Nürnberg – Schalke 1:2: Zalazars Traumtor und Teroddes 30. Treffer schießen Schalke in den siebten Himmel
16. Mai 2022Der FC Schalke 04 gewinnt bei den Fanfreunden vom 1. FC Nürnberg dank zweier rekordverdächtiger Tore mit 1:2 (0:1) und feiert mit 25.000 mitgereisten Fans euphorisch die Zweitligameisterschaft. Ein perfekter Abschluss für eine Saison, die alle Erwartungen übertroffen hat, findet Susanne Hein-Reipen…
Schon am Samstag wird klar: Es sind verdammt viele Schalker mit nach Nürnberg gereist, um die Mannschaft zur Zweitligameisterschaft zu schreien, mit Freunden zu feiern oder einfach viel Spaß zu haben. Die Nacht auf der Königstraße wird entsprechend lang und feuchtfröhlich…
Königsblaue Invasion on tour
Bis zu den Nürnberger Verkehrsbetrieben hat sich die Invasion aus dem Pott allerdings offenbar nicht rumgesprochen, denn die S-Bahn zum Stadion verkehrt zunächst nur im gewöhnlichen Takt, so dass viele Schalker in die Röhre schauen. Dies führt zu einigen Jagdszenen am örtlichen Taxistand, am Ende erreichen jedoch (fast) alle das Frankenstadion alias Max-Morlock-Arena.
Wetter und Stimmung sind blendend, das Merchandising-Angebot groß, die „Drei im Weckla“ lecker. Ein wenig irritierend ist die für ein „Friendly Match“ recht formale und kleinteilige Einlassprozedur, nachdem zuvor angekündigt wurde, dass die Eingänge frei wählbar seien.
Ralle darf ran
Vor der mehr als gut besetzten Gästekurve Kurve prangt das bekannte „eingetragener Verein“-Banner, beide Kurven begrüßen beide Mannschaften mit viel Applaus. Besonders herzlich wird bei Verlesung der Schalker Aufstellung Ralf Fährmann beklatscht, der für sein mannschaftsdienliches Engagement auf der Bank mit einem Einsatz belohnt wird. Mike Büskens lässt in seinem zumindest vorläufig wohl letzten Spiel als Interims-Chefcoach Fährmann, Aydin, Thiaw, Kaminski, Ouwejan, Flick, Itakura, Churlinov, Zalazar, Terodde und Bülter ran.
Im Rahmen des Freundschaftswochenendes gab es auch zahlreiche Begegnungen der U-, Walking- und Damen-Teams, die nun alle gutgelaunt einmarschieren und sich zum Fototermin vor den Kurven treffen. Wimmelbild olé! Für die U 17, frischgebackener deutscher Meister, gibt’s eine LaOla extra. Beide Jugendleiter sind voll des Lobes.
Schaaaaalke und der FCN!
Immer wieder ertönt „Schaaaalke und der FCN“, auch „Schalke ist die Macht“ ist im Gästeblock gefragt. Beim FCN gibt’s derweil jede Menge Verabschiedungen. Das Schalker Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“ wird in voller Länge geschmettert, dann folgt die Aufstellung des Glubbs: Die Startelf bilden Klaus, Valentini, Schindler, Hübner, Handwerker, Geis, Krauß, Tempelmann, Duman, Möller Daehli und Schleimer.
Vor dem Einlauf marschieren zahlreiche rot-schwarze und blau-weiße Traditionsfahnen auf, gemeinsam wird „Die Legende lebt“ zelebriert. Nach dem Einlauf der Mannschaften wird es hingegen zunächst ruhiger, weil die Sanitäter wegen zweier Notfälle in den Gästeblock ausrücken müssen.
