Schalke – Freiburg 0:2: Frust pur auf Schalke
16. Dezember 2020Der FC Schalke 04 verliert nach einer hilflosen Darbietung in der zweiten Halbzeit auch das Heimspiel gegen den SC Freiburg mit 0:2 (0:0). Nach nunmehr 28 sieglosen Spielen und nur vier Punkten aus 12 Spielen rückt der sportliche Abstieg immer näher.
Nach dem unglücklichen Last-Minute-Ausgleich in Augsburg wuchs bei den Schalkefans die Hoffnung, dass in der heimischen Arena gegen Freiburg der Knoten endlich, endlich platzen würde. Auch Eurofighter Youri Mulder ist am sky-Telefon optimistisch…
Heute mal schnell?
Als die Aufstellung bekannt wird, gibt’s in den Schalker Netzwerken anerkennendes Kopfnicken: Mit Harit, Serdar, Boujellab, Matondo und Raman steht die wohl schnellstmögliche königsblaue Offensivabteilung auf dem Platz. Dahinter sollen Kapitän Mascarell und eine Viererkette mit Stambouli, Kabak, Sané und Oczipka für defensive Stabilität sorgen. Im Tor steht Ralf Fährmann, denn Frederik Rönnow ist zwar wieder ins Training eingestiegen, aber noch nicht wieder 100prozentig fit.
Ist diese Elf das Rezept, um die Serie siegloser Spiele zu beenden? Schalke versucht jedenfalls von Beginn an, das Heft in die Hand zu nehmen, doch Benjamin Stambouli und Amine Harit scheitern an den aufmerksamen Freiburger Verteidigern. Auch Rabbi Matondo wird in aussichtsreicher Position beim Querlegen gestört, gleiches gelingt Salif Sané auf der anderen Seite gegen Sallai.
Die erste nennenswerte Torchance geht auf das Konto der Gäste, aber Fährmann kann Grifos Schuss per Fußabwehr entschärfen (10.). Den nächsten Vorstoß von Petersen und Grifo klärt Ozan Kabak. Auch der erste Eckball geht an die Breisgauer, der Ball segelt über Freund und Feind hinweg ins Aus.
Für die Hausherren eröffnet Suat Serdar den Torschussreigen, zielt jedoch zu weit nach rechts (18.). Kurz darauf kassiert Benito Raman für einen unsanften Tritt von hinten in die Beine von Lienhart die erste gelbe Karte des Spiels.
Ausnahmsweise gute Nachrichten aus dem Kölner Keller
Amine Harit wirkt im ersten Spiel nach Suspendierung und Knieproblemen durchaus motiviert, seine Dribblings fallen allerdings wie oft eher in die Kategorie sehenswert als effektiv. Ebenfalls sehr motiviert und vorne wie hinten zu finden ist Nassim Boujellab, der Grifo schnörkellos den Ball vom Fuß spitzelt (24.).
Danach ist für die 2020 leidgeprüften Schalker Fans wieder Luft anhalten angesagt: Bei einem Zweikampf zwischen Petersen und Sané springt dem großgewachsenen Senegalesen der Ball aus kurzer Distanz an den Oberarm, der VAR greift ein – doch dieses Mal gibt es keinen Elfmeter, halleluja!
Ausgeglichene, aber unspektakuläre erste Halbzeit
Auf der Gegenseite startet Raman durch und möchte zu Matondo durchstecken, aber Gulde klärt zur ersten Ecke für Königsblau, die, ausgeführt von Bastian Oczipka, jedoch keine Gefahr für das Freiburger Tor bringt. Auch in der folgenden Szene steht der blonde Linksverteidiger im Mittelpunkt, Santamaria wird wegen eines Foul an ihm verwarnt.
Beide Teams bemühen sich um die Führung, aber Schmids Schuss geht deutlich über die Querlatte, Ramans Versuch ebenso deutlich rechts vorbei. Eine weitere Ecke der Freiburger wird von Kabak aus der Gefahrenzone geköpft; als letzte Aktion des ersten Durchgangs setzt Raman einen von Höfler an Boujellab verursachten Freistoß über Müllers Kasten. Das 0:0 zur Pause geht nach dem ausgeglichenen und wenig spektakulären Spielverlauf in Ordnung, für den heißersehnten ersten Sieg müsste Schalke noch ein paar Schüppen drauflegen.
