Nordkurven-Rückblick Januar – März 2019: Torwartwechsel, Abschied von Rudi Assauer und Rauswurf von Domenico Tedesco
29. Dezember 2019Das königsblaue Jahr 2019 beginnt Anfang Januar mit einem Paukenschlag: Derbyheld Naldo, der noch wenige Wochen zuvor seinen Vertrag auf Schalke verlängert hatte, wechselt zum AS Monaco und löst heftige Diskussionen unter den Schalke-Fans aus. Als kurzfristiger Ersatz wird Jeffrey Bruma vom VfL Wolfsburg ausgeliehen, zudem verpflichtet Christian Heidel für kolportierte 9 Millionen den 18jährigen Rabbi Matondo. Neben Naldo verlassen auch Johannes Geis, Baba und der umstrittene Stürmer Franco di Santo („wir saufen, bis di Santo trifft…“) Schalke noch in der Winterpause.
17 Spiele um das Ruder rumzureißen: Arsch und Kopf hoch!
Der Start in die Rückrunde gelingt den Schalkern, die auf dem 13. Tabellenplatz überwintert haben: Dank eines Doppelpacks von Dabniel Caligiuri wird der VfL Wolfsburg mit 2:1 besiegt. Der I-Block gibt dabei während des Aufwärmens das Motto vor: Blau auf weiß fordert ein großes Banner 17 Spiele um das Ruder rumzureissen: Arsch und Kopf hoch; doch Thema des Tages ist etwas Anderes: Kurz vor dem Spiel wird bekannt, dass Coach Domenico Tedesco Kapitän Ralf Fährmann auf die Bank setzt und Alexander Nübel das Vertrauen schenkt. Die Nordkurve beweist viel Gespür und feiert BEIDE Torhüter nach dem Schlusspfiff, „Ralle“ kann dabei die Tränen nicht zurückhalten.
Rekik tritt Schöpf ins Krankenhaus und sieht nur Gelb
Im zweiten Spiel der Rückrunde gibt’s ein 2:2-Remis bei der Hertha in Berlin. Schwerer als zwei vergeigte Führungen wiegen die Ausfälle von Benjamin Stambouli (Jochbeinfraktur), Steven Skrzybski (Muskelfaserriss) und Alessandro Schöpf: Der Dauerläufer wird von Karim Rekic brutal mit der offenen Sohle am Unterschenkel getroffen; Schiedsrichter Brych zückt zum Entsetzen der mitgereisten Schalke-Fans nur Gelb. Laute „ScheiXX DFB!“-Sprechchöre hallen durch das eisig kalte Olympiastadion; Schöpf hat einen Riss des Außenbandes und eine Kapselverletzung und wird bis in die Sommervorbereitung hinein fehlen.
Der Februar beginnt mit einer 0:2-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach. In der Nordkurve dabei ist auch eine Delegation der Fanfreunde von Twente Enschede, zudem gibt es ein großes schwarzes Banner für die kürzlich durch ein Brandunglück tragisch zu Tode gekommenen Schalkerinnen Lena und Ute. Gefeiert wird hingegen der erste Profivertrag für Ahmed Kutucu; Caligiuri trägt in Abwesenheit der beiden etatmäßigen Kapitäne Fährmann und Stambouli die Binde. Tolle Geste: Auch die beiden in der Vorwoche schwer verletzten und zwischenzeitlich bereits operierten Schöpf und Stambouli sind symbolisch dabei, Oczipka und Bentaleb zeigen der Nordkurve demonstrativ ihre Trikots. Das Spiel ist eine Stunde ausgeglichen, bis in der 59. Minute Hazard plötzlich frei auf Nübel zuläuft. Der junge Keeper zieht kurz vorm Sechzehner die Notbremse und wird dafür mit Rot vom Platz gestellt; Ralf Fährmann feiert so schneller als gedacht sein Comeback zwischen den Pfosten. Trotzdem wechselt Tedesco das Fliegengewicht Matondo für Sebastian Rudy ein, der gegen Hazard keine Schnitte sieht und vor dem 0:1 den Ball verliert. Frustriert gehen die Schalker nach Hause.