Traumtor von Zalazar
Simon Terodde stößt an, die erste nennenswerte Chance geht auf das Konto der Hausherren, aber Schleimers Abschluss geht haarscharf am langen Eck vorbei (4.). Auf der Gegenseite wird ein erster Schussversuch von Zalazar geblockt (6.), Teroddes erster Abschluss landet genau in den Armen von Klaus (9.). Nun nehmen auch beiden Kurven mit „Schalke und der FCN“ wieder den Support auf; in der Sonne frönen mittlerweile viele de guten alten Motto „1, 2, 3, Oberkörper frei“. Schalke, ich bin für Dich geboren, ich hab‘ mein Herz verloren an einen Fußballcluuuuub…
In der 14. Minute zieht der Ex-Schalker Geis einen von links Freistoß mit viel Effet aufs Tor, aber Fährmann lenkt das Leder einhändig über die Latte. Im Gegenzug kommt der Ball über Churlinov im Mittelkreis zu Zalazar – und der holt mit dem rechten Fuß aus und versenkt die Kugel über 58 Meter hinter dem zu weit vor seinem Kasten stehenden Klaus zum 0:1 (15.). Was. Für. Ein. Geiler. Schuss!
Max-Morlock-Stadion für immer!
Danach plätschert das Spiel zunächst etwas vor sich hin, weil Nürnberg gegen die gut stehende Schalker Defensive kein Durchkommen findet und Schalke die Führung souverän verwaltet. Beide Kurven huldigen derweil gemeinsam Max Morlock: Der Heimblock titelt „Sein Leben für den Glubb gegeben“, die Schalker ergänzen „Sein Vermächtnis wird ewig leben“, dann zeigen beide das Bekenntnis „Max Morlock Stadion für immer!“
Aus dem Gästeblock ertönt „Für jetzt und alle Zeit“, „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ und „Eine Stadt erstrahlt in Blau“, auf dem Feld holt sich Flick einen Brummschädel ab, weil er aus kurzer Distanz einen Freistoß von Geis zur Ecke abfälscht. Wenig später ist er aber schon wieder munter genug, seinerseits einen satten Distanzschuss Richtung Nürnberger Kasten zu schicken, knapp links daneben (42.). Der letzte Abschluss des ersten Durchgangs geht auf das Konto von Churlinov, dann erfolgt pünktlich der Halbzeitpfiff.
Alles Gute zu 20 Jahren Ultras GE
Die Pause nutzen die Ultras Nürnberg dazu, mit dem zuvor am Block gezeigten überdimensionalen Banner „Alles Gute zu 20 Jahren Ultras GE“ vor den Gästeblock zu marschieren. Dort werden das gute Stück und die Freundschaft gemeinsam mit „Schalke und der FCN“ und „Seht ihr die Fahnen weh’n“ gefeiert – einfach schön!
Beide Mannschaften kommen unverändert wieder aufs Feld; lautstark angefeuert mit „F! C! N! und „Steht Auf!“. Die ersten Minuten auf dem Rasen gehen an den Glubb, doch weder Geis‘ Freistoß (47.) noch zwei Ecken finden ins Ziel. Ein schönes Solo von Krauß kann Fährmann parieren (53.).
Leergetrunken?
Der erste personelle Wechsel ist Dovedan für den nach einem Zweikampf mit Itakura lädierten Tempelmann, kurz darauf kommen Idrizi für Zalazar und Palsson für Itakura (62.). Bei der Banda di Amici raucht es derweil rot-schwarz vor sich hin; im Auswärtsblock erscheint ein Banner „Schalke steigt auf und ihr nehmt Verletzte in Kauf“. Nicht gut an kommt auch, dass trotz Sonnenhitze bereits nach einer guten Stunde die ersten Kioske in puncto Wasser „Ausverkauft“ melden.
Ein schöner Linksschuss von Valentini klatscht, abgefälscht von Ouwejan, gegen die Latte (65.), danach macht der Kapitän Platz für Fischer, Castrop ersetzt Duman. Nach einer Ecke von Geis rettet Fährmann gegen einen Kopfball von Dovedan (69.), nach einer weiteren klärt Ralle gegen Hübner (71.). Die rot-schwarze Kurve honoriert die Bemühungen ihres Teams mit lautstarkem Support und zeigt einmal mehr, dass der Stadionname für sie nicht verhandelbar ist: Max-Morlock-Stadion für immer!
