Endlich wieder Schalke: Lockeres 8:0 im ersten Test gegen den PSV Wesel-Lackhausen
24. Juni 2021Auch wenn der Gegner „nur“ ein tapferer Landesligist ist: Die 1.000 Zuschauer des allerersten Testspiels nach dem Abstieg gehen hochzufrieden nach Hause. Nicht nur, dass sie endlich wieder Schalker Luft schnuppern dürfen, die Neuzugänge machen allesamt Hoffnung auf eine bessere Saison. Herausragend in der ersten Halbzeit: Rückkehrer Danny Latza als „Chef im Ring“ und Simon Terodde mit einem Hattrick. Susanne Hein-Reipen berichtet…
Auch eine wahre Horrorsaison, der Abstieg oder die parallele Fußball-Europameisterschaft halten eingefleischte Schalker nicht von einem Besuch im Parkstadion ab und so sind die knapp 1.000 corona-zulässigen Karten schnell vergriffen. Der Wettergott verkneift sich zudem das befürchtete Parkstadionwetter und schickt heitere 20 Grad nach Gelsenkirchen. Ist. Das. Schön. Wieder. Hier. Zu. Sein! Und die erste Stadionwurst seit anderthalb Jahren schmeckt auch irgendwie besser als sonst.
Die Stimme des Quatschers weckt ebenfalls die Erinnerung an bessere Zeiten, als er Gästetrainer Björn Assfelder zum Interview bittet. Die Truppe spielt in der Landesliga – und hat viele Schalke-Fans in ihren Reihen, für die die Begegnung natürlich etwas ganz Besonders ist.
Ralle trägt die Regenbogenbinde
Nach der Aufstellung der Gäste folgt die Startelf der Schalker: Es beginnen Fährmann, – Thiaw, Sane, Kaminski – Ranftl, Pálsson, Ouwejan – Latza, Bozdogan – Terodde, Raman. Chefcoach Dimitrios Grammozis schickt damit direkt alle sechs Neuzugänge auf den Rasen; als Kapitän fungiert Keeper Ralle Fährmann mit einer Regenbogenbinde, Ralf Regenbogen 2.0. Auch die Eckfahnen zeigen sich solidarisch-bunt.
Die Hausherren sind von Beginn an spielbestimmend und haben durch Benito Raman und Danny Latza die ersten Chancen, doch Wesel verteidigt engagiert und hat in Torwart Sebastian Kaiser einen guten Rückhalt. In der 14. Minute kann Thomas Ouwejan nur unsanft gebremst werden, dafür gibt es Gelb- und die Strafe folgt auf dem Fuße: Can Bozdogan zu Latza, der fackelt nicht lange und knallt das Leder mit Schmackes rechts in den Winkel (16.). Schon zuvor hatte der Mainz-Rückkehrer in seinem ersten Spiel für Königsblau seit 10 Jahren lautstark versucht, das Spiel zu ordnen. Applaus dazu schallt auch aus dem Parkhaus herüber, wo etliche Kiebitze das Spiel verfolgen.
Hattrick von Terodde zum Einstand
Der Treffer gibt Schalke weiteres Oberwasser, doch Kaiser rettet gegen Reinhold Ranftl, Latza und Raman. Zehn Minuten nach dem Führungstreffer ist jedoch auch der Schlussmann erneut geschlagen, als Simon Terodde eine schöne Flanke von Ranftl per Kopf zum 2:0 verwandelt (26.). Nur drei Minuten später erzielt Raman nach Vorarbeit von Latza das 3:0 (29.).
Dann drehen Ouwejan und Terodde auf: Flanke Ouwejan in den Fünfer, wo Terodde den Ball elegant mit der Brust annimmt und mit links im linken Eck versenkt (36.). Und gerade einmal zwei Minuten später folgt eine weitere Hereingabe von Ouwejan, die Terodde per Kopf aus vier Metern zum 5:0-Pausenstand einnetzt (38.). Ein Hattrick in den ersten 45 Minuten, nicht schlecht, dementsprechend gut ist die Laune in der Pause.
Als offizielle Pausenunterhaltung plaudert Mitja für die Abteilung Fanbelange über das Trainingslager in Mittersill. Aktuell sind dort maximal 500 Leute inklusive Staff zugelassen, eine blauweiße Nacht wird es nicht geben können. Interessant auch: In Österreich gilt man bereits 21 Tage nach der Erstimpfung als „geimpft“. Inoffiziell sorgt „Bier-auf-Kopf-Artist“ Mohammed Mohammed für gute Laune, der natürlich mit seinem Markenzeichen Wettrennen gegen einige Kinder veranstaltet – er ist als Erster oben und das Bier sitzt.
Neue Chance, neues Glück
Zum Wiederanpfiff wird durchgewechselt, nur Ranftl bleibt zunächst auf dem Feld. Jetzt spielt Königsblau mit Langer – Becker, Mascarell, Mendyl – Ranftl , Flick, Calhanoglu – Idrizi, Mercan – Kutucu und Matondo. Seinen persönlichen Fanclub mitgebracht hat Keeper Michael Langer, dessen Töchterchen mit Papas Trikot begeistert „Papi, Papi!“ skandiert.
Die neuformierte Elf braucht ein paar Minuten, um sich zu sortieren, dann klingelt es auch wieder hinter Sebastian Kaiser: Nach einer Mercan-Ecke steigt Wieder-einmal-Rückkehrer Hamza Mendyl am höchsten und köpft das 6:0 (53.). Kaiser verhindert in der Folgezeit mit mehreren ansehnlichen Paraden gegen Mascarell und Flick einen höheren Rückstand – und zwischendurch darf auch Langer zeigen, dass er da ist, wenn er gebraucht wird und schnappt sich rigoros einen Lupfer von Karwath.
Das 7:0 geht dann auf das Konto des wie immer sehr eifrigen Ahmed Kutucu, der eine Hereingabe von Ranftl aus sieben Metern mit rechts volley ins linke Eck ballert (70.). Kurz darauf ist auch für Ranftl Schichtwechsel, für ihn kehrt Thiaw, der in der Sommerpause deutlich athletischer geworden ist, auf den Rasen zurück und köpft nach einer Ecke von Mercan aus fünf Metern zum 8:0-Endstand ein (87).
Ein kleiner, feiner Anfang
Keine Frage: Einen Sieg gegen einen Sechstligisten darf man nicht überbewerten, dennoch hat dieses Spiel erst einmal Spaß gemacht, Spaß, der in der vergangenen Saison einschließlich verkorkster Vorbereitungsspiele beispielsweise gegen Verl und Uerdingen rar gesät war.
Als aufmerksamer Beobachter konnte man zudem einige Signale aufschnappen, die Mut machen. Das gesamte Trainerteam befand sich ununterbrochen im Austausch und beobachtete alle Spieler sehr genau; mit Latza war in der ersten Halbzeit ein echter Leitwolf auf dem Feld – und Ouwejan und Terodde harmonieren miteinander, als würden sie schon deutlich länger als eine Woche zusammenspielen. Bitte weitermachen…
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