
Schalke – Münster 1:0: Karius hält 3 Bigpoints fest und wird gefeiert
1. März 2025Der FC Schalke 04 gewinnt sein Heimspiel gegen den SC Preußen Münster trotz zahlreicher Ausfälle mit 1:0 (0:0) und wird nach dem Schlusspfiff von der Nordkurve begeistert mit dem Mythos vom Schalker Markt gefeiert. Mann des Abends ist Loris Karius, der bei seinem Pflichtspieldebüt für Schalke alles hält, was zu halten ist und noch ein bisschen mehr. Susanne Hein-Reipen berichtet…
Die Anreise zu Freitagabendspielen ist quer durch den Pott ohnehin verkehrstechnisch kein Vergnügen. Das hindert die BoGeStra jedoch nicht daran, sich im zweiten Jahr nacheinander genau einen Schalker Heimspieltag für ihren eintägigen Warnstreik auszusuchen, obwohl dies vielen Fußballfans die Anreise erschwert oder sogar vereitelt.
Dementsprechend früh machen sich viele Fans auf den Weg, selbst Schalker-Preußen-Fahrgemeinschaften werden gesichtet. Glücklich an der Arena angekommen, treffen sie auf per Flatterband „sortierte“ Parkplätze, um das bisweilen sehr raumgreifende Wildparken einzudämmen.
Schwarz, Weiß und Grün
Beim Vorglühen treibt die Schalker Fans die bange Frage um, ob die vielen Ausfälle – am Nachmittag musste nach Sylla, Mohr, Schallenberg, Hamache und Tchibara auch Kapitän Karaman passen, dazu fehlt Grüger gelb-rot-gesperrt – zu kompensieren sind und ob der angekündigte Torwartwechsel richtig ist…
Beim Fanspiel müssen sich die Skythener Knappen den Marler Boyz‘n Girlz knapp mit 1:2 geschlagen geben, dann kommen die Torhüterteams zum Warmmachen auf das Feld, für Schalke erstmalig mit Karius vorneweg, Heekeren folgt mit mäßig begeisterter Miene.
Angesichts des Karnevalswochenendes ist das Gelsenkirchener Prinzenpaar Prinz Steiger Dominic I. und Prinzessin Bergjungmann Silke I nebst Hofmarschall Ehrenhauer Detlef bei Jörg am Mikro zu Gast, gekleidet in den Gelsenkirchener Stadtfarben schwarz-weiß-grün, die natürlich auch beim zahlreichen Gästeanhang gut ankommen.






Auf geht’s Schalke kämpfen und siegen
Während sich die Mannschaften aufwärmen, plaudern Sebastian „Bunti“ Buntkirchen und Frauen-Sportkoordinator Sammy Messalkhi mit Jörg über die Aktion „Mädchen an den Ball“, ein niederschwelliges Angebot für Mädels zwischen 6 und 16. Daneben gibt’s wieder zahlreiche Prominenz auf den Rängen zu begrüßen, mit Klaus Fischer, Rüdiger Abi Abramczik, Klaus Fichtel, Norbert Nigbur, Olaf Thon und Christian Pander drücken etliche frühere Fußballgrößen ihren Nachfolgern die Daumen.
Die Statistik fällt heute kurz aus, es ist der erste Auftritt der Preußen auf Schalke seit 1990 und damit das erste Mal überhaupt in der Arena. Nach Verlesung der Aufstellung der Preußen ölt die Nordkurve mit „Auf geht’s Schalke kämpfen und siegen“ und Grüßen nach Enschede und Nürnberg die Kehlen, damit das folgende Steigerlied herausgeschmettert werden kann. Danach folgt wie immer das Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“.
Während die Mannschaften auf den Rasen kommen, gibt’s dann auch die Schalker Aufstellung: Karius, Murkin, Kaminski, Kalas, Bulut, Seguin, Bachmann, Antwi-Adjej, Barkok, Aydin und Younes sollen es richten. Zum Anpfiff gibt’s ein paar Bengalos im Gästeblock plus erste Ansprache des Sicherheitssprechers.






