Tore satt: Schalke feiert 14:0-Schützenfest gegen die SF Hamborn 07
27. Juni 2021Auch im zweiten Testspiel der Saison zeigt sich Schalke souverän und schickt die tapferen Landesliga-Kicker von den SF Duisburg-Hamborn mit einer 14:0 (4:0)-Packung nach Hause. Für besondere Aufmerksamkeit sorgen erneut Torjäger Terodde mit einem Hattrick, Pieringer mit der ersten Bude gerade einmal 48 Stunden nach seiner Verpflichtung – und ein „Gastspieler“, den niemand auf der Rechnung hatte: Der erst 18jährige Yaroslav Mikhailov von Zenit St. Petersburg glänzt mit zwei erstaunlich abgeklärten Toren und einer Vorlage.
Wie schon beim 8:0-Testspielsieg gegen den PSV Wesel-Lackhausen dürfen unter Corona-Bedingungen rund 1.000 Schalker im Parkstadion dabei sein – die Stimmung ist prima, auch wenn die Sonne zunächst alle ordentlich ins Schwitzen bringt. Auch die Gäste aus Hamborn werden freundlich begrüßt, obwohl sie in der in Gelsenkirchen eher mäßig beliebten Farbkombination Schwarz/Gelb auflaufen. Die Aufstellung der Gäste wird auch von ihren 40 mitgereisten Fans lautstark bejubelt.
Kapitän Latza
Bei den königsblauen Hausherren hat sich Chefcoach Dimitrios Grammozis für eine neue Aufstellung entschieden: Kapitän mit der Regenbogenbinde ist diesmal Danny Latza, er führt die Startelf Langer, Mendyl, Latza, Raman, Flick, Pieringer, Sané, Ranftl, Becker, Idrizi und Calhanoglu aufs Spielfeld. Der zweite „frische“ Neuzugang Marius Bülter steht ebenso wie Ralf Fährmann (Platzwunde), Rabbi Matondo (muskuläre Probleme), Ahmed Kutucu (Belastungssteuerung) und Amine Harit und Omar Mascarell (Individualtraining) noch nicht im Kader. Auch Begleitmusik gibt es keine, da sonst unter Umständen der Livestream für die Schalker, die nicht dabei sein können, gefährdet wäre.
Und Schalke legt los wie die Feuerwehr: Schon in der ersten Viertelstunde treffen Benito Raman (nach Flanke von Ranftl (04. Minute), Sané (Kopfball nach Ecke von Latza, (10.)) und Blendi Idrizi (nach mustergültiger Vorarbeit von Mendyl (15.)) zum 3:0. Die Gäste kommen nur selten über die Mittellinie und wirken erleichtert, als zur Hälfte der ersten Halbzeit aufgrund der hohen Temperaturen eine Trinkpause anberaumt wird – eine Dusche durch die Rasensprenger gibt es gratis obendrauf.
Zwei Torchancen durch Pieringer und Raman später dürfen die Zuschauer wieder jubeln: Becker flankt auf den langen Pfosten, Latza verlängert und Pieringer vollstreckt zum 4:0 (35.). 4:0 ist dann auch die Pausenführung, die auf den Rängen, bei den Kiebitzen am Medicos und im Parkhaus und auf der Bank für gute Laune sorgt: Thiaw, Boujellab und Mercan stecken fröhlich die Köpfe zusammen.
Toller Trainingsgast
In der Pause erklärt Mitja für das Team Fanbelange das Procedere für die anschließende Autogrammstunde: wegen der Abstandsregeln dürfen die Fans nur reihenweise nach vorne treten und die zu unterschreibenden Sachen an die Volunteers übergeben, die sie wiederum an die Spieler, für die Tische und Bänke auf dem Rasen aufgebaut werden, weiterreichen.
Grammozis wechselt erneut durch, nur Becker bleibt auf dem Feld. Schalke tritt jetzt mit Schubert, Ouwejan, Boujellab, Palsson, Terodde, Thiaw, Kaminski, Mercan, Becker, Mikhailov und Bozdogan an. Mikhailov wer? Der 18jährige Yaroslav Mikhailov, russischer Juniorennationalspieler von Zenit St. Petersburg, ist gerade „Trainingsgast“ auf Schalke. Die bunte Kapitänsbinde übernimmt jetzt Victor Palsson, auch das sicher ein Fingerzeig auf Grammozis Kapitänsentscheidung für die kommende Saison. Die Sonne hat jetzt ein Einsehen und verschwindet in der aufziehenden Bewölkung, die Temperatur wird erträglicher.
