Frankfurt – Schalke 3:1: Doppeltorschütze Jovic zerstört die Schalker Hoffnungen

Frankfurt – Schalke 3:1: Doppeltorschütze Jovic zerstört die Schalker Hoffnungen

17. Januar 2021 Aus Von Susanne Hein-Reipen

Fährmann zeigt sich stark, aber Rückkehrer Jovic ist noch stärker: Die Frankfurter Eintracht setzt sich im zweiten Durchgang verdient mit 3:1 (1:1) gegen Schalke 04 durch, die nun dringend den 1. FC Köln schlagen müssen.

Die königsblauen Schlagzeilen der Woche beherrschte neben Dreierpacker Matthew Hoppe vor allem die mögliche Rückkehr von Klaas-Jan Huntelaar. Noch ohne den holländischen Goalgetter führt der Weg nach Frankfurt, wo Schalke seit neun Partien sieglos ist. Den letzten Auswärtssieg gab es im März 2010…

Wanted: Eine Stammelf

Als eine Stunde vor Spielbeginn die Aufstellungen bekanntgegeben werden, sind die Reaktionen der Schalkefans in den sozialen Netzwerken fast durchweg positiv: Mit Ralf Fährmann, Sead Kolasinac, Matija Nastasic, Ozan Kabak, Timo Becker, Benjamin Stambouli, Suat Serdar, Amine Harit, Mark Uth, Benito Raman und Matthew Hoppe startet mit Ausnahme von Raman für den angeschlagenen Schöpf die siegreiche Elf der Vorwoche – Kontinuität, die sich viele nach zahlreichen Experimenten und Rotationen unter Wagner und Baum sehnlich gewünscht haben.

Bei den Hausherren steht das letzte Bundesligaspiel für Kapitän David Abraham an, den es in seine argentinische Heimat zurückzieht. Zudem trauert die Fanszene mit einem großen schwarzen Spruchband um einen verstorbenen Ultra; auch die Mannschaft hält kurz respektvoll an der Gedenkstätte für den 37jährigen Familienvater inne.

Als Kapitän der heute im Auswärtsdress mit weißem Trikot und königsblauer Hose auflaufenden Knappen fungiert wie bereits in der Vorwoche Rückkehrer Sead Kolasinac – die endgültige Entscheidung über die Kapitänsbinde hat Chefcoach Christian Gross vertagt, nachdem Amtsinhaber Omar Mascarell Wechselgerüchten nach Valencia eine Absage erteilt hat.

Frankfurt erwischt den besseren Start

Die ersten Spielminuten gehen klar an die Adler, die mit Younes und Kostic direkt den Abschluss suchen, aber Fährmann ist nach seiner Glanzleistung in der Vorwoche wieder auf dem Posten. Auch ein Freistoß von Kostic bringt keine Gefahr.

Der erste Schalker Entlastungsangriff über Serdar endet in einem Zusammenprall mit Hinteregger, die beiden einen kurzfristigen Brummschädel beschert, sie können jedoch weiterspielen. Danach versucht es die Eintracht über Silva, aber Becker, Fährmann und Kabak lenken das Leder ab. Auf der Gegenseite erweist sich Abraham als unüberwindbar für Hoppe. Wieder zurück im Schalker Sechzehner verunglückt Kostic ein Schuss Richtung Abendhimmel.

Nach einem Foul von Kostic an Raman bringt Uth den Ball gefühlvoll in die Mitte, aber Kabak verfehlt das Leder um einige Zentimeter; auch Harit kommt nicht durch. Für die Frankfurter donnert Hinteregger nach einem Eckball an den linken Pfosten, Ndicka setzt den Abpraller weit über die Latte. Puh!

Frankfurt legt vor, Schalke antwortet blitzschnell

In der nächsten Szene hat Schalke dann nicht mehr so viel Glück: Kolasinac schießt versehentlich Barkok an, der Ball kommt über Durm zu Silva, der Fährmann mit einem wuchtigen Schuss in die linke untere Ecke keine Chance lässt – das nicht unverdiente 1:0 in der 28. Minute.

Doch den Schalker Fans bleibt nicht viel Zeit zum Haareraufen, denn im direkten Gegenzug bedient Stambouli Hoffnungsträger Hoppe, der prompt Ndicka und Hinteregger stehenlässt und aus spitzem Winkel durch die Beine von Keeper Trapp das 1:1 erzielt (29.). Der VAR bestätigt, dass sich der US-Youngster nicht im Abseits befand. 

