Schalke – BVB 0:4: Noch eine ganz bittere Klatsche für Königsblau
20. Februar 2021Schalke verliert auch das Revierderby klar mit 0:4 und steht abgeschlagen am Tabellenende. Die Hoffnung der verzweifelten Schalke-Fans, das Derby könne noch einmal einen Schub und frischen Mut geben, erfüllen sich nicht.
Derby – kein Spiel wie jedes andere, aber nunmehr leider schon zum dritten Mal als Geisterspiel ohne Zuschauer. Die Solidarität für Schalke ist dennoch spürbar: Angeführt von Gerald Asamoah schickt eine Reihe namhafter ehemaliger Schalker Größen wie Ebbe Sand, Marcelo Bordon und Ivan Rakitic eine Videobotschaft, in dem sie unter dem Motto „Schalke ist uns nicht egal!“ Zusammenhalt und Klassenerhalt beschwören. Und in der Südkurve der Arena prangt ein aus 4.700 „Solidaritäts-Shirts“ der Aktion „GEmeinsam für Schalke“ des Blau-Weißen GEsocks Waltrop choreographiertes riesiges strahlendes Schalke-Logo, dazu haben sich einige Fans coronakonform auf Abstand am Mannschaftshotel und an der Tausend-Freunde-Mauer versammelt. In der Nordkurve sind zahlreiche Fanclub-Fahnen drapiert, Erwin schwenkt unermüdlich sein Fähnchen.
Bentaleb muss passen
Die Aufstellung entspricht der Elf, die am letzten Wochenende bei Union Berlin einen Punkt holte – mit einer überraschenden Ausnahme: Boujellab beginnt für den gerade begnadigten Bentaleb, obwohl dieser eine ansprechende Leistung gezeigt hatte. Des Rätsels Lösung: Der Algerier hat im Abschlusstraining eine leichte Blessur am Oberschenkel erlitten; beim Aufwärmen hat zudem Mustafi Probleme, für ihn rückt Oczipka in die Innenverteidigung.
Die Startelf bilden somit Fährmann, Kolasinac, Thiaw, Oczipka, Becker, Stambouli, Serdar, Boujellab, Harit, William und Hoppe – und auch sie kommen in den „Gemeinsam für Schalke“-Shirts auf den Platz…
Schalke zunächst defensiv diszipliniert
Die erste Aktion geht an Schalke: Kapitän Kolasinac zimmert aus der Entfernung drauf, der Ball fliegt jedoch weit über den Kasten. Auch Harit sucht den Weg nach vorne, aber Delaney trennt ihn fair vom Ball. Der erste Torschuss der Fehlfarbenen kommt wenig überraschend von Haaland, Thiaw fälscht die Kugel zur Ecke ab, Sancho kommt an den Ball, aber Fährmann ist auf dem Posten. Bei aller Rivalität: Als Guerreiro am Boden liegt, spielt Schalke die Ecke ins Toraus.
Die nächste Ecke der Gäste wird ebenfalls geklärt, dann kassiert Hoppe die erste gelbe Karte des Spiels, weil er Delaney herzhaft zur Seite schubst (14.). Kurze Zeit später stolpert Haaland im Laufduell mit Oczipka, aber der Schiedsrichter winkt zu Recht sofort ab. Auf der Gegenseite flitzen William und Hoppe nach vorne, aber Can kann klären.
Bei Fährmann geht es nicht weiter
In der nächsten Szene läuft Haaland Fährmann an, aber Schalkes Nummer 1 kann den Ball im Wegrutschen wegschlagen und auch den folgenden Abschluss von Reus klären, aber „Ralle“ hat sich offenbar die Bauchmuskeln gezerrt und muss behandelt werden.
Er beißt zunächst noch auf die Zähne und sieht eine gute Konterchane von Harit und einen Fernschuss von Serdar, dann kommen wieder die Schwarzgelben mit Reus und Sancho – und Fährmann muss doch angeschlagen gegen Michael Langer (32.) ausgetauscht werden. Was haben wir dem Fußballgott bloß getan, dass zu allen anderen Problemen auch noch das Verletzungspech knüppeldick kommt?
Doppelschlag bringt BVB in Führung
Und es kommt noch schlimmer: Die Gäste, bislang zwar mit viel Ballbesitz, aber wenigen Chancen gesegnet, nutzen einen Ballverlust von Stambouli zur 1:0 Führung: Über Morey kommt der Ball zu Sancho, der unbedrängt in die rechte Ecke einschießen kann (42.).
Nur drei Minuten später erhöht Haaland nach Vorarbeit von Sancho mit einem sehenswerten Seitfallzieher auf 2:0 (45.), dies ist auch der Pausenstand.
Schalke bemüht sich, Dortmund trifft
Christian Gross reagiert und bringt Schöpf und Mascarell für Boujellab und William. Aber das Pech bleibt Schalke treu: Hoppe geht in den Strafraum, Can will klären, legt aber für Serdar vor – und dessen Schuss kann Hitz noch an den Pfosten ablenken. Kurz darauf spitzelt Hoppe Hummels den Ball vom Fuß, aber Hitz ist bei seinem Abschluss aus spitzem Winkel erneut zur Stelle.
Und Schalke setzt nach: Freistoß Harit, Becker köpft drüber. Eine Flanke von Kolasinac kann Dahoud nur zur Ecke klären, diese landet bei Schöpf, dessen Abschluss geblockt wird.
…und dann passiert das, was in dieser durch und durch besch….eidenen Saison schon viel zu oft passierte: genau in die verbesserte Phase von Schalke hinein platzt ein Glückstreffer von Guerreiro nach Doppelpass mit Reus (60.). Michael Langer kommt nicht schnell genug runter und es steht 0:3.
In der Folgezeit gibt es gelbe Karten für den gerade eingewechselten Bellingham und Dahoud – und Kolasinac für eines Jermaine-Jones-Gedächtnisgrätsche gegen Morey. Raman ersetzt den fleißigen, aber glücklosen Hoppe.
In der 79. Minute das 0:4: Sancho schickt Bellingham, dieser passt in die Mitte, Haaland hat leichtes Spiel. Damiit ist der Drops natürlich endgültig gelutscht, Terzic nimmt mit einem Vierfachwechsel weitere Zeit von der Uhr, aber von Schalke ist ohnehin kaum noch etwas zu sehen. Der Abpfiff ist überpünktlich, der BVB muss partout eine Welle vor der leeren Gästekurve zelebrieren.
Unvermögen und Pech
Schalke bleibt damit Tabellenletzter und hat neben 9 Punkten Abstand zum Relegationsplatz auch noch ein desaströses Torverhältnis von 15:56 Treffern. Mit einer solchen Bilanz nach dem 22. Spieltag ist noch nie einer Mannschaft der Klassenerhalt gelungen – und, auch wenn es wehtut: In der Form, mit den Spielern und Verantwortlichen der letzten Monate hat Schalke im Fußball-Oberhaus nichts verloren.
Erschwerend zu dem Unvermögen und persönlichen Fehlern kommt hinzu, dass alles schiefläuft, was schieflaufen kann: Verletzungspech – aktuell fehlen Rönnow, Sané, Nastasic. Mustafi, Uth, Paciencia, Ludewig, Huntelaar und Skrzybski und womöglich auch noch Fährmann -, mangelnde Fortune bei den Neueinkäufen, kein Spielglück in knappen Situationen und umstrittene Schiri-Entscheidungen – und keine Unterstützung durch die Fans…