Schalke – Fürth 3:4: Schalke verliert das Spiel und die Fans
27. Oktober 2024Der FC Schalke 04 verliert das Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth mit 3:4 (1:3). Die (Nicht)leistung in der ersten Halbzeit ist dabei so unterirdisch, dass selbst die treue Nordkurve jeglichen Support einstellt. Trotz zweiter Tore in Unterzahl im Schlussspurt dröhnt der Mannschaft „wir woll’n Euch kämpfen seh’n“ entgegen. Susanne Hein-Reipen über die explosive Gemengelage…
Bei perfektem goldenen Herbstwetter finden sich schon früh erwartungsvolle Schalker an den bekannten Treffpunkten wie der Tausend-Freunde-Mauer und dem SFCV-Clubheim auf P 7 ein. Nach Öffnung der Arena versorgen sich viele Schalker mit dem druckfrischen Nordkurven-Kalender 2025.
Schalke und die Krebshilfe
Vereinzelte Schalker tragen bereits die Mitte der Woche vorgestellten Sondertrikots zum 50jährigen Bestehen der deutschen Krebshilfe spazieren, in natura sehen die bunten Oberteile nach einhelliger Meinung noch besser aus als auf den Fotos. Auch die kleinen Schalker im Mini-Vorspiel, das Quatscherduo und natürlich Maskottchen Erwin sind heute statt in reinem Königsblau zusätzlich mit hellblau-pink unterwegs.
Nach der Begrüßung der Schalker Torhüter plaudert Jörg Seveneick mit Teilnehmern der „Fußballfans im Training“-Aktion, dann wird die Mannschaft mit freundlichem Applaus empfangen. Gerd Nettekoven, der Vorstandsvorsitzende der deutschen Krebshilfe, dankt Schalke inbrünstig für den riesigen Bekanntheitsschub durch die Trikotaktion vor 45 Jahren und freut sich über die „Neuauflage“.
Dicker Fettnapf bei der Aufstellung
Mit „Schalke und der FCN“ via Lautsprecher werden die Fürther ein wenig angepiekst. Die Heimstatistik gegen die Kleeblätter ist sehr überschaubar und sehr ausgeglichen: Jeweils ein Sieg und eine Niederlage stehen zwei Remis gegenüber. Die Aufstellung der Gäste wird kurz und schmerzlos verlesen; aus der Nordkurve ertönt „Auf geht‘s Schalke kämpfen und siegen“.
Das Steigerlied kommt bei strahlendem Sonnenschein ohne Verdunkelung, dafür aber mit extravielen blauweißen Fahnen in der Nordkurve daher, dazu formen eine Reihe von Doppelhaltern den Schriftzug FC Schalke 04. Dann folgt die Aufstellung der Königsblauen – und es wird peinlich, denn die Stadionregie hat schlicht vergessen, das Bild von Jakob Fimpel als Interims-Cheftrainer durch Kees van Wonderen zu ersetzen. Dirk Oberschulte Beckmann merkt zwar, „ach nee, das ist nicht mehr unser Chefcoach“, hat aber van Wonderens Namen offensichtlich auch nicht parat… Immerhin: Hoffmann, Murkin, Sanchez, Kalas, Bulut, Schallenberg, Grüger, Younes, Seguin, Tempelmann und Sylla stimmen.
Die Nordkurve schiebt einen kurzen Wechselgesang SCHALKE! – NULLVIER! mit der Südkurve ein, dann folgt das Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb‘ ich Dich“. Als die Mannschaften auf das Spielfeld kommen, hüllt sich der Gästeblock in eine dicke grüne Rauchwolke, sofort von der Nordkurve erwidert mit „Schalke und der FCN“. Noch Minuten nach dem Anpfiff wabert die grüne Wolke durch die Arena.
Eine erste Halbzeit zum Vergessen
Die Nordkurve stimmt mit dem Anpfiff in Maximallautstärke über „Geh’n mit Dir auf jede Reise“ eine Schleife „Super FC Schalke“ an, auf dem Rasen hingegen gehen die ersten Aktionen klar an die Gäste in Gestalt von Asta (2./3.) und Massimo (4.). im K-Block erscheint ein Banner „Schalke grüßt den Derbysieger“, parallel dazu tauchen Bulut (7.) und Seguin mit einem schönen Fernschuss (8.) das erste Mal vor dem Kasten der Gäste auf.
Danach wechselt das Heft des Handelns trotz unermüdlichen Supports mit „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“, „Auf geht’s Schalke schieß ein Tor“ und „Stadion geh’n, im Pappbecher Bier…“ schnell wieder an die Fürther, die über den agilen Asta und Bansé gefährlich in Tornähe kommen. Der Mittelfeldmann aus Burkina Faso sieht dann auch für ein Foul an Murkin die erste gelbe Karte des Spiels, der fällige Freistoß an der Strafraumgrenze landet von Seguin getreten zwar bei Sylla, der kann den Kopfball aber nicht platzieren (20.). Ein Banner „DFB & DFL: Paralleljustiz im Sicherheitswahn – gegen eine zentrale Stadionverbotskommission“ zeigt klare Kante.
