Schalke 04 – SC Verl 4:5: Auf David Wagner wartet noch VIEL Arbeit
15. August 2020Schalke verliert den Zwei-Stunden-Test gegen Verl nach einigen bösen Abwehrschnitzern mit 4:5. In allen Mannschaftsteilen besteht noch ordentlich Luft nach oben, Susanne Hein-Reipen berichtet.
Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten? Nicht, wenn Schalke möglichst viele Spieler testen will: Zwei Halbzeiten à 60 Minuten sind angesagt, da kommt die Abkühlung durch den Wettergott im Vorfeld der Partie gerade recht.
Auf der restaurierten Gegengerade des Parkstadions, das offiziell als Amateurstadion für 3.000 Zuschauer zugelassen ist, verteilen sich die 300 königsblauen Fans, die bei der Ticket-Lotterie Glück hatten.
0:2-Rückstand als Weckruf
Schalke beginnt den ersten Durchgang mit Fährmann, Frölich, Kabak, Stambouli, Oczipka, Bozdogan, Schöpf, Taitague, Skrzybski, Raman und Uth. In der ersten Viertelstunde sieht es so aus, als hätte der Bundesligist den Drittligaaufsteiger gut im Griff – aber Pustekuchen: Zwei Nachlässigkeiten der königsblauen Abwehr nutzt Verl eiskalt für einen Doppelschlag durch Janjic und Schikowski zum 0:2 (17.). Hmmmpf, wir wollen doch bitte nicht wieder in den Trott der Rückrunde fallen?!
Dirigiert von Benjamin Stambouli sortiert sich die Abwehr wieder neu, vorne wirbelt Steven Skrzybski, der sich bereits im ersten Test gegen Osnabrück zweimal in die Torschützenliste eintrug. Sein strammer Distanzschuss in der 24. Minute schlägt zum 1:2 ein. Ozan Kabak scheitert nur knapp an SC-Keeper Brinkmann, aber Mark Uth überläuft die Abwehr und erzielt den 2:2 Ausgleich (29.).
Tag des offenen Scheunentors
Die erste „Viertelpause“ nutzt Chefcoach David Wagner neben der Flüssigkeitsaufnahme für die Kicker schon für den ersten Wechsel: Guido Burgstaller ersetzt Nick Taitague. Kurz darauf haut erneut Skrzybski eine Oczipka-Flanke volley zum 3:2 ins Netz (32.).
Verl ist nun doch ein bisschen beeindruckt, Schalke hingegen wird etwas ruhiger, so dass die nächsten Minuten ohne große Aufreger verlaufen. Dann taucht Janjic gefährlich vor Ralf Fährmann auf, doch die langjährige Nummer 1 bewahrt die Ruhe und lenkt den Ball mit einer tollen Fußabwehr-parade über den Kasten. Ralle….!!!
Kurze Zeit danach ist er jedoch machtlos, weil ein erneuter kollektiver Schlafanfall der Abwehr Schikowski vollkommen frei im Fünfmeterraum den Ball annehmen lässt, der Ausgleich zum 3:3 in der 46. Minute.
Burgstaller rackert wie gewohnt, doch die erlösende Bude will nicht fallen, aber er liefert immerhin die Vorlage zum 4:3 durch Raman (54.). Doch jetzt bekommen auch die Verler wieder Lust aufs Toreschießen und der überragende Schikowski bereitet das 4:4 durch Korb mustergültig vor (56.) und erzielt Nummer 5 gleich wieder selber (58.). 4:5 zur Pause, auf Schalke ist der Tag des offenen Scheunentors…
Alle(s) neu in Halbzeit Zwei
Dass Wagner nunmehr komplett durchwechselt, ist jedoch nicht dem etwas vogelwilden Abwehrverhalten geschuldet, sondern war zu Testzwecken vorher abgesprochen. Langer, McKennie, Thiaw, Nastasic, Mendyl, Mercan, Serdar, Boujellab, Matondo und Kutucu sollen es jetzt richten. Echte Kurzarbeit für Burgi…
In den nächsten Minuten wird deutlich, dass es eine gute und eine schlechte Nachricht gibt: Die Abwehr lässt jetzt deutlich weniger zu, aber leider ist mit der Auswechslung von Skrzybski und Uth auch der Angriffsschwung weitgehend dahin. Mendyls Gegenspieler muss mehrfach herzhaft den Rasen küssen; auch Verl steigt bisweilen deutlich härter ein. Mikic senst im Strafraum Matondo von hinten um, doch den fälligen Elfmeter setzt Amine Harit, eigentlich ein guter Schütze, an den Querbalken.
Auch Thiaw zielt bei einem lehrbuchmäßigen Kopfball etwas zu hoch, so dass dieses „Viertel“ torlos zu Ende geht. Die Fans verfolgen die Partie interessiert, aber ohne hörbare Fangesänge; auch wenn es ein Testspiel ist, bereitet der Gedanken, am ersten Spieltag bei den 8:2-Überbayern antreten zu müssen, ein wenig Magengrummeln.
Auf Wagner wartet noch VIEL Arbeit
Aber auch ohne Bayern München vor der Brust wird deutlich, dass spielerisch und taktisch noch viel, viel Arbeit auf das Trainerteam wartet, wenn ein engagierter Drittligaaufsteiger den Bundesligisten ein ums andere Mal überläuft und nach vorne schlicht die Ideen fehlen.
Aktivposten in königsblau ist jetzt Rabbi Matondo, der mit Schnelligkeit und Eifer die rechte Seite entlangwuselt, meistens aber an der Strafraumgrenze an seiner Durchsetzungsfähigkeit scheitert. Auch Harit zeigt einige gelungene Aktionen; nach einem schönen Hackentrick von ihm zwingt Boujellab Keeper Brinkmann zu einer starken Parade (101.).
Hanraths ersetzt McKennie, dessen Verbleib auf Schalke trotz des wohl gescheiterten Transfers zu Hertha BSC noch unsicher ist.
Auf dem Platz passiert in dieser letzten halben Stunde herzlich wenig, trotz der zahlreichen Wechsel wirkt nicht nur der Drittligist, sondern auch Schalke müde.
Es bleibt beim 4:5 – und auch, wenn man ein Testspiel einen guten Monat vor Saisonbeginn nicht überbewerten sollte, ist dieser Auftritt nach den guten Ansätzen gegen Osnabrück eine herbe Enttäuschung – und da sollte sich auch David Wagner selber hinterfragen, ob er nicht an der Seitenlinie aktiver coachen sollte…
[…] Nach einer insbesondere im ersten Durchgang vogelwilden Abwehrleistung verlor der FC Schalke das Spiel mit 4:5. Die Treffer erzielten Skrzybski (2), Uth und […]