Hansa Rostock – Schalke 04 0:2: Fans feiern Terodde und den dritten Auswärtssieg
25. September 2021Dank zweier Treffer von Tormaschine Simon Terodde behält der FC Schalke 04 bei Hansa Rostock trotz einer schwachen ersten Halbzeit mit 0:2 (0:1) die Oberhand. Martin Fraisl und die „königsroten“ Ausweichtrikots feiern eine gelungene Premiere…
Die letzte Pflichtspielbegegnung zwischen Schalke und Rostock liegt über 13 Jahre zurück, aber wohlgesonnen sind sich die beiden Fanlager immer noch nicht und so dürfen die Schalker, die eine der 950 Gästekarten ergattern konnten, nur mit Shuttlebussen mit großer Polizeieskorte zum Ostseestadion anreisen. Einige Scharmützel bleiben trotzdem nicht aus.
Terodde trägt die Kapitänsbinde
Auch sportlich läuft in der Woche nicht alles rund. Victor Palsson muss nach seiner roten Karte aus der Heimniederlage gegen den KSC zwei Spiele aussetzen, Kapitän Danny Latza ist noch im Aufbautraining – und als wäre das nicht genug der Aufregung, sickert am Freitag durch, dass Chefcoach Dimitrios Grammozis kurzerhand Torwart Nummer 1 gegen Nummer 3 austauschen will. Statt Ralle Fährmann steht Martin Fraisl im Tor; Michael Langer ist nach einem Kreuzbandriss im Training außer Gefecht.
Als Kapitän fungiert der erfahrene Leistungsträger Terodde. Ihm folgen erstmalig in den an die historischen Vereinsfarben Rot und Gelb angelehnten Ausweichtrikots Fraisl, Thiaw, Itakura, Kaminski, Aydin, Wouters, Ouwejan, Zalazar, Drexler und Bülter. Die Hausherren spielen in Blau-Weiß, frenetisch angefeuert von ihren Fans. 1, 2, 3, Oberkörper frei…
Fraisl ist auf dem Posten
Außer einer frühen gelben Karte für Rizzuto, der Drexler weggrätscht, sind die ersten Minuten nicht weiter erwähnenswert. Dann erobert sich Rostock zunehmend mehr Spielanteile und hat durch einen Fernschuss von Behrens die erste Chance, doch der Ball fliegt knapp über Fraisls Kasten. Kurz darauf löst der Ösi im Schalker Tor seine erste Bewährungsprobe mit Bravour und pariert im 1.1 gegen Omladic (11.). Den Nachschuss setzt Verhoek zur Freude des Schalker Anhangs im mit „Nettigkeiten“ wie „Gästeschweine“ und „Pyro, Hass und Gewalt“ verzierten Gästeblock neben das Tor.
Ein vermeintliches Tor von Bahn zählt nicht, da dieser unübersehbar im Abseits steht (15.). Kurz darauf gibt es den ersten Schalker Abschluss zu bewundern, aber Bülters Schuss wird sichere Beute von Kolke (18.). Zalazar trifft nur den Rostocker Abendhimmel (21.). Thiaw kann einen aussichtsreichen Vorstoß von Omladic und Fröde klären (23.), dann klärt wiederum Fraisl gegen den sehr aktiven Omladic (26.).
Terodde, wer sonst?!
Ein Schalker Gegenangriff über Aydin, Drexler und Terodde führt leider nicht zu einem Treffer, denn die Schalker Nummer 9 rennt schwungvoll in Neidhart hinein und sieht dafür Gelb (31.). Doch natürlich ist es nach einigen Rostocker Vorstößen durch Verhoek, Rizzuto und Omladic der Schalker Torjäger vom Dienst, der nach einer Ballstafette von Thiaw über Bülter und Ouwejan per Flugkopfball zur ein wenig glücklichen Führung für Schalke einnetzt (42.). JAAAAAAAAAA! Der Gästeblock eskaliert mit dem Eurofightersong, die Heimfans sind frustriert.
Das 0:1 ist auch der Pausenstand. Beide Mannschaften kommen personell unverändert wieder auf den Rasen – und es ist unverändert Terodde, der nach Versuchen von Zalazar und Itakura hüben und Bahn drüben eine bilderbuchmäßige Zurückgabe von Aydin eiskalt zum 0:2 verwertet (49.). Das 10. Tor im 8. Spiel, sein 152. Treffer in der zweiten Liga insgesamt. Eins fehlt noch zum Rekord von Dieter Schatzschneider…
Und fast wäre es so weit, doch Versuch Nummer drei scheitert haarscharf am Innenpfosten und Kolke (57.). In dieser Phase des Spiels gibt Schalke endlich den Ton an, Rostock versucht, mit Ingelsson und Munsy für Bahn und Meier noch einmal Schwung in die Partie zu bringen und hat tatsächlich durch Behrens und Rizzuto zwei Möglichkeiten.
Elfmeter? VAR sagt nein
Dann eine Schrecksekunde für den Schalker Anhang: Meißner schießt im Strafraum den sich wegdrehenden Ouwejan an. Schiedsrichter Arnink entscheidet zunächst auf gelb und Elfmeter, nimmt beides jedoch nach dem Studium der Videobilder zurück. Im Heimblock qualmt es mächtig; bei den Schalker Fans stößt diese Entscheidung auf Gegenliebe, der Mythos vom Schalker Markt und „In Europa kennt Euch keine Sau“ hallen durch das Stadion.
Danach bringen beide Trainer noch einmal reichlich frisches Personal, Flick und Pieringer ersetzen Zalazar und Terodde, Dudjevic und Schumacher kommen für Behrens und Neidhart. Interessant: Die Binde übernimmt kein erfahrener Spieler, sondern das junge Eigengewächs Thiaw, eine schöne Anerkennung seiner immer besser werdenden Leistungen.
Das Spiel geht hin und her, doch weder Omladic noch Aydin kommen am Torhüter vorbei. Fröde (Foul an Drexler) und Kolke (Meckern wegen der notwendigen Spielunterbrechung) sehen Gelb, ihr „Opfer“ muss gegen Becker ausgetauscht werden, Matriciani kommt für Aydin. Bei Rostock darf Riedel den ausgepumpten Omladic ersetzen.
Manchmal muss man auch Glück haben – und Terodde
In der vierminütigen Nachspielzeit passiert nicht mehr viel; Fraisl komplettiert sein insgesamt sehr gelungenes Debüt mit einer gelben Karte wegen Zeitspiels. Dann ist es amtlich: Schalke holt den dritten Auswärtssieg und springt zumindest vorübergehend auf Platz 6. Grammozis springt Fraisl in die Arme, der Mannschaft ist die Erleichterung anzusehen.
Auch wenn dieser Sieg nach einer schwachen ersten Halbzeit glücklich war: Die Fans feiern die Mannschaft, „Si-mon-Te-rod-de!!!“-Sprechchöre hallen noch durch das Stadion, als dieser längst vor den Fernsehkameras Rede und Antwort steht. Und das zu Recht, denn er hat heute den Unterschied ausgemacht.
Bleibt zu hoffen, dass die Torwartpersonalie nicht die Vorbereitung auf das nächste Heimspiel gegen den FC Ingolstadt überstrahlt, denn dort hätte Schalke die Chance, sich mit einem Sieg gegen den Vorletzten weiter oben festzusetzen…