Danach versucht sich Bulut nach Vorarbeit von Seguin mit einem strammen Fernschuss, der leider knapp am rechten Pfosten vorbeizischt (21.). Die Fans performen derweil eine „Attacke“, „Olé Blau-Weiß“ und „Hier regiert der S 04“ – woraufhin prompt die Gäste das Gegenteil beweisen: Über Asta und Bansé kommt der Ball zu Hrgota, der Sanchez überläuft und zu Massimo durchsteckt, der aus zwölf Metern mit rechts zum 0:1 einschiebt (23.). Hoffmann bringt noch den rechten Fuß dazwischen, kann das Leder aber nicht mehr entscheidend abwehren.
Der recht demonstrative Jubel der Kleeblätter vor der Nordkurve wird mit „Ihr seid nur ein H*rensohnverein“ und „Auf geht‘s Schalke kämpfen und siegen“ beantwortet, dann müssen die Schalker in der mit 60.344 Zuschauern nahezu ausverkauften Arena direkt die nächste Kröte schlucken: Freistoßflanke Green aus halbrechter Position, Michalski steht völlig frei und trifft aus fünf Metern per Kopf zum 0:2 (27.), Sanchez reklamiert ein Foul und bekommt wegen Meckerns Gelb verpasst. Der VAR bestätigt, dass keine Abseitsstellung vorlag, die Kurve fordert „Wir woll‘n euch kämpfen seh’n!“, eine klare Warnung. Auch van Wonderen auf der Trainerbank guckt ziemlich angefressen.
Grüger einer der wenigen Hoffnungsschimmer
Und es sieht zunächst so aus, als nähme sich die Mannschaft den Unmut der Fans zu Herzen. Tempelmann lässt eine Flanke von Murkin für Bulut durch, dessen Direktabnahme Beute von Noll im Kasten der Gäste wird (31.). Besser macht es Grüger: Der Youngster befördert einen Kopfball von Kalas nach Eckball-Flanke Seguin aus rund sieben Metern mittig unter die Latte und gibt mit seinem ersten Profitor allen Schalkern neue Hoffnung (32.).
Diese währt jedoch nicht lange; zwar versuchen sich Sylla (35.), Murkin (37.) und Tempelmann (38.) noch im Vorwärtsgang, doch Massimo stellt den Zwei-Tore-Abstand durch ein kleines Solo mit anschließendem Flachschuss vorbei an Schallenberg und Sanchez wieder her, das 1:3 (39.). Kaum 04 Minuten später bricht Massimo erneut an Sanchez vorbei durch, doch Hoffmann kann klären (43.).
Green steigt Tempelmann in die Hacken und sieht Gelb (44.), der fällige Freistoß von Seguin trifft zwar nicht das Tor, knockt aber kurz einen Fürther Abwehrspieler aus. In der fünfminütigen Nachspielzeit setzt Tempelmann noch einen Schuss über das Tor, dann geht es mit einem deutlich vernehmbaren Pfeifkonzert in die Kabinen.
In der Fanbox dominiert noch der Optimismus, denn die Clips wurden VOR dem Anpfiff aufgenommen. Für den Talk mit dem Team Fanbelange erhält „Kirsche“ heute Verstärkung durch eine gemeinnützige Stiftung zur Krebsforschung und einen jungen Schalker, der eindringlich schildert, wie sein Kumpel gerade im Krankenhaus gegen einen Tumor kämpft. Die matchworn Sondertrikots werden dazu nach dem Spiel versteigert.
Frust und Supportstopp
Zur allgemeinen Überraschung kehren beide Mannschaften personell unverändert wieder auf den Rasen zurück, obwohl sowohl das Schalker Mittelfeld als auch die Abwehr dringend frisches Blut gebrauchen könnten. Einen wirkungslosen Schalker Eckball später rächt sich der fehlende Wechselwille bitter, denn der bereits gelbbelastete Sanchez grätscht Hrgota im Mittelfeld weg und krönt seinen gebrauchten Tag mit der Gelb-Roten Karte (48.). Für die Kurve bringt der Platzverweis das Fass zum Überlaufen, der Support wird eingestellt, ungewohnte Stille breitet sich aus.
Hoffmann klärt gegen Asta (51.) und Massimo (55.), während die verbliebenen Schalker Spieler sich zum 4-4-1 mit Schallenberg als zweitem Innenverteidiger formieren. Grüger sieht gelb für ein taktisches Foul an Hrgota, dann kommen mit Mohr für Tempelmann und Aydin für Younes (56.) endlich zwei frische Spieler für das Mittelfeld.
