Schalke – Ingolstadt 3:0: Schalke feiert Aydins Traumtor, Teroddes Rekord und Platz 4
3. Oktober 2021Der FC Schalke 04 schickt den FC Ingolstadt 04 durch Treffer von Bülter, Aydin und Terodde verdient mit 3:0 (1:0) nach Hause und schiebt sich auf Platz 4 mit Tuchfühlung zur Tabellenspitze vor. Simon Terodde zieht mit seinem 153. Zweitligator mit dem bisherigen Rekordhalter Dieter Schatzschneider gleich und wird entsprechend gefeiert, das Tor des Tages aber erzielt Mehmet Aydin. Susanne Hein-Reipen berichtet direkt aus der Arena…
An die Anstoßzeit „Sonntag 13.30 Uhr“ müssen sich viele Schalker noch gewöhnen, zudem ist das Wetter mit „Parkstadionwetter“ noch sehr wohlwollend umschrieben. Aber die Autobahnen rund um Gelsenkirchen sind frei wie selten und Currywurst zum Frühstück ist mal etwas anderes… Der Einlass mit Ticket, Impf- oder Testnachweis und Ausweis funktioniert mittlerweile routiniert, aber es gibt nach wie vor zu wenig Frauen für den Security Check beim holden Geschlecht. Diese stauen sich teilweise 20 Meter zurück, während die Herren der Schöpfung die freie Auswahl aus zahlreichen Mitarbeitern haben.
Bunte Mischung, gute Stimmung
Das Vorprogramm ist eine bunte Mischung aus einem Impf-Appell von Geburtstagskind Gerald Asamoah, dem Fanspiel – Glück Auf Lindenhof fegt die Schalker Burgknappen Bilstein vom Platz-, Werbung und Interviews. Als die beiden Torhüter zum Warmmachen auf den Platz laufen, bekommt Fraisl vernehmbaren Applaus, Fährmann schaut etwas bedröppelt aus der Woche. Henning Matriciani, der in der vergangenen Woche seinen ersten Profivertrag auf Schalke unterschreiben durfte, hilft beim Warmschießen. Chefcoach Dimitrios Grammozis plaudert derweil im sky-Interviews, Quatscher Dirk talkt mit dem verbliebenen ESportsteam.
Die neue Coronaschutzverordnung bekannt wurde, aufgrund derer Schalke die Arena wieder mit 54.000 Zuschauern belegen darf, ist erst drei Tage halt, ein Rückbau der Sitzplätze in der Nordkurve war in der Kürze der Zeit nicht möglich. 26.546 Zuschauer sind heute dabei, da ist noch Luft nach oben; dennoch ist die Stimmung beim Steiger- und Vereinslied prima. Auch die Aufstellung, effektvoll eingeleitet durch Bilder besonderer Momente der vergangenen Jahre, kommt gut an. Grammozis vertraut heute Fraisl, Kaminski, Itakura, Thiaw, Ouwejan, Flick, Aydin, Drexler, Zalazar, Bülter und Terodde, der erneut die Kapitänsbinde trägt.
Itakura in bestechender Form
Die ersten Minuten verlaufen mit gegenseitigem respektvollen Abtasten; ersten Annäherungen durch Bülter, Terodde und Ouwejan stehen Aktionen der „Schanzer“ durch Gebauer und Kutschke gegenüber. Die meisten offensiven Ansätze der Gäste zerschellen an Ko Itakura. Die japanische Ein-Mann-Armee überzeugt durch perfektes Stellungsspiel und Grätschen aus dem Bilderbuch und bringt insbesondere Kutschke mehrfach zur Verzweiflung und bekommt Szenenapplaus.
Die Stimmung ist gut, der Wechselgesang SCHALKE! – NULLVIER! zwischen Nord- und Südkurve fluppt. Danach wird etliches königsblaues Liedgut von „Wer nicht hüpft, der ist Borusse“ über „Auf geht‘s Schalke schieß ein Tor“ und „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ bis zum Mythos kurz angetitscht, verebbt aber ohne die supporterprobten Ultras auch recht schnell wieder. Viele hoffen, dass mit den deutlich steigenden Kapazitäten auch die organisierte Fanszene wieder in die Arena zurückkehrt, am besten bereits zum nächsten Heimspiel gegen die bekannt stimmgewaltigen Dynamofans. Maskottchen Erwin, im Frühjahr noch mutterseelenalleine in der Nordkurve verzweifelt, freut sich über die Unterstützung…
Bülter trifft zum 1:0
Simon Terodde ist im ersten Durchgang recht unauffällig, erntet aber dennoch mehrfach Sprechchöre mit seinem Namen. Das 1:0 erzielt jedoch nicht er, sondern sein Sturmkollege Marius Bülter, der nach Vorarbeit von Zalazar aus gut 25 Metern draufknallt und durch die Beine von Antonitsch ins linke Eck einnetzt (25.). Der folgende Torjingle „Blau und Weiß ein Leben lang“ ist vermutlich bis Lüdenscheid-Nord zu hören…
Die Führung gibt Schalke Auftrieb, während die bislang stabile Ingolstädter Abwehr ins Schwimmen gerät, doch Terodde, Zalazar und Drexler treffen nicht ins Schwarze. Preißinger geht Drexler an die Wäsche und sieht Gelb; der ohnehin nur sehr spärlich gefüllte Gästeblock ist nun endgültig unhörbar.
