Ingolstadt – Schalke 0:3: Zalazar macht Schalke-Fans glücklich
14. März 2022Erst pfui, dann hui: Der FC Schalke 04 siegt dank Joker Zalazar und einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit verdient mit 0:3 (0:0) beim FC Ingolstadt und macht zwei Punkte auf das Spitzentrio gut. Susanne Hein-Reipen ist im sonnigen Audi-Sportpark dabei…
Wenn eine der weitesten Auswärtstouren der zweiten Liga ansteht, kommt die Spritpreis-Explosion nicht gut – aber deshalb auf den Support verzichten…? Kommt für hartgesottene Schalker Auswärtsfahrer nicht in die Tüte und so sind von den 7.593 Zuschauern mindestens die Hälfte königsblau.
Hier regiert der S04…!
Am Gästeeingang prangt „Willkommen bei den Schanzern“, das Ordnungspersonal ist freundlich, die Leberkässemmeln lecker. Die Impfnachweise, für die es lila „Gesundheitsbänder“ gibt, werden akribisch kontrolliert, die Einhaltung der FFP2-Maskenpflicht nicht.
Die Heimkeeper laufen zu „We will rock you“ ein, auf der heimischen Tribüne herrscht jedoch noch gähnende Leere. Ganz anders der Empfang für Fraisl und Fährmann; der sonnenverwöhnte Gästeblock singt sich ein. Ob Oppa Pritschikowski, „Hier regiert der S 04!“ oder das Eurofighterlied zu Ehren des leider immer noch coronabedingt fehlenden Interimstrainers Mike Büskens, die Schalker Fans machen sich einen Spaß daraus, die heimischen Ingolstädter kurzerhand an die Wand zu singen.
Solidarität mit der Ukraine
Deutlichen Applaus auch von Schalker Seite gibt es jedoch für die „Becherspende“, bei der das Pfand in die Ukrainehilfe fließt; auch die blau-gelben Sondertrikots der Hausherren kommen sehr gut an. Schalke tritt im weiß-hellblauen Auswärtsdress an, auf der Brust sichtbar überflockt mit dem neuen Sponsor vivawest.
Der Stadionsprecher versucht mit überschaubarem Erfolg, die Heimfans aus dem Mittagsschlaf zu wecken – „die Südtribüne ist voll engagiert! -, aber auch das Vereinslied „Schaaaanzer sind wir, FC Ingolstadt 04“ wird mit blau-weißem Liedgut übertönt. Ohne Schalke wär‘ hier gar nix los…
Mit Drexler und Ranftl, ohne Zalazar
Als Startelf schickt Büskens bzw. der ihn vertretende Kreutzer Fraisl, Ranftl, Thiaw, Kaminski, Calhanoglu, Churlinov, Itakura, Flick, Drexler, Churlinov, Terodde und Bülter auf den Rasen.
Der Gästeblock ist von Beginn an gut drauf und singt von den Ruhrpottkanaken über den Wechselgesang Schalke – Nullvier, Steht auf, wenn Ihr Schalker seid und die asozialen Schalker diverse „Klassiker“ an und hat dabei klar die akustische Lufthoheit. Auch auf dem Feld hat Schalke die Oberhand, macht jedoch im ersten Durchgang außer einem Pfostentreffer von Torjäger Terodde arg wenig daraus. Einzig Schiedsrichter Zwayer sorgt mit zwei gelben Karten für Franke, der Ranftl abgrätscht, und Thiaw, der angeblich Bilbija regelwidrig verdrängt haben soll, für ein wenig Abwechslung. Die Karte gegen Thiaw führt beim Schalker Anhang zu unüberhörbaren Vermutungen hinsichtlich Zwayers Abstammung mütterlicherseits.
Der Pausenpfiff wird allseits begrüßt, in der Sonne wird dringend Flüssigkeitsnachschub benötigt und die Partie ist bislang leider Fußball zum Abgewöhnen. Die Hoffnung auf eine bessere zweite Halbzeit ist jedoch ungebrochen.