Wieder im Rückstand
Beide Mannschaften kommen personell unverändert aus der Kabine; die ersten fünf Minuten ähneln ebenfalls der ersten Halbzeit. Boujellab nimmt eine Flanke von Oczipka volley, doch der Schuss fliegt am linken Pfosten vorbei.
Im Gegenzug passiert es: Grifo zu Schmidt, dieser kann unbedrängt von Oczipka in den Strafraum flanken, wo Sané Sallai ebenso ungehindert zum Kopfball kommen lässt – Fährmann kommt nicht rechtzeitig runter, es steht aus Schalker Sicht 0:1 (50.). Wieder ein vermeidbarer Rückstand…
Harit und Boujellab berappeln sich als Erste und kombinieren sich auf der rechten Seite in den Strafraum, aber Boujellabs Schuss kann von Müller zur Ecke abgewehrt werden, diese bringt nichts ein.
Sallai zum 0:2
Freiburg stellt sich nunmehr zunehmend hinten rein, obwohl Kult-Coach Christian Streich mit Höler für Petersen positionsgetreu offensiv wechselt – dennoch sind sie bei ihren Vorstößen gefährlicher als die Hausherren. Santamaria und Höler scheitern noch an Kabak (67.), erneut Grifo und Sallai verwerten einen Ballverlust von Raman mit einem geschickten Heber über den herausstürzenden Fährmann hinweg zum 0:2 (68.). Sch…
Beide Trainer versuchen es noch einmal mit frischem Personal; Streich ersetzt den Doppeltorschützen Sallai und Grifo durch Demirovic und Jeong, Manuel Baum bringt mit Ahmed Kutucu (für Harit), Alessandro Schöpf (für Mascarell) und Hamza Mendyl (für Raman) gleich drei neue Spieler, doch die hängenden Köpfe der Übrigen lassen bereits befürchten, dass hier und heute nix mehr geht. Ob es mit Fans in der Arena, in der Nordkurve besser aussähe?
Ohne Rückhalt schaffen die Spieler es jedenfalls nicht, das Spiel zu drehen, einzig eine gelbe Karte für Serdar nach Frustfoul an Santamaria und die Einwechslung von Matthew Hoppe für Matondo unterbrechen noch das hilf- und planlos wirkende Gestocher. Die drei Minuten Nachspielzeit gehen teilweise für zwei weitere Freiburger Wechsel drauf, außerdem rettet Fährmann noch einmal gegen Demirovic, dann ist Schluss. Die meisten Spieler in Königsblau schleichen wie ein Häufchen Elend vom Platz.
28 Spiele ohne Sieg
Damit ist Schalke seit 28 Ligaspielen ohne Sieg und bleibt auf Platz 18. Mit nur 4 Zählern aus 12 Spielen muss langsam ein mittelgroßes Wunder her, wenn der sportliche Klassenerhalt noch gelingen soll.
Die Frage ist nur: Wo soll dieses Wunder herkommen? Schalke braucht, das wurde heute wieder deutlich, mindestens einen treffsicheren Stürmer – Freiburg hatte in Sallai einen solchen Vollstrecker, der Schalke fehlt. Mehr noch aber fehlt Schalke ein echter Leader auf dem Platz, der seinen Mitspielern nötigenfalls den Allerwertesten bis zum Hals aufreißt, wenn sie sich wieder einmal in ihr Schicksal ergeben. Ein Spieler, der mit gutem Beispiel vorangeht, ein Spieler, der Zeichen setzt. Einer, der sich nicht vom Lob nach halbwegs gelungenen Spielen blenden und verleiten lässt, weniger Einsatz zu zeigen.
Ein solcher Spieler könnte Sead Kolasinac sein – wenn Ozan Kabak in der Winterpause in die PremierLeague wechselt, sollte Jochen Schneider versuchen, das Unmögliche möglich zu machen…
Ich möchte nicht, dass Herr Schneider auch nur noch einen Spieler verpflichtet. Ich möchte, dass er wie der Trainer freiwillig seinen Platz freimacht um einen Neuaufbau in einer der unteren Klassen nicht im Wege zu stehen. Man darf sich doch was wünschen, ist doch bald Weihnachten…
Sehr passender Bericht!