Da gehen königsblaue Herzen auf: Adventssingen in der Glückauf-Kampfbahn
16. Dezember 2024Die 8+1. Auflage des Adventssingens des Schalker Supporters Club beweist einmal mehr, dass „bigger“ bei weitem nicht immer „better“ ist und Schalker keinen Schnickschnack brauchen, um sich unter Gleichgesinnten wohl zu fühlen. Für erschwingliche 5 Euro – die Tickets dienen in erster Linie der Einlasskontrolle aufgrund der Begrenzung der Zuschauerzahl wegen der baulichen Sicherheitsauflagen – gibt es königsblaue Weihnachtsgefühle satt.
Erfunden haben es die „Eisernen“ aus Berlin: Weihnachtssingen im Stadion. Von Fans für Fans – und genau diese Idee griffen im Jahr 2014 der Schalker Supporters Club, Teutonia Schalke und die Offene Kirche Schalke auf. Schauplatz des kleinen, aber feinen und familiären Beisammenseins im Licht der Kerzen ist seitdem alljährlich die altehrwürdige Glückauf-Kampfbahn, Geburtsstätte des berühmten Schalker Kreisels. Neu ist in diesem Jahr der Blick auf das riesige Nordkurven-Mural an der Wand des Bosch-Hauses.
Weihnachtsdorf statt Weihnachtsbäckerei
Bei 8 Grad und leichtem Nieselregen füllt sich das königsblaue „Weihnachtsdorf“ schnell. Die bewährten Stände versorgen hungrige und durstige Kehlen mit Glühwein, Punsch, Kakao, Steaks, Bier, Würstchen und mit viel Liebe gebackenen Waffeln. Als echtes Familienevent konzipiert flanieren vom Baby bis zum Oppa einschließlich Puppen und Vierbeiner alle an den Ständen u. a. der offenen Kirche und des Supporters Clubs vorbei. Für leuchtende (nicht nur) Kinderaugen sorgt Maskottchen Erwin, der alle an sein plüschiges Herz drückt.
Begrüßung und Moderation übernimmt wie bereits im Vorjahr der Schalker sky-Reporter Dirk Grosse Schlarmann, ebenfalls Mitglied im Supporters Club. Die wievielte Auflage des Adventssiegens das ist, geht ihm nicht über die Lippen – und auch Supporters-Vize Dennis „Elton“ Steckel, der in Vertretung für den urlaubenden Andreas Jour alle Anwesenden herzlich willkommen heißt, spricht nur von der „eigentlich 10.“ und „8+1.“ Durchführung…
Betlehem und Christkindl
Anschließend erläutert Christiane von der offenen Kirche Schalke kurz das Friedenslicht von Betlehem: Seit 1986 geht alljährlich eine in der Geburtskirche entzündete Flamme um die Welt und soll Menschen verbinden und Frieden stiften. Anders als in allen Jahren zuvor, konnte das Licht aufgrund des Krieges in Israel dieses Mal nicht neu entzündet werden, aber Christkindl, die österreichische Partnerstadt Betlehems, hat das Licht des letzten Jahres bewahrt und in die Welt verteilt. Und so wandert das Friedenslicht von einem Schalker zum anderen und sorgt für einen warmen Lichterschein.
Der musikalische Teil wird stilecht mit dem Steigerlied eingeläutet, ein echter Gänsehautmoment. Dann folgen „Wir sagen Euch an den lieben Advent“, „Morgen Kinder wird’s was geben“, „Stern über Bethlehem“ und „Alle Jahre wieder“, letzteres als Solo von Sabrina Führer, die mit ihrem Keyboard das bewährte Duo bestehend aus Anja Wortmann mit ihrer blauen Gitarre und Engelsstimme und Uwe Senftleben mit seinem beliebten Akkordeon verstärkt. Gemeinsam sorgen sie für die richtigen Töne.
Wo man singt, da lass Dich nieder
In der ersten kleinen Pause liest Christiane eine etwas andere Weihnachtsgeschichte vor: Die hochschwangere Maria ist in Gelsenkirchen auf Herbergssuche… Die Hospitality-Bereiche sind zu teuer, die Nordkurve zu laut, aber die Sanitäter schieben einige Kästen zusammen und legen blauweiße Schals drunter, denn eine göttliche Geburt ist selbst in der Nordkurve neu. Die Stadiondurchsage besagt denn auch, dass ein Kind geboren ist, das Hoffnung für Schalke und die ganze Welt bringt – „es liegt auf einer Bierkiste, in Schals gewickelt!“ Drei seltsame Gestalten nähern sich und überreichen Geschenke, einen Schal, einen Ball und ein Trikot. Die Moral von der Geschicht‘: Manchmal passiert etwas, das ist größer als Fußball: Ein Licht ist in die Welt gekommen.
Im zweiten Liederblock stehen „Ihr Kinderlein kommet“, „Kling, Glöckchen, klingelingeling“, „Leise rieselt der Schnee“ und „Oh Tannenbaum“, „auf dem Programm. Das Textheftchen hilft über kleine Hänger bei den späteren Strophen hinweg.
In der zweiten Pause trägt die sechsjährige Lara wie ein echter Profi – schließlich ist es bereits ihr dritter Auftritt – ein Gedicht an den Weihnachtsmann vor und bekommt donnernden Applaus.
Da werden selbst die Engel neidisch
Im dritten Liederblock erklingen „Kommet Ihr Hirten“, „Süßer die Glocken nie klingen“, „Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen“, und „Fröhliche Weihnacht überall“ aus zunehmend besser geölten Kehlen in die dunkle Kampfbahn und den Gelsenkirchener Nachthimmel hinaus. Einfach schön!
Die dritte Pause muss Dirk Grosse Schlarmann selbst füllen, stilecht mit königsblauer Weihnachtsmütze und Christmas-Pulli. Er warnt: Sein Gedicht wurde VOR dem Spiel in Paderborn geschrieben und beinhaltet einige Schalker Träumereien: Aufstiegsparty im Mai 2025, Terodde wird in der Winterpause reaktiviert, das Bier kostet 2,04 und Kaminski spielt in der Rückrunde schnell wie ein Blitz.
Hühnerfell bei „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“
Nach den schönen Träumen wird wieder gesungen; der 04. und letzte Liederblock wartet mit „Oh Du fröhliche“, „Peace, Friede, Schalom, Salam“ und „Stille Nacht“ auf; schade, dass es schon vorbei ist. Aber halt, ganz vorbei ist es ja noch nicht: Ohne unser Vereinslied gehen wir nicht nach Hause! Passend zum Bekenntnis „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“, wird auch die zuvor rot und gelb erleuchtete Tribüne blau und weiß illuminiert, dazu beleuchten auf der gegenüberliegenden Seite zahlreiche Stroboskoplichter das Transparent „Der Supporters Club wünscht ein frohes Fest“. Akuter Gänsehautalarm!
Am Ende gehen alle Teilnehmer mit einem wohlig-warmen Gefühl, dass die 1.000 Freunde nicht nur ein Lippenbekenntnis sind, nach Hause. Schalke ist eben neben aller sportlichen Performance etwas ganz Besonders, der geilste Club der Welt – Glückauf!
Sehr schön beschrieben, immer wieder eine tolle Aktion