Schalke – Nürnberg 3:1: Schalke begeistert die Fans

Schalke – Nürnberg 3:1: Schalke begeistert die Fans

26. Januar 2025 0 Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 feiert im Heimspiel gegen die Freunde vom 1. FC Nürnberg einen verdienten 3:1 (3:1)-Sieg und wird nach dem Schlusspfiff von der Nordkurve bejubelt. Vor dem Anpfiff gedachten Schalker und Glubberer gemeinsam der verstorbenen Fans beider Seiten. Susanne Hein-Reipen berichtet…

Schalke und der FCN ist die beste Fanfreundschaft (nicht nur) im deutschen Fußball; Zusammentreffen der beiden Traditionsvereine werden normalerweise von zahlreichen gemeinsamen Aktionen und Partys begleitet, was sich dieses Mal aufgrund der frühen Anstoßzeit und der ungemütlichen Witterung schwierig gestaltet. Die königsblauen Kneipen sind jedoch mit zahlreichen rot-schwarzen Farbtupfern durchsetzt, überall hängen Knappen und Franken friedlich gemeinsam am Brett.

Auf Schalke-Fördergenossenschaft

Im Stadion ist die diese Woche mit mächtigem medialen Kulissendonner gestartete „AufSchalke.eG“-Fördergenossenschaft allgegenwärtig, auf jedem Platz werben Flyer um neue Genossen und auch die beiden Moderatoren Dirk und Jörg machen es spannend, denn im Rahmen des Vorprogramms soll die bisher gezeichnete Summe bekannt gegeben werden.  

Beim Fanspiel putzt der S 04 Fanclub Geitheim anno 1981 den S.F.C. Königsblau-Plauen e. V. mit 5:2 von der Platte. Beim Minimatch messen sich zwei „Mixed Teams“ aus der Knappenschmiede mit U9-U11 Jungs und U13 Mädchen, weil die eingeladenen FCN-Minis bereits bei einem Jugendturnier verplant waren.

Nach etwas Werbung für die neue Retro-Kollektion und den Freundschafts-Beanie folgen Kurzvideos zur Genossenschaft und dem digitalen Zeichnungsprozess. S04-Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann lüftet wenig später mit Genossenschafts-Vorstand Michael Kalthoff und Aufsichtsrat Sven Kirstein das Geheimnis: Bislang wurden Anteile im Wert von ungefähr 3,5 Mio. € gezeichnet. Auf den Rängen entbrennen sofort heiße Diskussionen, ob das nun viel oder wenig ist; Fakt ist, dass Ende Januar nach Abbuchung der Versicherungsbeiträge etc. für das Jahr viele Menschen ohnehin ganz genau rechnen müssen.

Ein letztes Glückauf

Winter-Neuzugang Karius läuft artig applaudierend zu seinem ersten Heimspiel in die Arena ein und wird freundlich empfangen, dann wird S04-Stürmer-Idol Klaus Fischer mit einer Laudatio von Christina Rühl-Hamers und einem Bild seines legendären Fallrückziehers zum 75. Geburtstag geehrt. Wenig später folgt auch die Mannschaft zum Warmmachen.

In der Nordkurve zeichnet sich derweil bereits eine Aktion ab, denn zwischen die erwartungsvollen Fans haben sich zahlreiche mit weißen Umhängen und blauen Sturmhauben zur Unkenntlichkeit Vermummte gesellt. UGE-Vorsänger Dennis erläutert am Mikro, dass es darum geht, eine neue Zahnfahne „Ein letztes Glückauf an alle verstorbenen Glubb-Fans“ zu überreichen.

Feierlich flankiert wird dies mit einer Schweigeminute, die diesen Namen auch tatsächlich verdient hat: Über die gesamte Breite der Nordkurve spannt sich ein riesiges Spruchband mit der Aufschrift „Ein letztes Glückauf an alle verstorbenen Schalker und Glubb-Fans“, dazu flammen zahlreiche Bengalos auf. Gänsehaut pur!