Terodde – wer sonst?
Mike Büskens bringt nun Calhanoglu und Matriciani für Ouwejan und Thiaw (75.); Club-Coach Klauß sieht die erste gelbe Karte des Spiels wegen lautstarken Meckerns. Noch viel lautstärker schallen die „asozialen Schalker“ in den blauen Nürnberger Himmel. Krauß wird bei seiner Auswechslung gegen Schäffler mit viel Applaus verabschiedet, dies war sein letztes Spiel für den FCN. Seht ihr die Fahnen weh’n…?
Kaminski holt sich ebenfalls noch Gelb ab (83.), Vindheim darf auf rechts noch für Aydin ran – und dann dürfen die Heimfans das ersehnte Tor bejubeln, denn Schleimer trifft aus der Distanz in die linke untere Ecke zum 1:1 (86.). Die Schalker stört das indes nicht; auch das Unentschieden würde zum Zweitligatitel reichen. Dementsprechend fröhlich werden „Nie mehr zweite Liga“ und „Schalke ist die Macht“ angestimmt – und genau dort hinein platzt die erneute Schalker Führung durch – na, wen wohl?! – Terodde nach Vorarbeit von Idrizi (88.). Schade für die tapferen Nürnberger, aber ein gutes Symbol für die Schalker Saison: Nie aufgeben und irgendwann trifft Simon!
Platzsturm, Schale, Kanone – Schalke feiert
Hübner sieht noch Gelb, ansonsten passiert trotz fünfminütiger Nachspielzeit nicht mehr viel. Alle Schalker Ersatzspieler stehen bereit, um zu ihren Kollegen zu stürmen, die Fans feiern den „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, „Schalke ist der geilste Club der Welt“ und den Mythos, dann ertönt der Abpfiff – der verdiente Meister der Zweitligasaison 2021/2022 heißt FC Schalke 04!
Die Mannschaft hüpft ausgelassen im Kreis herum und stürmt dann vor den Gästeblock, um gemeinsam zu feiern. Doch ähnlich wie in der Vorwoche streben auch dieses Mal etliche Fans auf den Platz, zumal die flache Bauweise mit Laufbahn statt Graben und Rasenwanne den Weg deutlich einfacher macht als in der Veltins-Arena und zusätzliche Treppen bereitstehen – allerdings leider nicht für alle Blöcke. Ausgerechnet der Gästesteher wird nicht geöffnet und guckt doppelt in die Röhre, weil die Menge der ausgelassenen Fans auf dem Rasen auch die eigentlich geplante Übergabe der „Radkappe“ vor dem Block vereitelt.
Stattdessen werden die Spieler vor die Haupttribüne beordert, wo ein Ring von Sicherheitskräften einen Bereich freihält. Der Jubel kennt keine Grenzen mehr, als Kapitän Danny Latza die Zweitligaschale in den Himmel streckt – es ist tatsächlich Geschafft! Jeder will das gute Stück einmal hochhalten, dazu wird „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“ geschmettert. Könnte man sich echt dran gewöhnen…
Die nächste Jubelorgie nebst Sprechchören erntet Terodde, der breit strahlend die Torjägerkanone für 30 Tore in 30 Spielen entgegennimmt und unter Sprechchören den Fans präsentiert. Ebenfalls Sprechchöre und am liebsten eine Heiligsprechung hat sich Mike Büskens verdient, der mit acht Siegen aus neun Spielen einen unfassbaren Endspurt hingelegt hat – DANKE, BUYO!
Der restliche Tag ist königsblaue Party pur, ob in der Kabine, auf dem Platz, in Gelsenkirchen oder der Nürnberger Altstadt. Bundesliga, der S 04 ist wieder daaaa!
[…] dann geht es mit voller Kapelle und x-tausenden Fans zum Saisonfinale zu den Freunden aus Nürnberg. Schon am Abend vor dem Spiel fliegt auf der Königsstraße die Kuh tief, im Stadion holt Zalazar […]