Ralf „The Wall“ Fährmann

Jetzt ist deutlich mehr Pfeffer im Spiel; für Frankfurt versuchen sich Kostic, Silva und Abraham ohne Erfolg an Abschlüssen, auf Schalker Seite ereilt Hoppe, Raman und Uth das gleiche Schicksal. Dringt dann doch einmal ein Frankfurter in den Strafraum vor, heißt die Endstation Ralf Fährmann, der sowohl gegen Silva (37.) als auch gegen eine „100prozentige“ von Durm (42.) nichts anbrennen lässt. Danke, Ralle! Je einen Vorstoß von Ndicka und Hoppe später geht es mit einem aus Schalker Sicht eher glücklichen 1:1 in die Kabinen.

Beide Teams kommen personell unverändert wieder auf den Platz. Die erste Aktion geht wieder an die Eintracht, aber Kolasinac köpft eine Flanke von Kostic aus der Gefahrenzone. Auf Schalker Seite möchte Harit ein Lebenszeichen Richtung Tor schicken, erwischt aber Ndicka, den Abpraller von Raman schnappt sich Trapp.

Nach einem Eckball von Younes muss Becker nach einem Zusammenstoß mit Abraham kurz behandelt werden, kann aber weiterspielen. Eintracht-Coach Hütter nutzt die Unterbrechung für den ersten Wechsel, Hrustic ersetzt Hinteregger.

Jovic kommt – und trifft

Das Spiel geht munter hin und her, eine Ecke von Uth setzt Harit über die Querlatte, Kolasinac erstickt einige Frankfurter Vorstöße im Keim. Der erste Wechsel auf Schalker Seite ist Can Bozdogan für Raman, der darüber nicht begeistert zu sein scheint; bei Frankfurt kommt Rückkehrer Jovic für Durm.

Fährmann hält mühelos einen Schuss von Barkok und hat dann das Glück des Tüchtigen, dass Freund und Feind an einer scharfen Kostic-Flanke vorbeisegeln. Auch gegen Silva aus kurzer Distanz und Hrustic bleibt Fährmann Sieger; auf der Gegenseite hat Bozdogan einen starken Zweikampfauftritt gegen Kostic, passt dann aber überhastet zu Sow.

…und bei dem folgenden Konter kommt der Ball über Ndicka und Kostic in die Mitte zu Jovic, der nahezu unbedrängt mit dem rechten Fuß zum 2:1 abschließen kann (72.). Nastasic war mit Silva beschäftigt, die anderen zu weit weg – so frei darf man einen bis unter die Haarwurzeln motivierten Rückkehrer nicht zum Schuss kommen lassen!

Frankfurt gegen Fährmann

Geht hier noch was? Die nächste Chance geht wieder an die Eintracht, aber Fährmann taucht ab und fischt den Fernschuss von Hrustic aus der Ecke. Beide Trainer bringen noch einmal frische Kräfte (Toure und Kamada für Barkok und Younes, Oczipka für Harit); Fährmann hält auch den nächsten Versuch der Hausherren durch Silva.

Ein Entlastungsangriff der Schalker mit Uth und Hoppe bringt nichts ein, danach ist für den Torschützen Schichtende; für ihn darf Ahmed Kutucu noch einige Minuten ran. Und die Nummer 15 führt sich direkt mit einem Kopfstoß gegen Abraham ein und sieht umgehend Geld, die erste Karte dieses Spiels.

Kabak versucht sich noch an einem Kopfball, aber den Schlusspunkt des Spiels setzt wieder Jovic, der in der Nachspielzeit den 3:1-Endstand erzielt. Vorausgegangen war ein Fehlpass von Kutucu, der von Kostic aufgenommen und zu Jovic weitergeleitet wurde.

Schalke hat wieder die rote Laterne

Nette Geste am Rande: Schiedsrichter Manuel Gräfe tauscht das Trikot mit Abraham, der ebenso wie Jovic von Hütter und der gesamten Mannschaft geherzt wird.

Mit dieser nach den Spielanteilen nicht unverdienten Niederlage hat Schalke wieder die rote Laterne des Tabellenletzten inne; trotzdem besteht kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Vor einigen Wochen hätte Schalke wohl schon nach dem ersten Durchgang mit mehreren Toren im Rückstand gelegen; die Mannschaft ist kämpferisch deutlich verbessert. Leider war Frankfurt mit Jovic dennoch zu stark – aber Schalke kann es bereits am Mittwoch gegen Mit-Abstiegs-Konkurrent Köln besser machen, um den Abstand zum rettenden Ufer nicht weiter anwachsen zu lassen.

Glückauf!