Schalke 04: Das müssen Fans zu Tickets und Ticketverteilung während Corona wissen

Schalke 04: Das müssen Fans zu Tickets und Ticketverteilung während Corona wissen

5. August 2021 0 Von Susanne Hein-Reipen

Wie viele Tickets gibt es? Warum erfolgt die Zuteilung so kurzfristig? Nach welchem Schlüssel werden die Auswärtstickets verteilt? Dürfen bald nur noch Geimpfte ins Stadion?

Tickets für Heim- und insbesondere Auswärtsspiele der Knappen sind schon lange ein sehr begehrtes, weil oft knappes Gut. Durch die Covid19-Pandemie und die zahlreichen damit verbundenen Einschränkungen und Vorschriften hat sich die Situation noch verschärft. Daher nahmen das Fanbelange-Team gemeinsam mit Thorsten Kramer, dem Leiter des Service-Centers und Jan *Küki* Kükenshöner als Vertreter des Auswärtskartenteams das anstehende Pokalspiel in Villingen als erstes Spiel mit königsblauen Auswärtsfans zum Anlass, alle interessierten Schalker zu einem Austausch einzuladen – erstmalig als Hybridveranstaltung wahlweise mit Abstand im Medienzentrum der Veltins-Arena oder via Livestream auf facebook.

v. L.: Mitja Müller, Thomas Kirschner (beide Team Fanbelange), Thorsten Kramer (Leiter Servicecenter), Jan Kükenshöner (Auswärtskartenteam) Foto: S. Hein-Reipen

Punktesystem ist ausgesetzt

Das Wichtigste zu den Auswärtskarten vorneweg: Das Punktesystem, das sich „vor Corona“ als Verteilungsmaßstab für den Großteil der Tickets (daneben werden immer auch einige Tickets nach dem Zufallsprinzip per Losverfahren vergeben) bewährt hat, wird ausgesetzt, bis wieder eine (annähernd) volle Auslastung der Stadien möglich ist. Aktuell werden die wenigen verfügbaren Karten für Auswärtsspiele mit Ausnahme einiger weniger Allesfahrer ausschließlich nach dem Zufallsprinzip zugeteilt; Punkte gibt es für die Anfragen nicht.

Konkret läuft das Verfahren so: Interessierte Schalker können eine Ticketanfrage stellen, es erfolgt kein Direktverkauf. Wenn die Anfrage geschlossen ist und die genaue Zahl der Tickets bekannt ist, die der Gastverein zur Verfügung stellt – was wegen Corona oft auch sehr kurzfristig bzw. spät der Fall ist -, wird das vorhandene Kontingent auf die Töpfe

„Intern“ (z. B. Sponsoren, Gremien, Mitarbeiter)                                                 10 %

SFCV/Fanclubs                                                                                                                        30 %

Alle anderen Mitglieder                                                                                                          60 %

verteilt. Der Mitgliedertopf und etwaige Rückläufe aus dem internen Topf werden dann nach einem rein computergenerierten Losverfahren auf die Anfragenden vergeben.   

                                                   

KEINE Personalisierung der Auswärtstickets

Auf diese Weise wurden für das Spiel in Villingen knapp 1.000 Karten unter die Schalker gebracht, angefragt hatten doppelt so viele. Weitaus knapper sieht es für das Spiel in Regensburg aus: Im kleinsten Stadion der Liga erhält Schalke nur 440 Tickets…

Personalisiert, d. h. mit Namen versehen sind die Tickets für Villingen übrigens im Gegensatz zu den Heimspieltickets NICHT, eine Umpersonalisierung für andere Nutzer ist also nicht erforderlich. Eine Weitergabe irgendwelcher Bestellerdaten durch Schalke an Villingen gibt es aufgrund des Datenschutzes nicht; der SC Villingen stellt die geforderte Nachverfolgbarkeit zu Pandemieschutzzwecken vor Ort mit der LucaApp bzw. dem entsprechenden Papierformular sicher.       

          

Umpersonalisierung als Schalker „Unwort des Jahres“?

Umpersonalisierung – ein Reizwort für Thorsten Kramer, denn der Verein wurde im Vorfeld des ersten Heimspiels gegen den HSV vollkommen erschlagen von den vielen Nachfragen. Fast ein Drittel der glücklichen Ticketbesitzer wollten ihre Tickets umschreiben lassen, im Extremfall bis zu 6 (!!!) Mal in nur vier Tagen. Dies führte zeitweilig zum Zusammenbruch der Hotline, immer mehr Nachfragen – und zu erstaunlich vielen HSV-Fans bei dem Spiel, bei dem eigentlich noch keine Gästefans erlaubt waren.