Auf der Ersatzbank plaudern Ralle Fährmann und Timo Becker sehr angeregt miteinander, Grammozis versucht, die Mannschaft nach vorne zu dirigieren. Kurz vor der Pause wird auch Zalazar wegen eines Fouls an Preißinger verwarnt, dann geht es mit einer Minute Nachspielzeit in die Kabinen.
Die Mienen sind zufrieden, Schalke führt und Ingolstadt hatte bislang keine echte Chance. Mit der Fanbox, reichlich Werbung und „Fanbelange aktuell“ mit einem Rückblick auf den Sieg in Rostock und einem Ausblick auf das nächste Testspiel in Lübeck geht die Viertelstunde schnell um.
Aydins Knaller im perfekten Moment
Beide Mannschaften kommen zunächst personell unverändert wieder auf den Rasen; bei Ingolstadt traben die Ersatzspieler zum Warmmachen – angeführt von Schalke-Leihgabe Nassim Boujellab, der prompt von „seiner“ Nordkurve „Nassim Boujellab“-Sprechchöre erntet und sich sichtlich gerührt bedankt. Auch „Schalke ist die Macht“ ist zu vernehmen.
„Die Macht“ scheint sich allerdings ein kleines Päuschen zu gönnen, Ingolstadt erobert sich zunehmend mehr Spielanteile und hat in der 54. Minute durch Kutschke nach einem schönen Zuspiel von Gebauer die erste echte Torchance, aber Fraisl startet rechtzeitig durch und klärt per Fußabwehr. Ayensa köpft drüber, Gebauer trifft das Außennetz, dann rettet erneut Fraisl gegen Ayensa – und genau in diese Wackelphase platzt das 2:0 durch ein Traumtor von Mehmet Aydin, der eine Ecke von Ouwejan vom Elfmeterpunkt mit einem unhaltbaren Scherenschlag in die Maschen befördert (65). Tor des Tages und klarer Kandidat für das Tor des Monats!!! Einen besseren Moment hätte sich der Junge aus der Knappenschmiede, der schon in Rostock eine starke Leistung zeigte, nicht aussuchen können…
Terodde holt Schatzschneider ein
Aus der Nordkurve ertönen „Der FC Schalke wird deutscher Meister…“ und die „Asozialen Schalker“, darunter mischen sich immer wieder „Simon Terodde!“-Sprechchöre. Gelingt dem Kapitän das Rekordtor…?
Zunächst muss er sich noch etwas gedulden; Ingolstadts neuer Chefcoach André Schubert bringt mit Boujellab, Gaus und Kaya für Preißinger, Kutschke und Ayensa gleich drei frische Spieler, aber fünf Minuten später ist es so weit: Über Bülter und Drexler landet das Leder bei Terodde, der mühelos flach mit rechts zum 3:0 einschiebt (77.). Damit hat er den bisherigen alleinigen Rekordtorschützen Dieter Schatzschneider eingeholt, erneute „Simon-Terodde!!!“-Rufe sind sein Lohn.
Damit ist das Spiel auch entschieden; auch wenn Grammozis durch zwei Doppelwechsel – Pieringer und Ranftl für Bülter und Zalazar und Mikhailov und Calhanoglu für Aydin und Ouwejan – noch etwas frischen Wind reinbringt. Peringer trägt sich zu den Klängen des Mythos‘ vom Schalker Markt noch mit einem schönen Schlenzer am rechten Pfosten vorbei in den Spielbericht ein, dann erfolgt der sehr pünktliche Abpfiff.
Terodde fliegt in die Luft und Schalke auf Platz 4
Mit diesem trotz der kleinen zwischenzeitlichen Schwächephase verdienten Dreier hat Schalke 16 Punkte auf dem Konto und springt auf Platz 4. Der Anschluss an das Spitzentrio (17, 18, 19 Punkte) ist hergestellt, angesichts des vollständigen Umbruchs in der Mannschaft in der Sommerpause nach einem guten Viertel der Saison eine sehr ordentliche Leistung, auch wenn spielerisch noch „Luft nach oben“ ist.
Die Nordkurve fordert derweil den Rekordtorschützen und die Mannschaft und wird nicht enttäuscht: Terodde wird erst nach vorne geschoben, dann in die Luft geworfen und schließlich machen alle zusammen die Siegeswelle. Auch Gerald Asamoah kann sich noch einen satten Geburtstagsapplaus abholen, während die beiden Männer des Tages in die verschiedenen Kameras strahlen – so darf es gerne nach der Länderspielpause weitergehen!
Hallo Susanne. Toller Bericht – wie immer. Danke dafür. Blau-weiße Grüße aus dem Markgräflerland
[…] Grammozis vertraut bis auf Rückkehrer Palsson für Flick der Elf, die vor der Länderspielpause Ingolstadt eingetütet hat: Fraisl, Kaminski, Itakura, Thiaw, Ouwejan, Palsson, Aydin, Drexler, Zalazar, […]