 40. eingesetzte Spieler der Saison, absoluter Rekord. Fährmann, Mustafi, Sané, Oczipka, Becker, Idrizi, Flick, Kolasinac, Harit, Hoppe und Huntelaar sind die Elf der Wahl.
Frühe Führung, schneller Ausgleich
Die erste Aktion geht auf das Konto der Gäste, aber Dilrosun bekommt das Zuspiel von Leckie nicht unter Kontrolle. Den ersten Schalker Angriff gibt es in der 6. Minute – und der hat es in sich: Huntelaar zu Kolasinac, dieser startet auf links durch, Harit geht in der Mitte mit und vollendet das Zuspiel des Kapitäns mit einem platzierten Schuss in das lange Eck. Frühe 1:0-Führung für Schalke!
Nach dem Treffer passiert rund 10 Minuten kaum etwas, dann bringt Plattenhardt einen Freistoß in den Strafraum, Oczipka und Sané lassen Boyata sträflich frei laufen und der Belgier kann ungehindert zum 1:1-Ausgleich einköpfen (19.). Das gefühlt 104. Gegentor nach einer Standardsituation.
Chancen Mangelware
Kurz darauf beweist Kolasinac seinen Eisenschädel: Nach einem Zusammenstoß mit Pekarik bleibt dieser benommen liegen, „Seo“ läuft ungerührt weiter. Trotzdem wird die alte Dame stärker; eine Tor-Coproduktion von Piatek und Mustafi wird wegen klarer Abseitsstellung des Berliners abgepfiffen, Sané rettet gegen Radonjic, Flick stoppt Dilrosun.
Auch Fährmann schnappt sich einen Abschluss von Radonjic, dann ist wieder Schalke mit einem Entlastungsangriff am Drücker: Harit zu Kolasinac, dieser zu Hoppe, doch der junge US-Boy bekommt das Leder nicht richtig unter Kontrolle. Auch sein erfahrener niederländischer Sturmpartner verzieht in Rücklage deutlich.
Amine Harit sieht die erste gelbe Karte der Partie wegen eines Ellbogeneinsatzes gegen Darida. Nach einem Fehlschuss von Dilrosun und einer Ecke geht es mit dem 1:1 in die Kabinen.
Schalke macht offensiv schlicht zu wenig
Nach der Pause kommen beide Teams personell unverändert wieder auf das Spielfeld, Idrizi wagt einen Vorstoß in den Strafraum, verzieht dann aber über die Querlatte. Kurz darauf stoppt Darida Harit sehr unsanft und sieht ebenfalls Gelb – die beiden werden heute keine Freunde mehr… Kurze Zeit später sieht auch Mustafi den Karton, weil er Ball und Radonjic abräumt. Einen weiteren Schuss von Radonjic klärt Fährmann per Flugparade.
Bitter für die Hauptstädter: Piatek muss angeschlagen runter, für ihn kommt Ngankam, Ascacibar ersetzt Darida, auffälligster Akteur bleibt aber Radonjic. Zwei Ecken für die Gäste verpuffen folgenlos, dann setzt Boyata einen Plattenhard-Freistoß an den Pfosten. Die Berliner reklamieren Handelfmeter, Schiri und VAR winken ab.
Auf der Gegenseite bietet sich eine gute Chance für Idrizi, doch der Debütant zieht viel zu überhastet ab. In der Rückwärtsbewegung geraten Lukebakio und Kolasinac aneinander, beide sehen Gelb, damit muss der Schalker Kapitän gegen Frankfurt zuschauen. Auch Boyata wird verwarnt.
Ngankam besorgt den Berliner Siegtreffer
Dann ist es passiert: Radonjic entwischt Becker und bedient Ngankam, dieser trifft noch leicht abgefälscht ins linke Toreck zur 2:1-Führung für Hertha (74.). Danach wechseln beide Trainer, für Königsblau kommen Skrzysbki und Raman für Idrizi und Huntelaar, bei Hertha feiert Michelbrink für Dilrosun sein Bundesligadebüt.
Schalke zeigt offensiv trotzdem viel zu wenig, die Gäste hingegen haben durch Radonjic die Möglichkeit zum 33:1, aber Fährmann schnappt sich seinen Heber. Lukebakio sieht Gelb-Rot, weil er Skrzybski auf den Fuß steigt, Torunarigha (für Radonjic) und Paciencia (für Becker) dürfen auch noch einige Minuten mitspielen.
Als Nachspielzeit werden fünf Minuten angezeigt, Hertha versucht, die Führung in Unterzahl über die Zeit zu retten, Michelbrink kassiert gelb wegen Zeitspiels. In der 90+3. Minute dann die Riesenchance zum Ausgleich: Nach einem Foul von PekariK an Harit gibt es Freistoß, dieser wird von Mustafi gegen den Pfosten geköpft, ebenso wie der Nachschuss von Raman.
Teilzeitarbeit auf Schalke?
Es bleibt beim knappen Sieg für die Gäste, deren Trainer Pal Dardai wegen fortgesetzten Meckerns über die Nachspielzeit noch Gelb sieht. Die Hauptstädter feiern drei BigPoints für den Klassenerhalt im Mannschaftskreis, Arne Friedrich hält eine flammende Rede.
Und Schalke? Niederlagen sind leider schon „Business as usual“ geworden, ebenso wie die Unsitte, immer nur für einige Minuten bis maximal eine Halbzeit Einsatz zu zeigen. Ein Spiel dauert 90 Minuten und nicht 10 am Anfang und 10 am Schluss!!! Grammozis wirkt zunehmend resigniert, Asamoah, Fährmann und Harit frustriert und die meisten Spieler schlendern vom Platz. Mit nunmehr maximal 19 möglichen Zählern hat Schalke bereits einen Platz unter den 10 schwächsten Absteigern aller Zeiten sicher, die aktuellen 13 Punkte würden Platz 2 der Flops bedeuten – hinter Tasmania Berlin…