Kramer erläutert, dass Schalke die Möglichkeit bewusst angeboten habe, da der Verein grundsätzlich gegen personalisierte Tickets ist und nicht möchte, dass diese durch die „Corona-Hintertür“ eingeführt werden. Vom Ausmaß sei man aber völlig überrascht worden, da ja jeder, der das Ticket nicht nutzen konnte, die Möglichkeit gehabt hätte, es nicht anzunehmen, dann wären die Tickets in die Nachtragsverteilung geflossen. Künftig soll noch eine kostenlose Umschreibemöglichkeit angeboten werden, nach der zweiten wird eine Gebühr erhoben und bei vier ist endgültig Schluss, auch wenn Schalke möglichst wenig reglementieren wolle. Umpersonalisierungen kann künftig der reguläre Ticketinhaber selber über die Schalke-App oder im Store auf der Homepage vornehmen, wenn auch der neue Besitzer einen Account hat.

Verbessertes System bei der Zuteilung für das Heimspiel gegen Aue

Dass zwischen dem Schluss der Anfrage und dem Ende der Zuteilung immer noch geraume Zeit verstreicht, liegt unter anderem daran, dass nicht alle 20.000 Glücklichen auf einmal benachrichtigt werden – dies könnte das System zwar, allerdings bräche dann der Store zusammen, wenn 20.000 gleichzeitig versuchen, die Tickets zu bestätigen. Deshalb werden immer „Pakete“ von zwei- bis dreitausend Mails losgeschickt, nach denen die Adressaten dann jeweils 24 Stunden Zeit haben, die Karten anzunehmen.

Als erste Verbesserung besteht künftig für alle Nutzer mit SEPA-Mandat die Möglichkeit, mit einem Haken das Ticket bereits im Vorfeld auf jeden Fall anzunehmen, damit entfällt der Schritt der Bestätigung („Sofortbuchungsoption“). Für die anderen wird als Fanservice am Abrufprozess festgehalten, da aktuell nur eine Kategorie, nicht aber ein Platz oder Block wählbar sind und der Fan final entscheiden können soll, ob er den konkreten Platz wirklich annehmen möchte.

Außerdem findet keine zweite Zuteilung statt, am Tag nach der Zuteilung übrige oder nicht abgerufene Karten werden künftig per Direktanfrage verteilt. Für das Spiel gegen Aue sollen die Zusagen im Laufe des Montags erfolgen.

Nur Geimpfte ins Stadion?

Ob, wann und unter welchen Voraussetzungen wieder mehr Zuschauer in die Veltins-Arena und andere Stadien dürfen, ist noch nicht sicher absehbar, da das Pandemiegeschehen und die entsprechenden gesetzlichen Regelungen sehr dynamisch sind und sich teilweise kurzfristig ändern. Fest steht nur: Beim Spiel gegen Aue wird Gelsenkirchen auf jeden Fall noch in der Inzidenzstufe 1 sein, damit sind 19.770 Zuschauer mit einem der „3 Gs“ (geimpft, genesen oder getestet) erlaubt.

Rutscht Gelsenkirchen hingegen wie aktuell bereits Düsseldorf und Köln in die Stufe 2 – Inzidenz vor Ort mehr als acht Tage über 35 – wären laut Coronaschutzverordnung NRW nur noch 1.000 negativgetestete Zuschauer zulässig, aber bis zu einem Drittel der Stadionkapazität Geimpfte oder Genesene… Man könne die Sinnhaftigkeit der Inzidenz als alleine maßgeblichen Wert angesichts der niedrigen Hospitalisierungen zwar durchaus kritisch hinterfragen, aber diese Entscheidung obliegt leider nicht Schalke, sondern der Politik. So müssen sowohl der Verein als auch die Fans damit leben, dass es kaum Planungssicherheit gibt und sich die Gegebenheiten auch kurzfristig ändern können.

Nachfrage nach Dauerkarten ungebrochen

Was Positives zum Schluss: Die Schalker haben trotz der suboptimalen Vorsaison immer noch Bock auf den Verein: Nicht einmal zwei Prozent der Dauerkarten wurden nach dem Abstieg gekündigt, die Nachfrage hingegen war deutlich höher…