Der Aufsichtsrat schlägt satzungsgemäß „seine“ 5 Kandidaten für den Ehrenrat vor und die Mitglieder können diesem Vorschlag folgen, oder ihn ablehnen – was meiner Erinnerung nach bislang noch nie geschah. Aber vielleicht diesmal?

Anders als früher sind jetzt, nicht einmal eine Woche vor der Mitgliederversammlung, die Namen der vom Aufsichtsrat ausgewählten fünf Kandidaten nicht veröffentlicht worden. Es scheint aber ganz so zu sein, als wären unter diesen fünf nur drei der bisherigen Ehrenratsmitglieder und man habe sich für zwei neue Mitglieder entschieden. Zum einen handelt es sich dabei wohl um den Politiker, der 2013 anlässlich der sicherlich unvergesslichen „ViaNoGo“-Mitgliederversammlung bald nach den Berichten des Vorstands einen Wortbeitrag lieferte, in dem er sich sehr positiv über Vereinsführung und Viagogo-Vertrag ausließ und dann unter gellenden Pfiffen das Podium verließ, zum anderen anscheinend um einen der beiden Herren, die 2016 in ganz NRW bei den ebenso berüchtigten „Mitgeredet“-Veranstaltungen (Vorstellungsrunden der Aufsichtsrat-Kandidaten in Gelsenkirchen, Münster, Bielefeld, Düsseldorf) mit vorbereiteten Texten auftauchten, mittels derer in langen Monologen insbesondere einem der „neuen“ Aufsichtsratkandidaten die immergleichen Vorwürfe gemacht wurden, was jedem der dabei war als gezielte Diskreditierung erscheinen musste und bis heute auch von den anderen damals beteiligten Aufsichtsratskandidaten (u.a. übrigens wie in diesem Jahr auch wieder C.Tönnies und P.Lange) als Teil eines Tiefpunktes in der Geschichte unserer Vereinsdemokratie gesehen wird.

Auch wenn es ja legitim ist, dass jemand den Kartenbetrüger-Vertrag schön findet und das auch äußert, oder dass man einem AR-Kandidaten kritische Fragen stellt (wenn auch nicht unbedingt welche, die man tags zuvor schon stellte und entkräftet bekam), und auch wenn es jedem Menschen zugestanden werden muss, sich zu entwickeln und bestimmte Dinge Jahre später selbst etwas anders zu betrachten: die Auswahl solcher Kandidaten ausgerechnet für den Ehrenrat ist schon verblüffend – und sie ist m.E. auch kaum nachzuvollziehen, bedenkt man, dass es doch deutlich geeignetere Kandidaten gegeben haben muss. Nicht nur denjenigen, der im Ehrenrat in der Vergangenheit anerkanntermaßen gute Arbeit leistete und nun nicht mehr berücksichtigt wird, sondern zB auch eine Person, die nahezu das Paradebeispiel eines Wunschkandidaten für den Ehrenrat darstellen müsste: Eine Richterin, die Erfahrung mit Sportgerichtsbarkeit hat und jahrelang im DFB Schiedsgericht tätig war. Was an Kompetenz und Befähigung wünscht man sich da eigentlich noch mehr? Bei mir hinterlässt die Aufsichtsrats-Entscheidung gegen solche Kompetenz und für Personen bei denen zumindest Fragezeichen im Raum stehen, konsternierte Verwunderung - bei manch anderen, die näher dran sind an GE und dem Vereinsleben dort, gar deutlichen Unmut.

Der Ehrenrat des FC Schalke 04 sollte über jeden Verdacht erhaben sein. Das ist wichtig für das Gremium, das ist wichtig für die Aufgabe, das ist eigentlich sogar eine Grundvoraussetzung. Natürlich hat der Aufsichtsrat die Pflicht und das Recht, diejenigen für den Ehrenrat zu nominieren, die er will. Dieses Wollen sollte dabei von der Überzeugung geprägt sein, die *richtigen*, weil *geeignetsten* Kandidaten ausgewählt zu haben. Vielleicht fehlte es am Tag der Entscheidung, wie auch schon bei manch früheren relevanten Entscheidungen (siehe zB eben wieder Viagogo, oder der unsägliche dem Machterhalt dienende Satzungsänderungsantrag zum Wahlausschuss ein paar Jahre danach, der ebenfalls von der Mitgliederversammlung gestoppt wurde), an Informationen und an Zeit, sich da wirklich umfassend zu informieren. Ich weiss es nicht. Ich weiss auch nicht, ob der Aufsichtsrat seine Entscheidung bis zur Mitgliederversammlung noch überdenken und ändern kann oder will. Das wäre sicher schwierig, aber aller Ehren wert.

Andererseits weiss ich, dass die Mitgliederversammlung das Recht hat, die vom Aufsichtsrat en bloc nominierten Kandidaten ebenso en bloc abzulehnen und dann auf der MV selbst andere oder weitere geeigneter erscheinende Kandidaten vorzuschlagen, über die dann abgestimmt werden würde.