Zalazar bringt die Wende
Die Schalker Spieler kommen mehrere Minuten vor den Schanzern zurück auf den Rasen; beide Teams treten personell zunächst unverändert an. Nach wenigen Minuten sieht Kaminski für ein Foul gegen Kutschke seine fünfte gelbe Karte und muss damit im kommenden Heimspiel gegen Hannover 96 zuschauen.
Kurz darauf tatsächlich ein Hauch von Torgefahr: Nach einem Handspiel von Bilbija vor dem Strafraum segelt der fällige Freistoß an den kurzen Pfosten, wo Stojanovic ein Loch in die Luft schlägt. Terodde kann aus dem Patzer jedoch keinen Profit schlagen und verpasst den Ball ebenfalls (52.).
Das Schema „Flanke, Terodde, Tor“ hilft zwar oft, aber eben nicht immer, und so entschließt sich Kreutzer, mit Zalazar für den überforderten Ranftl einen der wenigen kreativen Offensivspieler zu bringen. Drexler rückt nunmehr auf rechts, wo er prompt mit Linsmayer zusammenrasselt, was diesem ebenfalls die fünfte Gelbe einträgt.
Der Gästeblock fordert lautstark „Auf geht‘s Schalke schieß ein Tor“ – und Zalazar liefert: Drehschuss Terodde, der Abpraller landet genau vor den Füßen des uruguayischen Fanlieblings, der schnell schaltet und den Ball durch zwei Gegenspieler hindurch zum 0:1 ins Tor bugsiert (55.). Zalazar rast wappenklopfend vor den Gästeblock, Fans und Mannschaft vereinen sich in erleichtertem Jubel.
Thiaw und Drexler machen alles klar
Ingolstadt-Coach Rehm reagiert sofort und ersetzt Linsmayer und Schmidt durch Preißinger und Sulejmani. Fraisl schnappt sich derweil einen Abschluss von Bilbija, der Gästeblock feiert die Führung, das Wetter und sich selbst blendend gelaunt mit einer Dauerschleife von „Schalala Schalke“, das gab es seit längerem nicht mehr! Auch die Lüdenscheider bekommen in Abwesenheit akustisch ihr Fett weg.
Wenig später erreicht die Stimmung einen weiteren Höhepunkt: Ecke Zalazar, Volley Thiaw, Stojanovic fälscht ab und es steht 0:2 (71.). Die Freude beim königsblauen Anhang ist wieder groß, die ersten hocken eins, zwei, drei, Oberkörper frei auf dem Zaun. „Auswärtssieg!“, „Der FC Schalke wird deutscher Meister“, der Mythos, „Schalke ist der geilste Club der Welt“, „Ein Leben lang“, „Kohle unter uns’ren Füßen“ und „Schalke ist die Macht“ machen die Runde.
Erleichterung pur
Ayensa ersetzt Pick, doch der nächste Treffer geht wieder auf das Konto der Knappen: Drexler läuft in den Strafraum und bekommt einen Zuckerpass von Zalazar genau in seinen Lauf serviert und verwertet diesen aus fünf Metern Torentfernung zum 0:3 (81.). Matchwinner Zalazar hat damit in knapp 40 Einsatzminuten zwei Tore vorbereitet und eins selber erzielt!
Pieringer und Palsson dürfen noch kurz für Bülter und Drexler ran; Fraisl rettet gegen Kutschke, danach rettet der Pfosten. Idrizi kommt für Flick, Lode für Itakura; Sulejmani sieht noch Gelb – der Rest ist Schaulaufen vor dem bestens gelaunten Schalker Block, bis pünktlich abgepfiffen wird.
Die Ingolstädter Spieler lassen die Köpfe hängen; den Schalkern ist die Erleichterung anzusehen, nach der schwachen ersten Halbzeit so gut die Kurve bekommen zu haben. Eine kurze Welle muss trotzdem sein…
Schalke bleibt durch diesen Auswärtsdreier aufgrund des zeitgleichen 3:0-Sieges der Freunde vom FCN in Hannover auf Rang 5, hat aber zwei Punkte auf das Spitzentrio gutgemacht und kann im Heimspiel gegen Hannover weiterpunkten. Noch ist alles drin…