Schalke – KSC 2:1: Verdienter Arbeitssieg über den Angstgegner

Schalke – KSC 2:1: Verdienter Arbeitssieg über den Angstgegner

16. Februar 2025 0 Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 gewinnt sein Heimspiel gegen den Karlsruher SC mit 2:1 (2:1) und klettert gleich 3 Plätze in der Tabelle nach oben. Susanne Hein-Reipen berichtet von einem wichtigen Dreier…

Das Wetter ist kalt und sonnig, als die Schalker Richtung Berger Feld pilgern. Beim vorherigen Bierchen am Clubhaus auf P 7 herrscht vorsichtiger Optimismus, da sich der KSC in den Spielen nach der Winterpause deutlich weniger kompakt präsentiert hat als zuvor. Der letzte Pflichtspielsieg über die Badener ist allerdings fast 14 Jahre her, seitdem gab es in immerhin 5 Begegnungen maximal einen Punkt für Königsblau.

Mehr als 6.400 königsblaue Genossen

Beim Fanspiel geht Königsblau Vlaanderen gegen die Hövelhofer Knappen mit 0:3 unter, dann folgt die übliche Werbung für diverse Konzerte und Biathlon in der Veltins-Arena. Während sich die Keeper warmmachen, lädt Sebastian Buntkirchen zum 3. Mitgliederkongress am 15. März ein. Schauspielerin und Schalkerin Lisa Küppers plaudert mit Moderator Jörg Seveneick über die Genossenschaft, die Stand heute bei 22.842 gezeichneten Anteilen und über 6.400 Genossen steht.

Während sich die Nordkurve auf Betriebstemperatur groovt, verlesen die beiden Quatscher die Statistiken und die Aufstellung des KSC, dann wird die Prominenz von Höwedes bis van Hoogdalem begrüßt. Das Steigerlied muss bei strahlendem Sonnenschein ohne abertausende Lichter auskommen, dafür ist der Stimmeinsatz größer. Danach wird das Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“ geschmettert.

Hört die Stimme der Fans

Als die Mannschaften auf das Spielfeld kommen, zeigt die Nordkurve ein großes zweiteiliges Banner mit der Aufschrift „Hört die Stimme der Fans/Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter“. Dieses wird nicht erst seit dem Urteil gegen Mitarbeiter des Fanprojekts Karlsruhe von einem breiten Bündnis und Gewerkschaften wie beispielsweise ver.di gefordert, um das Vertrauensverhältnis zu schützen.

Zu den Klängen von „Whatever you want“ folgt dann auch die Schalker Aufstellung; Chefcoach Kees van Wonderen beginnt mit Heekeren, Murkin, Kaminski, Schallenberg, Bulut, Seguin, Bachmann, Mohr, Karaman, Aydin und Ba.

Frühe Führung durch Bachmann

Die Nordkurve legt sofort lautstark mit „Geh‘n mit Dir auf jede Reise“ los, auf dem Rasen bemüht sich Schalke, das Heft in die Hand zu nehmen und hat durch Bulut, Aydin und Karaman den ersten Vorstoß (3.). Drei Minuten später erbebt die Veltins-Arena dann in begeistertem Torjubel: Flanke Mohr von links mitten ins Getümmel im Karlsruher Strafraum, Bachmann behält die Übersicht und trifft per Flachschuss zum 1:0 (6.). Jaaaaa!

Die frühe Führung beflügelt die Kurve zu einem kleinen Pogo zu „Stadion geh’n, im Pappbecher Bier“ und „Hier regiert der S04!“. Auf dem Platz neutralisieren sich beide Mannschaften jetzt weitgehend, zwei Fernschüsse durch den KSC (15.) und Seguin (22.) segeln jeweils über die Querlatten.  

Ausgleich und passende Reaktion

Die Nordkurve beschwört „Schalke, ich bin für dich geboren“ und „Schalke nur du alleine bist meine Liebe“, als Jensen kurzzeitig als Spielverderber auftreten will und nach Vorarbeit von Wanitzek und Herold aus rund zehn Metern flach zum 1:1-Ausgleich ins linke Eck einschießt (25.). Der Ausgleich macht auch den Gästeblock hörbar, der ansonsten eher optisch durch viele Fahnen und Schals punktet.  

Die Knappen werden nun wieder aktiver und haben durch Kapitän Karaman (27., 32.) zwei Abschlüsse. Die Kurve unterstützt die Bemühungen mit „S! 0! 4!“ und „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ – prompt stellt Ba nach einer Ecke von Seguin von der linken Seite und Verlängerung durch Kaminski auf 2:1 (34.). Sein erster Treffer für Schalke!

Unsere Fahnen weh’n im Wind

Die Erleichterung der Schalkefans über die prompte Reaktion ist groß, „Unsere Fahnen weh’n im Wind, weil wir deutscher Meister sind“ und „Lalala, singen FC Schalke!“ sind angesagt. Der vielgescholtene Heekeren pariert zweimal gegen Kaufmann (38., 45.), dann geht es mit zweiminütiger Nachspielzeit und der verdienten 2:1-Führung zum Pausentee.