Zehn Tore im zweiten Durchgang
Nicht einmal 60 Sekunden nach dem Wiederanpfiff spielt Mikhailov mit Becker einen sehenswerten Doppelpass, als ob sie schon ewig zusammenspielen würden – und trifft zum 5:0 (46.). Zwei Minuten später spielen die zwei das Spielchen andersrum, Mikhailov bedient Becker und dieser erzielt das 6:0 (48.). Drei Minuten später knallt Mercan den Ball wuchtig an den linken Pfosten, doch kurz darauf kann auch er jubeln: Nach Vorarbeit von Becker trifft er aus rund 10 Metern Torentfernung zum 7:0 (54.).
So viele Tore durch Youngster kann Simon Terodde offenbar nicht auf sich sitzen lassen: Als nach einem Foul an Bozdogan auf Elfmeter entschieden wird, hat er sich den Ball schon geschnappt, bevor ein anderer auch nur zucken kann – und verwandelt problemlos flach in die rechte Ecke zum 8:0 (58.). Fünf Minuten später erzielt der Torjäger nach einer Ecke auch das 9:0 (53.). Bozdogan muss angeschlagen runter, für ihn kommt Mehmet Aydin.
Jetzt riecht es nach einem zweistelligen Ergebnis, erste leise „Nur noch eins, nur noch eins!“-Rufe erklingen – und Mikhailov lässt sich nicht lange bitten und erzielt mit einem schönen Distanzschuss das 10:0 (70.). Wenn die Möglichkeit besteht, den Jungen zu verpflichten: Mach et, Rouven!
Ein Flitzer und 04 weitere Tore
Das 11:0 geht auf das Konto von Marcin Kaminski (73.); das 12:0 nach Vorlage von Becker vollendet den erneuten Hattrick von Terodde (78.), der schon gegen Wesel dreifach traf. Zwischendurch gratuliert Qutscher Dirk einem Spieler von Hamborn zum 21. Geburtstag, den wird er sicher nicht so schnell vergessen. Die Nummer 1 von Hamborn hat nach dem Dutzend Gegentreffern auch genug und lässt nunmehr den Ersatzkeeper ran.
Auch der darf alsbald hinter sich greifen: Nassim Boujellab trifft von der Strafraumgrenze gefühlvoll zum 13:0 (87.) – und in die Jubeltraube mischt sich, zunächst von den Ordnern unbemerkt, ein Flitzer und klatscht mit den Spielern ab. Dem Schiri kommt der kräftige Herr mit der Jeans und der Maske trotz königsblauen Oberteils seltsam vor und er wird vom Ordnungsdienst in Empfang genommen und abgeführt. Als die düpierten Ordner den vollkommen friedlichen Fan zu viert (!) die Treppen hochführen, stimmen einige Zuschauer „Für die Jungs, die draußen stehn…!“ an.
Den Schlusspunkt zum 14:0 setzt Aydin auf Vorlage von Terodde (88.), dann geht das Spiel unter Beifall zu Ende.
Schalke macht gute Laune
Keine Frage: Den sportlichen Wert eines Kantersiegs gegen einen Landesligisten darf man nicht zu hoch hängen, trotzdem macht auch dieser Auftritt Mut. Ob beim Aufwärmen oder auf der Bank, die Spieler reden und flachsen wieder miteinander, dazu scheinen sich mit Latza, Ouwejan, Palsson und Terodde bereits neue „Leitwölfe“ herauszubilden, an deren Seite auch die in der Abstiegssaison teilweise übel im Regen stehen gelassenen Youngster wie Flick, Idrizi, Calhanoglu und Becker – heute ganz stark mit einem Tor und drei Vorlagen – Halt finden und aufblühen.
Im Trainingslager in Mittersill warten mit Zenit St. Petersburg und Shakthar Donezk zwei deutlich dickere Kaliber als Gegner, man darf gespannt sein, wie sich die Truppe dort schlägt!