Mister Schalke ist tot
Der Frust über ein verlorenes Spiel ist aber nichts gegen die Trauer, die Schalke und die Fußball-Welt vor dem nächsten Heimspiel überfällt: Während die Fans sich auf das Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf vorbereiten, macht die Nachricht vom Tod von Rudi Assauer die Runde: DER Manager ist tot. Es gibt keinen Schalker, der nicht mindestens einen dicken Kloß im Hals hat. Und sehr vielen schießt beim Weg zur blau und weiß strahlenden Arena durch den Kopf, dass diese ohne den Mut des Manns mit der Zigarre nicht hier stände. Der Verein verzichtet vollständig auf das übliche Vorprogramm; die Zuschauer sind wie paralysiert, sogar in der bereits gut gefüllten Nordkurve herrscht gespenstisches Schweigen. Nur der ebenfalls gut gefüllte Gästeblock gefällt sich darin, die Stille auszunutzen, um mehrmals lautstark „Scheiße 04“ zu plärren; danach ist ihm die abgrundtiefe Verachtung der Schalker in der Arena für diese Geschmacklosigkeit sicher. Beide Mannschaften kommen mit Trauerflor aufs Feld, in der Nordkurve erscheint ein einziges schwarzes Banner „Legenden sterben nie – Ruhe in Frieden, Rudi!“ Auf dem Würfel wird ein typischer Assauer mit dickem Stumpen im Mund eingeblendet. Die Schalker Mannschaft zeigt ganz im Sinne von Rudi ihre beste Offensivleistung seit Monaten und lässt Fortuna durch vier Treffer von Kutucu, Sané, Uth und nochmal Sané keine Chance.
„Same procedure as every year“ dann bei der 1:3 Niederlage in Bayern: Geile Fete der Isarschalker, toller Support, sportlich aber trotz eines Traumtores von Kutucu leere Hände, weil Bentaleb und Bruma patzen und Sebastian Rudy durch völlige Passivität „glänzt“ und bereits in der 33. Minute ausgewechselt wird. Immerhin: Der FC Bayern macht ebenfalls einen Nachruf auf Rudi Assauer, kurz, aber sehr treffend. Der FC Bayern trauere um einen „absoluten Ehrenmann, vor dem wir bei aller sportlichen Rivalität immer allerhöchsten Respekt hatten!“
Im Zeichen des Gedenkens für Rudi steht auch das folgende Heimspiel gegen Freiburg. An der Tausend-Freunde-Mauer legen zahlreiche Kränze, neben Schalke u. a. auch von fast allen Liga-Konkurrenten, dem NRW-Ministerpräsidenten, DFB, DFL und der Veltins-Brauerei, und hunderte liebevolle Grüße der Schalker ein sehr beeindruckendes Zeugnis davon ab, wie tief Rudi Assauer die Menschen berührt hat. Grabkerzen mit Widmung und seinem Konterfei, handgeschriebene Abschiedsbriefe, Collagen, Schals, Wimpel, Blumen, Stofftiere, ja, sogar eine Bierpulle, eine Zigarre und ein Feuerzeug haben die Schalker ihrem Manager als letzte Grüße hingelegt. Nicht wenige Betrachter wischen sich mehr oder minder verstohlen eine Träne weg: Wer so verabschiedet wird, muss im Leben einiges richtiggemacht haben! Zum Einlauf der Mannschaften gehen Banner mit „FC Schalke 04 e. V.“ und „Die Erinnerung ist unsterblich, RIP Rudi!“ nach oben. Im Oberrang über dem K-Block prangt Rudi mit Zigarre auf königsblauem Grund: Danke, Rudi! Sportlich ist der Nachmittag für die Königsblauen sehr unbefriedigend. Schiedsrichter Willenborg verweigert nach einem Foul an Harit einen Elfmeter und schickt wenig später Serdar wegen eines im Vergleich zu Rekic harmlosen Foul noch vor der Halbzeit vom Platz. Der zweite Durchgang ist ein einziger Krampf, das 0:0 am Ende für beide Mannschaften zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Aus der Nordkurve sind Pfiffe zu vernehmen.
Entsprechend gedämpft sind die Erwartungen vor dem CL-Hinspiel gegen Manchester City, doch trotz kurioser Aufstellung – warum zur Hölle stürmt Linksverteidiger Mendyl, wenn mit Burgstaller, Skrzybski, Harit und Co. fast ausschließlich gelernte Offensivkräfte einsatzfähig in der Hinterhand sind?! – verkauft sich Schalke zunächst deutlich besser als erwartet und führt zur Pause dank zweier durch Bentaleb sicher verwandelter Elfer mit 2:1 gegen den haushohen Favoriten. Die Nordkurve und ihr folgend weite Teile des Stadions stehen wie ein Mann hinter der Mannschaft, müssen jedoch im zweiten Durchgang trotz einer gelb-roten Karte für Otamendi zusehen, wie ausgerechnet „unser“ Leroy Sané mit einem Weltklassefreistoß den Ausgleich erzielt und Sterling in der 90. Minute noch zum 3:2-Endstand trifft. Sch….ade.
Bzgl des letzten Absatzes : Mendyl sollte lt Tedesco “ die Tiefe attackieren “ . Ein unvergessenes Bonmot
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