Schalke 04 – Mainz 05 0:0: Auch Grammozis muss unter Verletzungspech und Sturmflaute leiden
6. März 2021Schalke kommt auch gegen den Tabellenvorletzten aus Mainz nicht über ein torloses Remis hinaus. Die Offensiv“leistung“ dabei ist trotz einer durchaus mutigen Aufstellung des neuen Cheftrainers Dimitrios Grammozis so dürftig, dass auch bei den größten königsblauen Optimisten die Hoffnungen schwinden…
Ruhe ist ja bekanntlich auf Schalke ein exotisches Fremdwort und so gab es auch in dieser Woche wieder saftige Schlagzeilen: Am Sonntagmorgen wurde die komplette sportliche Führung mit Vorstand Jochen Schneider, Chefcoach Christian Gross, Cotrainer Rainer Widmayer, Teamkoordinator Sascha Riether und „Leiter Performance Lizenzspieler“ Werner Leuthard von ihren Aufgaben freigestellt. Kurz darauf präsentierte Interims-Sportvorstand Peter Knäbel Dimitrios Grammozis als neuen Chefcoach. Ihm als „Co“ zur Seite stehen wird neben Sven Piepenbrock auch Eurofighter Mike „Buyo“ Büskens; mit Gerald Asamoah übernimmt eine weitere königsblaue Legende Verantwortung als Koordinator der Lizenzspieler.
Überraschungen in der Startelf
Bei der Vorstellungs-Pressekonferenz macht Grammozis einen handfesten und optimistischen Eindruck, seine erste Startelf bestätigt das: Grammozis setzt trotz etlicher Verletzter die beiden zuletzt glücklosen Vizekapitäne Mascarell und Stambouli auf die Bank und bringt mit Kerim Calhanoglu einen Debütanten aus der Knappenschmiede. Beim Auswärmen hat zudem Harit muskuläre Probleme, so dass schließlich Rönnow, Becker, Thiaw, Mustafi, Kolasinac, Serdar, William, Calhanoglu, Bozdogan, Raman und Hoppe beginnen.
Die ersten Spielminuten verlaufen mit gegenseitigem Abtasten mit leichten Vorteilen für Schalke. Schon in der 9. Minute sieht Kapitän Kolasinac Gelb, weil er hochmotiviert Kohr an der Mittellinie umrempelt. Kurze Zeit darauf bekommt „Seo“ im eigenen Strafraum einen Kopfball von Bell an den Arm, Schiedsrichter Brych und der VAR winken ab.
Erste Chance für Mustafi
Beide Torhüter erweisen sich bei den ersten Annäherungen als auf dem Posten. In der 18. Minute hat Zentner allerdings Glück, dass er einen kraftvollen Kopfball von Mustafi nach Bozdogan-Flanke gerade noch von der Linie kratzen kann. Auf der Gegenseite versuchen sich Kohr und Burkardt an Abschlüssen, ohne den von seinen Leistenproblemen genesenen Rönnow in Bedrängnis bringen zu können.
Beide Mannschaften kämpfen um jeden Ball; nach einer halben Stunde ist die Zweikampfquote mit 50:50 sehr ausgeglichen. In der 37. Minute haben die Gäste aus Mainz eine gute Chance durch Barreiro, aber sein Ball geht knapp links am Tor vorbei.; ein von Mustafi abgefälschter Schuss des Ex-Schalkers Latza landet bei Rönnow. Kurz vor der Pause versucht es mit Szalai ein weiterer ehemaliger Schalker, doch sein Ball landet rechts neben dem Kasten.
Das 0:0 ist ein gerechter Pausenstand. Positiv zu vermerken sind aus Schalker Sicht die kämpferische Einstellung und das aktive Coaching von Grammozis, offensiv ist nach wie vor Luft nach oben. Viel Luft.
GEmeinsam für Schalke
In der Südkurve wurde die tolle „T-Shirt-Choreo“ des Blau-Weißen Gesocks Waltrop noch im Oberrang durch den Schriftzug „GEMEINSAM“ ergänzt, ein wunderschönes Bild in der leider immer noch zwangsverwaisten Arena. In der Nordkurve hält der einsame Erwin zwischen diversen Bannern tapfer die Stellung – und der verletzte Stammkeeper Ralf Fährmann tritt in einem interessanten Wikinger-Trapper-Outfit vor die Kameras und betont, „der neue Trainer gibt uns Feuer mit und das ist gut für uns“.
Mit Stambouli für den angeschlagenen Bozdogan und Boetius für Latza bringen beide Trainer zum Wiederanpfiff einen frischen Spieler. Mainz versucht, den Schwung aus den letzten Minuten vor der Pause fortzusetzen, doch Bell und Szalai übertreiben es und werden beide gelb verwarnt, Kohr kommt mit einer Ermahnung davon. Ein Mainzer Vorstoß über Boetius und Burkardt wird von Thiaw abgefälscht und fliegt deutlich über die Querlatte.
Mainz drückt
Am Spielfeldrand ist jetzt Harit zu sehen, wie er sich vorsichtig aufwärmt, offenbar um zu testen, ob zumindest ein Kurzeinsatz möglich ist, doch er geht unverrichteter Dinge wieder zurück zu Mike Büskens. Stattdessen bekommt Luca Schuler seinen zweiten Bundesligaeinsatz, er ersetzt Hoppe (61.).
Leider sind die Mainzer in dieser Phase klar spielbestimmend und haben durch einen Schuss von Burkardt von der Strafraumgrenze die nächste Abschlussmöglichkeit, die Kugel fliegt links am Tor vorbei. Auch ein Vorstoß von Mwene wird geblockt.
Bei den Gästen kommt Glatzel für Szalai, bei Schalke muss Kolasinac für Mascarell raus; der Schalker Kapitän hatte nach einem Sprint wieder Probleme mit der hinteren Oberschenkelmuskulatur bekommen und ist sichtlich frustriert. Brosinski ersetzt da Costa.
Dann tatsächlich ein starker Schuss von Schalke: Serdar zieht aus 22, 23 Metern Torentfernung ab, doch Zentner kann den Ball zur Ecke ablenken. Auf der Gegenseite fängt Rönnow einen Schuss von Glatzel ab. Mascarell kassiert wegen Foulspiels die 5. Gelbe Karte und muss damit in Wolfsburg aussetzen.
Mainz wechselt erneut, für Burkardt und Barreiro kommen Quaison und Stöger. Die Nachspielzeit beträgt fünf Minuten und verläuft außer der Auswechslung des von Krämpfen geplagten Raman für Oczipka ereignislos.
Offensiv nicht bundesligatauglich
Die Punkteteilung ist letztendlich gerecht, für Schalke aber natürlich viel zu wenig – die bittere Quittung dafür, dass der Kader unausgewogen zusammengestellt und offenbar „kaputttrainiert“ wurde. So viele muskuläre Verletzungen und Leistungseinbrüche und Krämpfe im zweiten Durchgang werfen kein gutes Licht auf die vorherigen Verantwortlichen.
Dimitrios Grammozis hat im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten bei seinem ersten Spiel als Schalker Chefcoach ein ordentliches Bild abgegeben, das hoffen lässt, dass zumindest auf dieser Position endlich ein wenig Kontinuität einkehrt. Mit dem Auswärtsspiel bei den formstarken Wolfsburgern wartet bereits die nächste schwere Aufgabe.