Die Legende lebt auch in Blau und Weiß

Der mit 5.200 Nürnbergern gutgefüllte Gästeblock, der unter „Was auch immer passiert, wir lieben Dich sowieso“ firmiert, zeigt zwei Banner „Drüse und Fabian, Ihr seid heute mit dabei“ und „Ultras für immer“. Die Großfahnen mit den Gesichtern der beiden viel zu früh verstorbenen Schalker sind wie oft natürlich in der Nordkurve dabei, dieses Mal neben blau-weißen auch von schwarz-roten Fahnen umringt.

Danach wird gemeinsam die wunderschöne Club-Hymne „Die Legende lebt“ geschmettert, gefolgt von „Was singt heute jeder Fan, Schalke und der FCN“. Dirk und Jörg streuen noch Glückwünsche an den FC Sevilla zum 135. Geburtstag und etwas Statistik ein, dann wird zusammen die Aufstellung vom Club mit einem Sonderapplaus für den Ex-Knappen Flick durchgerufen. Chefcoach Miroslav Klose setzt auf Reichert, Karafiat, Knoche, Jeltsch, Soares, Flick, Villadsen, Castrop, Jander, Justvan und Tzimas.

Beim Steigerlied wabert immer noch der Rauch der Bengalos über das Spielfeld, dann folgen das Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb‘ ich Dich“ und „Schaaaalke und der FCN“. Zum Einmarsch der Teams gibt es dann auch die königsblaue Aufstellung: Kees van Wonderen beginnt mit Heekeren, Donkor, Kaminski, Schallenberg, Bulut, Seguin, Grüger, Mohr, Karaman, Aydin und Sylla.

Start nach Maß für Schalke

Zum Anpfiff lässt sich kurz der Gästeblock mit „Steht auf für den FCN“ vernehmen, dann steigt die Nordkurve dröhnend laut mit „Für Deine Farben leben und sterben wir“ und „Stadion geh’n, im Pappbecher Bier…“ ein. Auf dem Rasen gibt es nur eine kurze Abtastphase, dann schlägt Schalke erstmals zu: Flick bringt Karaman zu Fall, der fällige Freistoß landet von Mohr getreten im Fünfer und der Schalker Kapitän vollstreckt selber mit der Hacke zum frühen 1:0 (7.). Für Erheiterung sorgt, dass der Treffer für die Stadionregie offenbar doppelt zählt, denn auf dem Videowürfel wird sofort 2:0 eingeblendet.

Die Nordkurve macht gutgelaunt mit „Geh‘n mit Dir auf jede Reise“ weiter – und darf schnell ein zweites Mal jubeln: Zunächst verpassen Bulut und Karaman (13.) das 2:0, aber Donkor hängt Villadsen ab und legt schön in den Lauf von Sylla, der sich mit einem satten Linksschuss zum 2:0 bedankt (15.).

Der Jubel bei den Königsblauen in der mit 62.298 Zuschauern restlos ausverkauften Veltins-Arena ist groß, währt aber nicht lange, denn Castrops versucht es erst selber und legt dann im Liegen für Tzimas quer, der aus kurzer Distanz zum 2:1 abstaubt (17.).

Die spielen tatsächlich Fußball!?

Schalke lässt sich durch den etwas überraschenden Anschlusstreffer nicht aus dem Konzept bringen und marschiert mit Karaman (19.), einem Pfostenknaller von Seguin (21.), erneut Karaman (34.) und einem schönen Schuss von Mohr (36.) weiter nach vorne. „Die spielen ja tatsächlich Fußball, ansehnlichen Fußball“ bringt ein älterer Herr in Block M das Geschehen auf den Punkt.

Die Nordkurve unterstützt die Offensivaktionen natürlich nur zu gerne akustisch mit dem Wechselgesang „Schalke! – Nullvier!, „“Schalke, ich bin für Dich geboren“, „Schalke nur Du alleine“ und „Uns‘re Fahnen weh‘n im Wind“, zwischendurch ist aus dem Gästeblock „Eff! Cee! Enn!“ zu hören. Kurz vor der Pause gibt es dann tatsächlich ein kurzes Zwischenhoch für den Club, aber Heekeren kann gegen Justvan zur Ecke klären (42.), die Jeltsch per Kopf knapp über die Latte setzt.

Statt des Ausgleichs fällt das 3:1: Mohr flankt von der linken Seite in den Fünfer, wo Sylla zwei Bewacher abschüttelt und einköpft (45.). Zur allgemeinen Erheiterung wird der neue Spielstand mit dem Logo des FCK statt des FCN auf dem Würfel angezeigt.