Karius zeigt sich hellwach
Die Nordkurve startet mit „Lalala FC Schalke 1904“, der gutgefüllte Gästeblock steigt wenig später mit exakt derselben Melodie „Lalala SC Preußen 1906“ ein, ein schöner Kanon. Auf dem Rasen passiert zunächst nicht viel, bis Kinsombi auf rechts Richtung Schalker Tor marschiert und Karius schnell außerhalb des eigenen Strafraums den Ball wegköpft (5.). Auch der erste Torschuss der Adler durch Lorenz wird Beute von Karius (8.).
Schalke tut sich ohne das führende Sturmduo Sylla und Karaman offensiv schwer; erste Vorstöße durch Barkok (7.), Murkin (10.) und eine Ecke von Younes (12.) verpuffen ohne wirkliche Torgefahr. Die Nordkurve fordert „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ und stimmt „Eine Stadt erstrahlt in Blau“ an, der Gästeblock probt einen Preußen!/Münster! -Wechselgesang.
Dann zeichnet sich Karius ein zweites Mal aus: Hendrix spielt einen Steilpass hinter die königsblaue Abwehr, Kaminski tanzt seinen Namen, statt Mees einzufangen und Karius muss eine blitzschnelle Fußabwehr auspacken (15.). Bulut klärt den Nachschuss zur Ecke.






Die Null steht hüben wie drüben
Ter Horst kassiert die erste gelbe Karte des Spiels, weil er Antwi-Adjei sehr unsanft von den Beinen holt (20.). Der fällige Freistoß von Barkok wird von den Preußen geklärt. Schiri Deniz Aytekin hat bei seinem Comeback nach Verletzungspause das Geschehen souverän im Griff.
Zu „Geh‘n mit dir auf jede Reise“ muss Schenk im Tor der Gäste sich erstmals lang machen, um einen schönen Distanzschuss von Aydin von der linken Seite zur Ecke zu lenken (23.). Antwi-Adjej bemüht sich um weitere Vorstöße, bleibt aber glücklos. Auf der Gegenseite klären Murkin und Karius gemeinsam gegen ter Horst (26.). Aydin verfehlt eine schöne Flanke von Murkin (27.)., derweil rasseln Kirkeskov und Barkok aneinander und der Münsteraner muss kurz behandelt werden.
Die Nordkurve arbeitet fleißig die königsblaue Playlist von „Attacke“ und „Stadion geh’n“ über „Hier regiert der S 04“ und „Schalke, ich bin für dich geboren“ bis „Vorwärts FC Schalke, schieß ein Tor für uns“ ab, auf dem Feld bemühen sich Antwi-Adjej (32.), Aydin (33.) und Seguin per Fernschuss (36.) erfolglos um den erlösenden Treffer. Nach schöner Vorarbeit von Barkok und freundlicher Begleitung der Preußen-Abwehr findet sich Antwi-Adjei in guter Schussposition wieder, scheitert aber an einer Grätsche von Schenk (37.).
Die verbleibenden Minuten bis zur Pause verlangen den Nerven des königsblauen Publikums nochmal einiges ab: Zunächst muss Karius eine tückische Ecke von Lorenz mit den Fingerspitzen aus dem langen Eck kratzen (40.), dann köpft Mees völlig freistehend über die Latte (41.); Karius klärt noch einmal vor Mees (44.), dann steht die Null zur Pause.






Sicherheitssprecher redet sich den Mund fusselig
Beim Pausentee halten sich die Erleichterung über Karius‘ gute Performance und die Sorgen, wer hier heute für einen Treffer sorgen soll, die Waage. Die Fanbox versprüht gewohnt gute Laune, bei Talk mit Kirsche für „Fanbelange aktuell“ geht es um die Mini-Reviermeisterschaft, den anstehenden Mitgliederkongress und die Auswärtsfahrt zur Berliner Herta.
Pünktlich zum Anpfiff der zweiten Halbzeit steht der gesamte Gästeblock im Ober- und Unterrang in roten und grünen Bengalo-Flammen, der Sicherheitssprecher versucht sein Bestes, verhallt aber ungehört. Für Schalke geht es zunächst personell unverändert weiter, bei den Preußen kommt Frenkert für ter Horst.
Die Schalker Mannschaft wirkt nun bissiger als im ersten Durchgang, insbesondere Bulut treibt den Ball mehrmals nach vorne; drei Ecken in kurzer Abfolge bringen jedoch nicht den ersehnten Treffer. Gerade als sich der Nebel der großen Pyro-Aktion etwas lichtet, legt der Gästeblock noch ein paar Bengalos nach. Die Nordkurve performt derweil ausdauernd „Immer wieder S 04“ und „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“.
In der 53. Minute wird Younes im Strafraum von Mees weggeschubst, doch Aytekin lässt zum Ärger des Schalker Publikums weiterlaufen. Schenk klärt vor Antwi-Adjej (56.), Barkok verzieht einen Fernschuss (57.), Schenk klärt einen weiteren Abschluss von Barkok (59.) und Aydin knallt den Ball an den Außenpfosten (63.) – das runde Biest will einfach nicht über die Linie. Zu den Klängen von „Für deine Farben leben und sterben wir“ hat Chefcoach van Wonderen ein Einsehen und bringt mit Ba für Younes und Donkor für Antwi-Adjej frische Offensivkräfte (67.).