Die Fanbox setzt heute auf ganz kurze Schnipsel; zum Thema Fanbelange lobt Thomas Kirschner den Supporters Club, vertreten durch den Vorsitzenden Jouri und Kassiererin Heike, der sich ebenso wie die Ultras Gelsenkirchen an der Genossenschaft beteiligt. Ein Ausblick auf das kommende Auswärtsspiel bei Darmstadt 98 – das Stadion ist fertig! – und die „diskriminierungssensible Stadionführung“ runden den Talk ab.

Sofortige Abschaffung der Datei Gewalttäter Sport

Während beide Mannschaften personell unverändert wieder auf das Spielfeld kommen, zeigt die Nordkurve ein Banner „Hört die Stimme der Fans/Sofortige Abschaffung der Datei Gewalttäter Sport“ gegen die seit Jahren umstrittene Datensammlung. Der Gästeblock schließt sich mit einem Banner am Oberrang der Forderung nach dem Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter an.

Zu „Voooorwärts Schalke“ gibt’s einen zur Ecke geblockten Schuss von Karaman (48.), dann folgt ein klares Abseitstor von Schleusener (51.). Heekeren klärt gegen Wanitzek (53.). Mit dem Doppelwechsel Egloff für Jensen und Ben Farhat für Kaufmann eröffnet KSC-Coach Eichner den Austausch.

Viele Wechsel, wenig Chancen

Zwei Vorstöße von Bulut (66.) und einen Fernschuss von Karaman (68.) später steigt auch van Wonderen ins Wechselspiel ein und bringt mit Gantenbein für Aydin, Amoussou-Tchibara für Ba und Hamache für Mohr gleich drei frische Spieler, für den U 19-Torjäger Amoussou-Tchibara ist es das Profidebüt. Der junge Deutsch-Togolese zeigt sich sofort sprintstark und engagiert, aber noch nicht erfahren genug, um den richtigen Moment für das Abspiel zu erkennen.

Die Nordkurve präsentiert weiter Liedgut von „Auf geht’s Blau-Weiß, holt euch den Sieg für uns“, über „Für deine Farben“ bis zu „FC Schalke 1904, Deine Kurve steht immer wieder treu zu Dir“. Die Stadionregie verkündet, dass die Arena mit 61.804 Zuschauern, darunter knapp 4.500 Gäste, und einigen gesperrten Plätzen einmal mehr ausverkauft ist. Burnic sieht die erste gelbe Karte wegen Fouls an Bulut (77.), Heekeren hält gegen Herold (81.).

Schalke malocht sich über die Zeit

Auf dem Rasen passiert in dieser Phase nicht mehr wirklich viel, beide Trainer schöpfen das Wechselkontingent aus; bei Schalke ersetzen Kalas und Grüger Bachmann und Seguin (83.). Die Nordkurve intoniert „Eine Stadt erstrahlt in Blau“, „Wir komm‘n vom Berger Feld“ und „Schalke ist die Macht“, Karaman setzt eine Bulut-Flanke neben das Tor (86.) und Gantenbein trägt sich in die Liste der Gelbsünder ein (87.). Es gibt vier Minuten Nachspielzeit obendrauf, in denen der KSC alles nach vorne wirft und die Nerven des königsblauen Publikums ein wenig strapaziert, doch weder Egloff noch Wanitzek treffen ins Schwarze, der 2:1-Sieg hat Bestand!

Die Tabelle wird sofort freundlicher

Durch den verdienten Dreier springt Schalke mit nunmehr 27 Punkten auf Rang 11, der KSC steht mit drei Punkten mehr einen Platz davor. Beruhigend: Nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge ist die Trendwende geschafft und der alte Abstand von 7 Punkten auf Relegationsrang 16 – Preußen Münster, nächster Heimspielgegner – wiederhergestellt.

Dementsprechend erleichtert zeigen sich sowohl Mannschaft als auch Kurve, die mit „Immer wieder S 04“ und „Schalke nur Du alleine bist meine Liebe, mein ganzes Le-he-ben!“ für Gänsehaut sorgt.

Van Wonderen beschreibt es in der Pressekonferenz treffend mit „Wir haben gut angefangen, uns während des Spiels dann aber schwergetan. In der zweiten Halbzeit hätten wir unsere Möglichkeiten noch besser nutzen müssen, um früher das Spiel zu entscheiden. Das können wir noch besser machen.“, auch Schallenberg („Es war sicherlich nicht das allerschönste Spiel.“) und Bulut („Wir mussten etwas zittern. Wenn wir unsere Konter sauberer ausspielen, hätten wir uns das Leben etwas erleichtern können.“) zeigen sich realistisch und selbstkritisch. Das nächste Spiel bei Darmstadt 98 wird hoffentlich entsprechende Verbesserungen zeigen…