Spenden in Höhe von 45.730,06 €

Nach zwei ereignislosen Minuten Nachspielzeit geht es mit der 3:1-Pausenführung und deutlichem Applaus in die Kabinen, an den Bierständen herrscht allgemeine Zufriedenheit über den bislang mehr als ansehnlichen Kick. Auch die Fanbox und der Talk mit Kirsche für das Team Fanbelange verbreiten heute gute Laune, denn im Mittelpunkt steht neben der Genossenschaft die Spendenübergabe der Ultras Gelsenkirchen an zahlreiche soziale Einrichtungen in Gelsenkirchen. Rund 45.730 € wurden durch den Verkauf des Nordkurvenkalenders und den Weihnachtsmarktstand erlöst. Für die Knappenkids-Auswärtsfahrt nach Köln sind noch Anmeldungen möglich.

Zur zweiten Halbzeit ersetzt Klose Flick durch Lubach. Die Nordkurve dröhnt „Voooorwärts Schalke, kämpfen und siegen!“, Attacke! und „Wir komm‘n vom Berger Feld“. Sylla und Castrop rasseln mit den Köpfen zusammen, können aber beide mit leichtem Brummschädel weitermachen. Schalke verwaltet den Vorsprung souverän, für den Club springen nur wenige und harmlose Vorstöße durch Danilo Soares heraus, der prompt durch Yilmaz ersetzt wird (60.). Schalke und der FCN…

In der 66. Minute gibt’s einen kurzen Aufreger, weil ein Drehschuss von Karaman im Strafraum an der Hand von Karafiat landet, aber Schiedsrichter Max Burda winkt ab, weil der Arm eng am Körper lag.

Schalke lässt nix anbrennen

Nunmehr wechselt auch van Wonderen, akustisch untermalt von „Olé Blau-Weiß“ und „Eine Stadt erstrahlt in Blau“ kommen Kalas für Grüger (67.) und Hamache für Mohr (72.), bei den Gästen ersetzt Joachims den leicht angeschlagenen Castrop (73.).

Ein Abschlag von Reichert landet genau im Gesicht von Schallenberg, der daraufhin kurz behandelt werden muss (80.). Die Nordkurve hat angesichts der Harmlosigkeit der Nürnberger Offensive bereits das gute Gefühl, dass hier nichts mehr anbrennt und schunkelt zum Schalke-Walzer. Klose versucht indes, mit dem Doppelwechsel Schleimer und Hofmann für Tzimas und Villadsen (82.) doch noch einmal das Ruder herumzureißen, aber außer einer folgenlosen Ecke springt nichts dabei heraus.

Die Schlussphase ist angebrochen; für die Hausherren darf Gantenbein noch ein paar Minuten für Aydin ran (88.). Er wird sofort Zeuge des vermeintlichen 4:1 durch Donkor, aber die Fahne ist bereits oben (89.). In der rund sechsminütigen (wofür eigentlich…?) Nachspielzeit passiert außer einem von Heekeren geklärten Schuss von Joachims (90+1.) nichts mehr, es bleibt beim verdienten 3:1-Heimsieg.

Schalke schafft den Anschluss ans Mittelfeld

Durch die drei Punkte verbleibt Schalke mit nunmehr 24 Punkten zwar auf Rang 13, hat aber durch das fünfte Spiel in Folge ohne Niederlage den Anschluss ans untere Mittelfeld mit Darmstadt, Nürnberg und Hertha mit jeweils 25 Punkten geschafft.

Neben der tabellarischen Stabilisierung sind die Fans insbesondere vom offensiven Schwung der ersten Halbzeit begeistert und empfangen die Mannschaft mit lautstarkem Applaus. Als der „Königsblaue S 04“ verklungen ist, schlagen der Mannschaft tausende hochgereckte Hände und „S!!! 0!!! 4!!!“ entgegen. Schalke!-Sprechchöre und „Auf geht’s Schalke, kämpfen und siegen“ dürfen natürlich nicht fehlen, bevor die Mannschaft auf die Stadionrunde geht.

Die nächsten Aufgaben gegen Magdeburg und in Köln haben es durchaus in sich, aber die heutige Leistung macht den Schalkefans Mut…