Flashback! Heute vor 2 Jahren feierte Schalke den irren 4:4-„Derbysieg“…

Flashback! Heute vor 2 Jahren feierte Schalke den irren 4:4-„Derbysieg“…

25. November 2019 0 Von Susanne Hein-Reipen

Schwarzgelbes Ballyhoo

Obwohl der Schalker Support deutlich unter den fehlenden Ultras samt Tifo-Material und Megaphonen leidet, bemüht sich die Stadionregie mit Vorturner Norbert Dickel noch, ihn zu überschreien. „BVB, wir werden immer zu dir stehen“ und irgendwatt mit „Am Ende der Gasse erstrahlt die gelbe Wand“ wird völlig übersteuert in den Äther gejagt. Ein herzhaftes „BVB Hurensöhne“ schallt zurück. Weiter geht es mit Werbung für einen Film über „You never walk alone“ und einem arg kitschigen Song, der mit „Einst haben wir das schwarze Gold zu Tag gebracht“ beginnt. 

Bei der Schalker Aufstellung setzt Domenico Tedesco offensichtlich trotz des wiedergenesenen Leon Goretzka auf „Never change a winning Team“ und lässt die Siegerelf von Freiburg und gegen den HSV ran. Als die Mannschaft nach dem Aufwärmen kurz in die Kurve kommt, gibt es begeisterten Applaus. Die Nummer 1 im Pott sind immer noch wir! Das ebenso ausgelutschte wie abgekupferte „You’ll never walk alone“ kontern die Schalker mit demonstrativer Abwendung und Dutzenden hochgereckten Mittelfinger.  


Zum Einmarsch der Mannschaften erscheint auf der Süd ein großes Banner „Borussia Dortmund“ und etliche gelbliche Rauchtöpfe. Norbert Dickel brüllt derweil die Aufstellung runter und beschwört zigfach die „schwarzgelben Herzen“, bevor er nachschiebt, dass Pyro ja eigentlich verboten ist. 

Eine schreckliche erste Halbzeit aus dem Gruselkabinett 

Fährmann versucht im Kreis, seine Mitspieler aufzupushen. Die ersten zehn Minuten sieht das auch ganz gut aus; Konoplyanka hätte fast mit einem Lupfer die frühe Führung erzielt. Doch dann wird es bitter, ganz bitter: In der 11. Minute bugsiert Aubameyang, wegen seiner Batman-Mätzchen ohnehin mäßig beliebt beim Schalker Anhang, einen Ball mit der Hand über die Linie, nachdem Fährmann zuvor einen Schuss von Sahin nur hat abklatschen können. 1:0, Scheixxe, was macht der Aytekin eigentlich beruflich? Und wozu ist der Videoschiedsrichter da?!

Doch das ist längst nicht alles. Gerade als sich der ohne Vorsänger etwas führungslose Schalker Anhang wieder aufgerappelt hat und mit „Scheiß BVB“ und „Eine Stadt erstrahlt in Blau…“ den Support wieder aufgenommen hat, klingelt es schon wieder: Stambouli mit einem Eigentor (18.) und Götze per Kopf (20.) schrauben den Spielstand auf 3:0 für die dunkle Seite der Macht hoch. Norbert Dickel schreit wie ein Pornostar in den entscheidenden Minuten, die Kommentare der Schalker sind größtenteils nicht druckreif.

Eine Hinrichtung

Jetzt haben die Zecken natürlich Oberwasser, „die Nummer 1 im Pott sind wir“ schallt herüber. Die S04-Kurve ist vorübergehend paralysiert und versucht stumm, das Geschehen zu verarbeiten. Viel Zeit dafür bleibt allerdings nicht, denn in der 26. Minute ballert Guerrero volley ins lange Eck. 4:0. Aua, das sieht jetzt schwer nach Hinrichtung aus – gab es überhaupt jemals in einem Derby so schnell eine so hohe Führung? 

Die Bierbecher fliegen tief, die Häme des Borussenanhangs ist hör- und greifbar. „Scheiß S04“ und „Wer nicht hüpft, ist ein Schalker“ sind Retourkutschen für die entsprechenden Schalker Gesänge. Zum Glück reagiert Tedesco und bringt Goretzka und Harit für den gelb-rot gefährdeten McKennie und diSanto. Und hey, zur Pause kann sich der Schalker Anhang immerhin über zwanzig Minuten ohne Gegentor freuen. Das ist dann wohl Galgenhumor… „Ihr werdet nie deutscher Meister“ schallt von der Süd herüber, super, das hat es jetzt echt noch gebraucht. Nicht.

Aus der Hölle in den Fußballhimmel

In der Pause herrscht im Gästeblock Frust pur, dazu gibt es wieder Zoff mit den Nachbarblöcken und eine kleine Keilerei im Unterrang. Die „Highlights der ersten Halbzeit“ und ein Blick in twitter und die sozialen Netzwerke tragen auch nicht zur Erheiterung bei. Eine Kurve in tiefer Depression. Mit dem Ergebnis möchte kein Schalker am Montag zur Arbeit erscheinen… Einige verlassen gar schimpfend das Stadion, um vorzeitig den Heimweg anzutreten. Wer zu früh geht, den bestraft das Leben!

Zum Glück ist Tedesco bei der Halbzeitansprache offenbar nicht in Trübsal verfallen, zudem wechselt er Nastasic für den übermotivierten Kehrer ein. Die Süd böllert derweil etwas vor sich hin.

Ein erster Hoffnungstreif dann in der 53. Minute, als Naldo vermeintlich das 4:1 erzielt. Doch Aytekin entdeckt plötzlich den Videobeweis und findet irgendwo eine Millimeter-Abseitsstellung. Wenn die Schalker Kurve in diesem Moment wüsste, wo sein Auto steht, sähe es nicht gut für ihn aus!

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