Die beiden Joker prüfen Noll mit zwei Halbfeld-Flanken, die jedoch kein Problem für den Schlussmann darstellen. Auf der Gegenseite hingegen bindet Hrgota nach einer Ecke Aydin und Bulut und passt zu Itter, der an Grüger vorbeigeht und im Strafraum auf Futkeu zurücklegt, der aus sechs Metern zum 1:4 trifft (62.). Der Treffer löst eine Massenabwanderung frustrierter Schalker aus, die Fahnen werden nach unten durchgereicht. Außer einem kurzen Applaus für Grüger bei der Auswechselung gegen Bachmann (67.) ist nichts mehr zu hören.
Ehrentreffer kommen zu spät
Seguin versucht es noch mit einem Distanzschuss (70.), dieser liegt jedoch zu hoch. Kalas sieht Gelb für einen Tritt gegen Massimo (71.), der kurz darauf freistehend gegen Hoffmann deutlich über das Tor verzieht (75.). Srbeny und Popp ersetzen Futkeu und Bansé; Srbeny holt sich direkt Gelb ab.
Dann dürfen die Schalkefans doch noch mal kurz jubeln: Aydin setzt sich auf der rechten Seite durch und legt auf Seguin ab, der aus über 20 Metern Entfernung mit freundlicher Assistenz des linken Innenpfostens auf 2:4 verkürzt (78.). Der Jubel hält sich in Grenzen, zumal bereits sehr deutliche Lücken auf den Rängen klaffen. Der Torschütze macht Platz für Donkor (80.).
Mohr bekommt ebenfalls Gelb, dann wittern die Schalker Zeitspiel bei Massimo und Dietz, die sich am Boden wälzen, doch beide sind so platt, dass sie gegen Mustapha und Gießelmann ausgetauscht werden. Mit Münz für Itter ist das Wechselkontingent erschöpft.
Es gibt fünf Minuten Nachspielzeit obendrauf – und tatsächlich kann Bulut sein engagiertes Spiel nach Vorarbeit von Aydin mit dem Anschlusstreffer zum 3:4 krönen (90+1.). Donkor bekommt noch Gelb, dann gibt es eine letzte Ecke für Schalke, bei der auch Keeper Hoffmann im gegnerischen Strafraum auftaucht, doch Noll klärt und es bleibt bei der 3:4 Niederlage.
Die Lage ist ernst
Mit dem Dreier nach fünf sieglosen Spielen rückt Fürth mit 13 Punkten auf Platz 11 vor, während Schalke mit nur 8 Punkten auf Platz 14 steckenbleibt und bei ungünstigem Ausgang der Sonntagsspiele bis auf Relegationsrang 16 durchgereicht werden könnte.
Mindestens genauso schlimm wie die unschöne Tabellensituation ist der Verlust der Unterstützung durch die treuen Fans, die bislang selbst nach schwachen Leistungen noch versuchten, die Mannschaft aufzubauen. Dieses Mal gibt’s jedoch nichts als Pfiffe und Beschimpfungen, als die Spieler vor die Kurve treten und schnell wieder beidrehen, während ihnen wütendes „Wir woll’n Euch kämpfen seh’n“ hinterherschallt.
Während die Fans sich frustriert auf den Heimweg machen, zeigen sich van Wonderen und Seguin in der Pressekonferenz einsichtig über die Verärgerung über die vier viel zu einfachen Gegentreffer. Derlei Verständnis wurde schon öfter geäußert, tatsächliche Verbesserungen in Abwehrverhalten und Laufleistung – über 6 km weniger als Fürth – blieben jedoch bislang leider aus. Hoffentlich kann van Wonderen bis zu den nächsten Ligaspielen in Ulm und gegen Regensburg das Ruder herumreißen!
Moin Schalker !
Es sind nicht die Trainer, es sind schlicht und einfach die Spieler. Der Durchschnitt ist nicht zweitligatauglich ! Hier bei meinem Heimatverein haben
wir 2 – 3 Spieler (Bezirksliga ) die absolut stärker sind als einige der Truppe. Mit dieser Mannschaft wir es schwer die Klasse zu halten.
Was ist zu tun ? Schalke muss noch einmal ins Risiko gehen und in der Winterpause wenn möglich 2 – 3 Korsettstangen dazu holen.
Gelingt das nicht sehen wir uns in der dritten Liga wieder. Mit dieser Truppe wir es auch dort nicht einfach.
Jetzt alles im Verein auf den Kopf zu stellen ist auch nicht der richtige Weg. Der Ansatz mit jungen Spielern eine neue Mannschaft
aufzubauen ist ab er richtig. Braucht Zeit und Geduld.
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