Schönes Solo von Joker Ba erlöst Königsblau
Im Gästeblock flammen erneut einige Bengalos auf, der Sicherheitssprecher klingt schon etwas genervt. Auch auf dem Rasen zeigen die Gäste, dass sie noch da sind, Kaminski blockt Mees (68.), Karius rettet mit einer sehenswerten Parade gegen Kinsombi (71.), danach hilft der Außenpfosten (74.).
Seguin und Pick stoßen an der Seitenlinie zusammen, anschließend muss der Schalker minutenlang am Kopf behandelt werden, was beide Fanblöcke für lautstarke Gesänge nutzen (77.). Zu „Wir komm‘n vom Berger Feld“ muss Seguin schließlich angeschlagen mit einem dicken Turban gegen Debütant Remmert ausgetauscht werden, bei Münster ersetzen Fridjonsson und Amenyiodo Hendrix und Pick.
Auf dem Würfel wird vermeldet, dass die Arena mit 62.077 Zuschauern, darunter 6.100 Gäste und einigen gesperrten Plätzen restlos ausverkauft ist. Der Schalker Anhang treibt die Mannschaft mit den „Asozialen Schalkern“ und „Steht auf“ weiter nach vorn. Bachmann vergibt die mögliche Führung, als einen schönen Freistoß von Barkok aus fünf Metern freistehend genau in die Arme von Schenk köpft (80.).
Wenig später die pure Erlösung: Donkor schnappt sich einen Münsteraner Einwurf und schlägt den Ball nach vorne, wo Koulis‘ missglückte Rettungsaktion den Ball vor die Füße von Ba befördert, der eiskalt in den Strafraum marschiert, Kirkeskov umkurvt und zum 1:0 einschiebt (86.). JAAAAAAAAAAAAA!






Karius hält die Null fest und sorgt für eine fette Party
Doch vor den Sieg haben die Fußballgötter noch etliche gespannte Nerven gesetzt, denn die Preußen denken gar nicht daran, sich zum Sterben hinzulegen. Fridjonsson überläuft Kaminski und zwingt Karius zur nächsten Parade (88.). Eine Minute später stockt allen Schalkern erneut der Atem, denn Scherder fälscht einen Schuss von Amenyido aus kurzer Distanz aufs Tor ab, aber Karius rettet wieder. Und nach dem Motto „Aller guten Dinge sind drei“ packt Karius auch gegen Fridjonsson, der den Abpraller erneut aus kurzer Distanz aufs Tor köpft, einen tollen Reflex aus (89.).
Gantenbein ersetzt Aydin, es gibt rund 7 Minuten Nachspielzeit, in denen Mees ein schönes Luftloch tritt (90+2.) und Karius einen Kopfball aus der Gefahrenzone boxt (80+4.), bevor Schalke über Remmert und Barkok einen Entlastungsangriff starten kann. Barkok sieht noch gelb, dann ist das Spiel AUS (90+8.)!!!
Die Erleichterung bei Mannschaft wie Fans ist riesig, die Spieler stürmen sofort zu Karius, der heute allen den Allerwertesten gerettet hat. Durch den Dreier klettert Schalke mit 30 Punkten auf Rang 12, die Preußen bleiben mit 23 Punkten auf Rang 15 und können von Eintracht Braunschweig im Samstagsspiel gegen Ulm wieder auf den Relegationsrang verdrängt werden.






Während sich die Mannschaft kurz im Kreis freut, fordert die Nordkurve bereits ihre Helden. „Stadion geh’n, im Pappbecher Bier“ und „Hier regiert der S 04“ sind angesagt, bevor endlich mal wieder inbrünstig der Mythos vom Schalker Markt gesungen wird. Eine Liebe, die niemals endet…
Bei der Party dabei sind in Zivil auch Grüger und Karaman im chicen Mantel. Zum obligatorischen „Auf geht’s Schalke kämpfen und siegen“ gibt’s erst ein Siegerfoto mit der Kurve im Rücken, dann geht’s zum „Königsblauen S 04“ auf die verdiente Stadionrunde. Besser kann ein Wochenende nicht anfangen!
