Neuer Schalke-Trainer David Wagner will „malochen statt reden“
27. Juni 2019Alles soll besser werden. Die Hürde liegt zumindest nicht allzuhoch. Aber Schalke belegt den Wunsch auch und geht mit einer komplett neuen sportlichen Leitung in die neue Saison. Am Donnerstagmittag stellten die Königsblauen das Team offiziell vor. Im Mittelpunkt stand natürlich der neue Coach David Wagner, der jedoch von einem breiten Team drumherum unterstützt wird. Auch ein weiterer Dortmunder ist auf Schalke neu mit an Bord …
David Wagner machte als Spieler 29 Bundesliga-Partien für Schalke, ging dann als Trainer durch die Hoffenheimer und schwarz-gelbe „Schule“ und soll jetzt nach gut drei Jahren als Huddersfield-Trainer in England den Schalke 04 wieder auf Vordermann bringen. Mit Wagner, der den S04 aber schon aus Spielertagen kennt, soll es in der kommenden Saison endlich wieder bergauf gehen. Die verkorkste letzte Saison wollen alle hinter sich lassen. Vergessen aber will man sie nicht, das betonte gleich zu Beginn der fast einstündigen Pressekonferenz Sportvorstand Jochen Schneider.
Die vergangene Saison sei intensiv aufgearbeitet worden. Man habe die Ursachen für die Probleme der vergangenen Saison auch erkannt, wolle diese aber eigentlich nicht nach außen kommunizieren, so Schneider weiter. Mit David Wagner und dem nun breit aufgestellten Team drumherum, zu dem übrigens mit Massimo Mariotti ein weiterer ehemaliger Dortmunder stößt, soll es fortan wieder besser laufen auf Schalke.
Auch ohne offizielle und öffentliche Aussagen ist klar: Dem Schalker Team fehlte eben dieses – die Teamfähigkeit. Der Geist, als Schalker Elf für Klub und Spiele einzustehen. Dass der Klub mehrfach Profis aus dem Training verbannte, dürfte aber ein Fingerzeig gewesen sein. Nicht zufällig deshalb hat sich Schalke rund ums Team nun breiter aufgestellt und Massimo Mariotti ins Boot geholt, der als sogenannter „Integrationshelfer“ neuer Spieler fungiert.
„Er soll den Neuzugängen helfen, sich auf das Leben hier vorzubereiten“, so Schneider. Zudem holt Schalke mit Sascha Lense (ehemals Dynamo Dresden) einen Sportpsychologen ins Team sowie mit Leipzigs Rene Grotus eine weitere Unterstützung für Jochen Schneider. Grotus kommt übrigens für Axel Schuster, von dem sich der Klub in dieser Woche getrennt hat. Und der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass Gerald Asamoah nicht mehr bei den Profis im Einsatz ist, sondern als Teammanager zurück zur U23 geht.
Kein Sportdirektor – dafür Sascha Riether in neuer Funktion
Ein Sportdirektor kommt zudem in der ursprünglich angedachten Art und Weise nicht mehr hinzu. Michael Reschke ist als Technischer Direktor, sprich Kaderplaner, gekommen. Aufgrund seiner Erfahrung ist er aber weitaus mehr für den Klub, so Schneider. Auch ein Faktor, weshalb ein Sportdirektor in der ursprünglichen Form nicht mehr kommt. „Michael und ich würden die Aufgaben eines Sportdirektors zu sehr einengen. Daher haben wir uns entschieden, die Stelle neu zu definieren. Und ich freue mich jetzt sehr, die Aufgaben der Lizenzspieler-Koordinierung an Sascha Riether zu übergeben. Riether soll – ähnlich wie Sebastian Kehl beim BVB – ein Bindeglied zwischen Spielern und Trainer, aber auch zwischen Mannschaft bzw. Trainerteam und sportlicher Leitung sein.
Soweit, so gut, was die Erweiterung des Teams rund um die Profimannschaft betrifft. Nun zurück zu David Wagner. Wagner lasse einen Fußball spielen, der auf frühe Balleroberung aus ist. Außerdem gehörten seine Mannschaften immer zu den laufstärksten. „Seine offene Art auf Menschen zuzugehen, Menschen zu begeistern, einfach seine insgesamt sehr positive Art“, all das hätte in Summe den Ausschlag für ihn gegeben, so Schneider weiter. Und last but not least: „Natürlich hat er auch nachgewiesen, dass er Spieler weiterentwickeln und besser machen kann.“
Bilder von der Vorstellung
Malochen statt reden
Wagner selbst war die Freude über seine Rückkehr nach Gelsenkirchen förmlich anzusehen. Worte wie: „Ich brauche glaube ich nicht zu erzählen, wie glücklich ich bin, wieder hier zu sein und mit anzupacken,“ hätte es da nicht einmal bedurft. Apropos Worte. Wagner machte allen anwesenden Journalisten sofort klar, unter welchen Motto er arbeiten wird. „Malochen statt Reden“ lautet seine Devise. „Ich plaudere ja wirklich gerne mit euch“, schmunzelte er in Richtung Reporter, „aber es bringt die Mannschaft nicht weiter. Es wartet viel Arbeit auf mich. Aber ich freue mich auch wahnsinnig, hier jetzt endlich loslegen zu können.
Auch Wagner möchte die letzte Saison der Schalker Vergangenheit sein lassen, aber nicht aus dem Gedächtnis verbannen. Auch wenn er sie selbst vor Ort nicht miterlebt hat, weiß er doch, vor allem durch bereits viele intensive Gespräche mit Verantwortlichen, aber auch mit Ex-Trainer Stevens, was alles im Argen lag. Um nun positiv in die Zukunft zu starten, geht es Wagner jetzt besonders darum, eine gute Arbeitsatmosphäre zu kreieren. „Mentalität, Lust auf Arbeit, das sind die Basics, die wir alle allererstes auf den Platz bringen müssen“, so der Coach.
Wagner: „Ich bin Überzeugungstäter“
Er halte jedoch nichts davon, die Mannschaft an der kurzen Leine zu halten. „Ich bin eher Überzeugungstäter, ich überzeuge Menschen lieber von meinen Ideen anstatt sie ihnen aufzudrücken.“
Über sportliche Ziele wollte Wagner dagegen nicht sprechen und betonte, das auch in Zukunft nicht zu tun. „Jetzt über Ziele zu sprechen, ist totaler Quatsch. Aber ich bin eh nicht der Typ, der Ziele nach außen kommuniziert.“ Ein Ziel ließ sich der neue Coach aber trotzdem entlocken. „Wir wollen natürlich wieder ansprechenden Fußball spielen. Einen Fußball, den die Leute sehen wollen. Wie gesagt, es ist wichtiger, zu malochen als zu reden.“ Das gelte auch mit Blick auf Ziele.
Auch wenn David Wagner mehr in puncto Ziele nicht zu entlocken war, sein riesiger Tatendrang war schon auf seiner Vorstellung zu spüren. Wagner möchte auf Schalke etwas bewegen und kommt zumindest mit dem Ziel, selbst lange zu bleiben. „Wenn ich daran nicht glauben würde, dass ich hier lange arbeite, würde ich jetzt gar nicht erst anfangen.
Dass er auch mal beim Erzrivalen in Dortmund gearbeitet hat, sieht er übrigens auch mit Blick auf die Schalker Fans ganz entspannt. „Ich habe hier ja auch gespielt. In Dortmund wurde ich deshalb öfter auch als Schalker bezeichnet. Andersherum ist mir das hier jetzt noch nicht passiert“, grinste er.