Alessandro Schöpf ist wieder da – und schaut nach vorn
29. Juli 2019Das Foul, das Alessandro Schöpf ein halbes Jahr in die Reha schickte, wirkt nach. Oder auch nicht, je nachdem. Zwar will Alessandro Schöpf nach vorn schauen, aber dass der Gegenspieler Karim Rekik (Hertha) sich nach dem Foulspiel nicht persönlich mal gemeldet hatte, fand Schöpf doch „eher schwach“. So formulierte er es beim Mediengespräch im Schalker Trainingslager in Mittersill.
Aber Schöpf ist niemand, der seinen Groll dauerhaft mit sich trägt. „Das war nicht einfach, aber du änderst ja nichts daran. Ich freue mich, dass ich jetzt fit bin.“ Er wolle nach vorn schauen, positiv bleiben. „Angst vor einer neuen Verletzung zu haben, wäre der falsche Weg. Das bringt dich nicht vorwärts.“
Dabei hätte Schöpf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Ein Kreuzbandriss 2017, dann Rückenprobleme, dann 2019 das Außenband gerissen: Schöpf musste immer wieder einen Neuanfang beim FC Schalke nehmen. Seit er 2016 aus Nürnberg nach Gelsenkirchen wechselte, begleitete ihn das Verletzungspech häufiger.
Schöpf müde lächelnd: „Ich bin es mittlerweile gewohnt, immer neu anzufangen. Ich kenne das gar nicht anders.“ Aber Schöpf geht es da irgendwie wie dem FC Schalke insgesamt. Denn auch die Königsblauen wollen nach der Katastrophensaison alles besser machen. „Okay, schlechter starten ginge ja auch gar nicht …“
Im Klub hat sich viel getan. Das Team ist verändert, die Führungsebene fast komplett neu. „Jetzt versuchen wir alle, Schalke ein Stück nach vorn zu bringen. Das ist unser Ziel.“
Wohlweislich hält sich Schöpf über Ziele des Teams sehr bedeckt. Klar sei nur: „Wir wollen die vergangene Saison vergessen machen, direkt zum Start dabei sein.“
Mehr Offensivgefahr
Da hilft es, dass die Stimmung im Team gut ist. „Das macht viel Spaß. Wir trainieren intensiv, aber das Lachen geht nicht verloren. Das hilft, um mit Elan ins Training zu gehen.“
Dass den FC Schalke dabei manche Themen noch begleiten – Stichwort Nübel – ist Nebensache. „Diese Transferdinge sind gar kein Thema bei uns. Wir konzentrieren uns auf unsere Sache.“
Tja, und was ist das dann für eine „Sache“? Für Schöpf wird vieles über das Umschaltspiel laufen. Wenn der Ballgewinn da ist, muss das Team schnell agieren, den Weg in die „Tiefe“ suchen. „Auch wenn es ohne Ball ist und mal weh tut.“ Einfach aktiv sein, mehr laufen, alles reinwerfen. „Alles andere kommt von allein.“
Was ein bisschen klingt wie das kleine Einmaleins des Fußballs, ist dennoch wahr. Wer läuft, bekommt seine Chancen. Passivität hat noch kein Team vorangebracht. Und das will Schalke jetzt eben besser machen.
Schöpfs Position?
Welchen Anteil Alessandro Schöpf dann haben wird, muss sich weisen. Mit Neu-Trainer David Wagner gab es noch kein Detailgespräch. „Ich bin ja auch gerade erst wieder da“, so Schöpf. „Ich mache mir da keinen Kopf.“ Erst einmal sei er froh über jede Minute Spielpraxis. Wo genau auf dem Feld, spiele erst einmal keine Rolle.
Natürlich sind die Vorlieben bekannt. „Am liebsten offensiv“ will Schöpf spielen. „Das habe ich von klein auf gelernt.“ Aber als auch nicht mehr blutjunger Spieler weiß der 25-Jährige natürlich auch, was von ihm erwartet wird. Und das liefert er im Gespräch auch: „Letzten Endes entscheidet der Trainer…“
Flexibel sei er ja ohnehin. Rechte Seite oder auf der Acht oder Zehn? Das ist alles kein Problem. Gespielt wird dort, wo es der Trainer sagt. Hauptsache spielen.
Alessandro Schöpf ist wieder da – und schaut nach vorn. Was er über Trainer, Team und seine Zukunft sagt? https://t.co/cCQ3N0duCV #S04 pic.twitter.com/wwULHvIGJu
— 100prozentmeinschalke (@100ProzentS04) July 29, 2019
Anderer Trainer-Stil
Apropos Trainer. Während Domenico Tedesco praktisch immer Anweisungen gab und aufs Team einwirkte, ist David Wagner am Spielfeldrand fast still. Das Tagesgeschäft erledigt das umfangreiche Betreuer- und Trainerteam. Der Co-Trainer übernimmt viele Einheiten, Wagner beobachtet.
Das solle aber keinesfalls über Wagners Aufmerksamkeit hinwegtäuschen, so Schöpf. „Er spricht in der Kabine schon viel mit uns, analysiert dann genau.“ Und ohnehin sei es auch vernünftig, Fehler im Spiel nicht schon am Platz selbst groß zu kommentieren, sondern lieber mit etwas Abstand zu besprechen. Das ist eben einfach ein anderer Stil. „Ich finde das gut.“
Jetzt steht Mittersill auf dem Programm. Für den gebürtigen Österreicher ein Sprung in die Heimat – aber mit dem Kopf ist Schöpf längst wieder ganz in Gelsenkirchen. Ein neuer Anlauf, jetzt muss es doch einfach mal etwas werden.
(Aussagen im Trainingslager eingefangen von Susanne Weber)